Nicht für jede Familie ist Friede und Freude unterm Tannenbaum. Manche Eltern haben sich im Laufe des Jahres getrennt und fragen sich: Wie kann man für sein Kind oder seine Kinder dennoch schöne Weihnachten gestalten?
„Das ist gar nicht so einfach, gerade wenn man noch frisch getrennt ist und nun nur noch als Eltern funktioniert“, sagt Dana Mundt, Sozialpädagogin von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) im Interview. Jeder in der Kernfamilie habe am Trauer-Schmerz zu knabbern. Und ausgerechnet in der Phase komme Weihnachten ins Spiel - eigentlich die schönste (Familien)-Zeit im Jahr.
Dana Mundt: Natürlich kann Weihnachten nun nicht mehr wie früher stattfinden. Im Idealfall gelingt es aber, sich abzusprechen und die Kinder im Blick zu behalten: Welche Tage sollten sie wo sein? Ist der Plan abgestimmt, sollte man die Kinder dabei liebevoll und einfühlsam begleiten - ohne dass sie ein schlechtes Gewissen bekommen, weil Mama oder Papa diesen Feiertag alleine ist.
Einerseits ist es wichtig, bestimmte frühere Rituale, wie Plätzchen backen oder dekorieren, beizubehalten. Das gibt Sicherheit und Halt. Andererseits hilft es aber auch, neue Rituale zu entwickeln. Damit meine ich nicht, dass sich die Ex-Partner nun in einen Wettbewerb stürzen, wer die größeren Masse von besseren und tolleren Geschenken auffährt. Neue Rituale sollten mit Dasein, Zeit verbringen und Zuhören zu tun haben.
Dana Mundt: Je nachdem wie alt die Kinder sind, wechselt man sich vielleicht in den Jahren ab: Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage beim einen, dann die Tage über Neujahr beim anderen und im Jahr drauf halt umgekehrt.
Andere Familien zurren es für die Kinder so fest, dass Heiligabend so wie auch früher zuhause stattfindet und man sich dann am 1./2. Weihnachtsfeiertag abwechselt. Hier dürfen ganz individuelle Lösungen gefunden werden.
Wenn früher mit allen Großeltern gemeinsam gefeiert oder zum Ente-Essen gefahren wurde, könnte man das auf die Adventswochenenden legen. Mit den einen Großeltern wird ein Lebkuchenhaus gebacken, mit den anderen Plätzchen. Oder es steht mit Oma und Opa ein Weihnachtsmarktbummel an.
Ich hatte auch mal Eltern in der Beratung, die nach der Trennung die Chance genutzt haben und einfach verreist sind - abwechselnd mit den Kindern und was ganz Neues ausprobiert haben. Vielleicht braucht es auch manchmal solche Brüche auf dem Weg raus aus alten Mustern und Strukturen hin zu etwas Neuem.
Dana Mundt: Wünschenswert ist ein Minimum an Kooperation zwischen dem ehemaligen Paar. Die Kinder sollten dabei nicht ausgehorcht werden, wie es am ersten Feiertag bei dem anderen Partner war. Sie sollten sie eher begleiten und auch entlasten, so dass die Kinder nicht das Gefühl haben, sich entscheiden zu müssen. Oder in ein Dilemma rutschen, im Sinne von nicht alles erzählen können, weil sie damit Mama oder Papa traurig machen. Das Paar als Elternteam ist und bleibt sehr wichtig.
Dana Mundt: Toll wäre es, wenn es gelingt, die Kinder gehen zu lassen, ohne schlechtes Gewissen zu machen. Man dürfe zwar schon die eigenen Gefühle benennen, sollte aber auch die Botschaft mitgeben: „Ich freue mich, wenn es dir bei Mama beziehungsweise Papa heute richtig gut geht.“
Bei der Kompromissfindung sollten die Kinder allerdings nicht überfordert werden, etwa an Heiligabend hin und her geschickt werden. Sie sollten zur Ruhe kommen können.
Dana Mundt: Das Elternteil, das elternfrei hat, sollte auch gut für sich sorgen. Im Idealfall kann es die Zeit, in der das Kind beim anderen Elternteil verbringt, gut für sich nutzen, um die eigenen Akkus zu laden, sich etwa mit Freunden treffen, ausgehen oder etwas tun, was einem selbst guttut.
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