Katzen sind für viele genauso Teil der Familie wie die eigenen Kinder. Ähnlich sorgen sie sich auch um die Gesundheit ihrer pelzigen Freunde. Zwischen Übeltätern wie Zecken und Würmern geht eines jedoch schnell unter: die Zahngesundheit. Faucht eine Katze vor ihrem Futter oder riecht streng aus dem Maul, können das Hinweise auf Zahnprobleme sein. Im Interview erklärt der Facharzt für Kleintiere, Thomas Steidl, wie es gar nicht erst so weit kommt.
Frage: Woher weiß man, ob man seine Katze bei der Zahnpflege unterstützen muss?
Thomas Steidl: Zahnpflege sollte eigentlich immer stattfinden. Das sollte man möglichst machen, solange noch alles gesund ist. Wenn erst mal Krankheiten da sind, dann ist die Zahnpflege nicht mehr im Vordergrund, sondern die Zahnbehandlung.
Es gibt Fingerlinge, die man sich über den Zeigefinger ziehen und damit die Zähne putzen kann. So kann man dem Plaque entgegenwirken. Das ist bei Katzen immer etwas schwieriger, weil sie in der Regel nicht so kooperativ sind. Ich kenne aber einige Katzen, bei denen der Besitzer es geschafft hat - eben von Welpenbeinen an.
Frage: Und was tut man, wenn die Katze das eben überhaupt nicht mag?
Thomas Steidl: Dann geht das eben nicht mit der Zahnpflege. Man muss einfach hoffen, dass die Selbstreinigung der Zähne ausreichend ist, die ja bei der Katze - wie bei allen anderen Säugetieren auch - vorhanden ist. Aber trotzdem wissen wir, dass Katzen auch immer wieder eine ganz individuelle Veranlagung haben, enormen Zahnstein zu bilden. Und dass das auch die Ursache dafür ist, dass weitere Zahnerkrankungen auftreten. Besonders betroffen sind Katzen, die einen kurzen Gesichtsschädel haben, wie zum Beispiel Perserkatzen.
Einmal jährlich sollte man mit seiner Katze zum Tierarzt gehen und ihr unter Narkose den Zahnstein entfernen lassen. Auch Zahntaschen können dabei saniert werden. In der Regel ist es so, dass eine Katze bis ins hohe Alter narkosefähig ist. Besitzer sollten sich daher mehr Sorgen um faulende Zähne als um die Betäubung machen.
Frage: Manche Tierärzte raten bei besonders schweren Fällen dazu, die Zähne ziehen zu lassen. Würden Sie da zustimmen?
Thomas Steidl: Gezogen wird natürlich nur ein kranker Zahn, der nicht mehr funktionsfähig ist, Schmerzen bereitet oder Entzündungen hervorruft. Und diese Entscheidung wird der Tierarzt oder die Tierärztin immer nach gründlicher Untersuchung des Zahnes treffen. In der Regel gehört da heutzutage ein Röntgenbild dazu, wie bei Menschen auch. Und wenn der Tierarzt sagt: Jawohl, wir haben hier einen kranken Zahn, der macht Schmerzen, von dem geht weiterer Schaden aus, dann wird der Zahn gezogen - natürlich.
ZUR PERSON: Thomas Steidl ist Fachtierarzt für Kleintiere und im Ausschuss der Bundestierärztekammer (BTK). Der 70-Jährige leitete bis vor zwei Jahren eine Klinik für Kleintiere in Tübingen. Er selbst hält zwei Landschildkröten und zwei Hunde.
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