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Veröffentlicht am 17.01.2023 04:21

Wie man seine Nasenspray-Sucht loswird

Das Gefühl, keine Luft zu bekommen, lässt einen bei einer Nasenspray-Gewöhnung immer wieder zum Fläschchen greifen. Auf Dauer leiden allerdings die Schleimhäute. (Foto: Bernd Diekjobst/dpa-tmn)
Das Gefühl, keine Luft zu bekommen, lässt einen bei einer Nasenspray-Gewöhnung immer wieder zum Fläschchen greifen. Auf Dauer leiden allerdings die Schleimhäute. (Foto: Bernd Diekjobst/dpa-tmn)
Das Gefühl, keine Luft zu bekommen, lässt einen bei einer Nasenspray-Gewöhnung immer wieder zum Fläschchen greifen. Auf Dauer leiden allerdings die Schleimhäute. (Foto: Bernd Diekjobst/dpa-tmn)

Die Erkältung hat sich längst verkrümelt, der Griff zum Nasenspray gehört aber weiter zur täglichen Routine. Das passiert schneller, als so manch einer denkt.

Denn die Schleimhäute in unserer Nase gewöhnen sich mit der Zeit an abschwellende Nasensprays. Damit die Nase frei wird und man gut Luft bekommt, braucht es dann immer mehr Sprühstöße. Und das in kürzerer Zeit.

Der HNO-Arzt Bernhard Junge-Hülsing aus Starnberg erzählt im Interview, warum das ein Problem ist und mit welchem Trick man die Entwöhnung anpacken kann.

Wenn man dauerhaft über eine längere Zeit - zehn oder vierzehn Tage etwa - täglich abschwellende Nasensprays nimmt, dann ist man ziemlich sicher abhängig. Allerdings ist das nicht wirklich eine psychische Abhängigkeit oder Sucht, sondern eher Gewöhnung.

Manchmal empfinden die Leute es als angenehm, dass sie dank Nasenspray so supergut durch die Nase Luft bekommen. Obwohl das gar nicht notwendig ist. Denn für die Lungenentfaltung etwa ist so ein kleiner Widerstand beim Atmen hilfreich.

Abschwellende Nasensprays wirken dadurch, dass der Wirkstoff Xylometazolin in der Nasenschleimhaut an den Rezeptoren andockt. Die Schleimhäute ziehen sich dann zusammen. Man bekommt besser Luft.

Wenn man das dauerhaft macht, wird die Nasenschleimhaut allerdings nicht mehr so gut durchblutet und befeuchtet. Dann wird sie dünn wie Pergamentpapier. Und dann kann die Nase ihren Job nicht mehr gut machen - das Befeuchten, Erwärmen und Reinigen der Atemluft.

Man kann versuchen, auf ein Nasenspray mit geringerer Wirkstoff-Konzentration umzusteigen - also erst von Erwachsenen- auf Kinder-Nasenspray und dann auf Baby-Nasentropfen.

Ein einfacher Trick, der aber gut funktioniert: Man markiert - etwa bei Baby-Nasentropfen - den vollen und den halben Füllstand der Flasche. Ist das Fläschchen halb leer, füllt man es mit Wasser wieder auf. Und dann wieder. Man entwöhnt die Nasenschleimhäute also, indem man den Wirkstoff, das Xylometazolin, immer weiter verdünnt.

Dann kann es sein, dass es einen Grund gibt, warum man abhängig ist. Zum Beispiel eine Allergie. Wenn die Nase nachts immer zu ist, kann eine Hausstauballergie dahinterstecken. Denn die Milben fühlen sich in Betten besonders wohl, weil sie es dort feucht und warm haben und sich von unseren Hautschuppen ernähren.

Es kann aber auch daran liegen, dass man vielleicht eine Nasenscheidewandverbiegung hat und deshalb nur mit Nasenspray Luft bekommt. Die Nase wächst ein Leben lang.

Auch Polypen in der Nase können eine Ursache sein. Auch dafür gibt es andere Lösungen als Nasenspray. Wenn es mit der Entwöhnung also nicht klappt, sollte man zum HNO-Arzt gehen und herausfinden, ob es andere behandelbare Ursachen dafür gibt.

Bernhard Junge-Hülsing arbeitet als HNO-Arzt in Starnberg und ist Pressesprecher des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte.

© dpa-infocom, dpa:230116-99-239038/3

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