Das Schicksal des Frachters „Ruby“ mit rund 20.000 Tonnen Ammoniumnitrat an Bord, der manövrierunfähig in der Nordsee liegt, ist unklar. Das staatliche dänische Unternehmen DanPilot teilte dem dänischen Sender DR mit, dass es keine Anfrage der „Ruby“ mehr für einen Lotsen gebe.
Das könnte darauf hindeuten, dass sich die Pläne des Schiffs geändert haben. Das dänische Schifffahrtsamt hatte dem beschädigten Frachter die Durchfahrt durch dänische Gewässer nur mit einem Lotsen an Bord erlaubt.
Derzeit liegt das Schiff unter maltesischer Flagge in norwegischen Gewässern südwestlich der Stadt Kristiansand und hat sich laut Schifffahrts-Trackingdiensten zuletzt kaum bewegt.
Die Route wird in allen Anrainerstaaten von Nord- und Ostsee genau verfolgt. „Die Bundespolizei beobachtet das Frachtschiff weiterhin und steht mit den benachbarten Behörden und internationalen Partnern im Austausch“, teilte die zuständige Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt auf Anfrage mit.
Die „Ruby“ war auf dem Weg von der nordrussischen Halbinsel Kola zu den Kanarischen Inseln, als sie in einem Sturm beschädigt wurde. Nach mehreren Wochen im nordnorwegischen Tromsø wurde sie dort wegen ihrer riskanten Ladung aus dem Hafen verwiesen. Als Zielort für eine Reparatur gilt nun das litauische Klaipėda, aber die Behörden des baltischen EU-Staates haben ebenso bereits die Einfahrt verweigert wie die schwedischen Häfen Göteborg und Uddevalla.
Ammoniumnitrat gilt als Auslöser der Katastrophe im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut im August 2020. Dort waren über Jahre große Mengen der Chemikalie, die auch als Hauptbestandteil von Düngemittel dient, unsachgemäß im Hafen gelagert worden. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben.
Experten warnen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor einer „Schattenflotte“ aus häufig veralteten und schlecht gewarteten Schiffen unter Flagge von Drittstaaten, die russische Güter durch Ost- und Nordsee transportieren. Jacob Kaarsbo vom dänischen Think Tank Europa sagte DR, die „Ruby“ verhalte sich „verdächtig“. Er schließe nicht aus, dass das Schiff Teil eines hybriden Kriegs ist, mit dem Russland die Reaktion der nordeuropäischen Staaten testen wolle, sagte Kaarsbo.
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