Bei aller Vorfreude auf die eigene WM-Premiere denken Deutschlands Weitsprung-Hoffnungen Mikaelle Assani und Maryse Luzolo auch an den im Team so vermissten Leichtathletik-Star Malaika Mihambo.
„Natürlich fehlt sie, weil sie eine Weitsprung-Ikone und eine Freundin für uns ist“, sagte Assani, die am Freitag im Teamhotel in Budapest westlich der Donau Geburtstag feiern konnte. Am Tag vor dem Weitsprung-Vorkampf wurde die gebürtige Pforzheimerin 21 Jahre alt.
6,91 Meter stehen aus dem Mai als Bestweite in Assanis Statistik, womit sie zu den Top 10 der Welt zählt. Luzolo landete drei Wochen vor der WM ihren weitesten Satz. „Die 6,84 Meter haben mir nochmal richtig Rückwind und die Sicherheit gegeben, Maryse du kannst springen und es kann gut klappen bei der WM“, sagte die 28 Jahre alte Frankfurterin der Deutschen Presse-Agentur. Erste im Klassement ist die Jamaikanerin Ackelia Smith mit 7,08 Metern. Eine absolute Topweite gibt es nicht, aber zwölf Springerinnen mit 6,91 Metern oder mehr dokumentieren eine enorme Leistungsdichte.
Die zweimalige Weltmeisterin Mihambo wird im Ranking mit 6,93 Metern von den deutschen Meisterschaften geführt. Wegen des dort erlittenen Muskelfaserrisses fehlt die Olympiasiegerin aber in Ungarn. Mihambo hat längst Olympia ins Visier genommen. „Ich freue mich auf Paris 2024. Jetzt erst recht!“, verkündete die 29-Jährige zuletzt. Bei Welt- und Europameisterschaften wie auch bei den Sommerspielen in Tokio war sie stets ein Medaillengarant für den Deutschen Leichtathletik-Verband.
„Malaika und ich wünschen der Mannschaft viel Erfolg und wir hoffen, dass alle selbstbewusst in die Wettkämpfe gehen. Aufgeben gilt nicht“, sagte ihr Trainer Ulli Knapp, der nach einem halben Jahrhundert vor Ort diesmal ungewohnter Weise TV-Zuschauer ist. „Die WM ist aufgrund der vielen Verletzungen im Vorfeld zwar eine große Herausforderung, aber zugleich auch eine Chance gerade für die jungen Athletinnen und Athleten, zu zeigen, was sie können.“
Das gilt auch für die Weitspringerinnen, die beim Vorkampf an diesem Samstag zu den ersten DLV-Startern zählen. „Bei diesem starken Feld muss man in der Qualifikation hellwach sein und schon seine Bestleistung abrufen“, sagte Uwe Florczak, leitender DLV-Bundestrainer Sprung.
Bei Assani, die beim EM-Sommermärchen vor einem Jahr in München als jüngste deutsche Leichtathletin am Start war, sieht Florczak bei entsprechender Weiterentwicklung das Potenzial zu einer Sieben-Meter-Springerin. „Ich erwarte jetzt nicht von mir, dass ich jeden Tag 6,91 Meter springe“, sagte die Studentin des Bio-Ingenieurwesens. „Es zeigt aber für die nächsten Jahre, dass da auf jeden Fall noch was in mir steckt.“
Luzolo, 2014 mit Bronze bei der U20-WM dekoriert, war auch auf dem besten Weg Richtung internationaler Spitze. Doch eine falsch eingestellte vollautomatische Beinpresse fügte der Biologiestudentin und Sportsoldatin im Jahr 2017 schwerste Knieverletzungen zu; ihre Chance auf weiteren Leistungssport wurde von Ärzten auf null eingeschätzt. Schon der Weg zurück ist ein Riesenerfolg: 2019 feierte sie ihr Comeback, 2021 erfüllte sie sich den Olympia-Traum - und jetzt springt sie weiter als je zuvor.
Zwar fühlt sich Luzolo nach dem Mihambo-Ausfall „nicht mehr im Rampenlicht“. Ein großes Publikum erreichte sie aber auch schon: In der legendären Sendung „Sesamstraße“ brachte sie Elmo und Abby das Weitspringen bei.
Luzolo hofft wie Assani auf den Finaleinzug. Gemeinsam präsentierten sich die beiden freudestrahlend kurz vor dem WM-Start am Trainingsplatz. „Wir sind die M&M's“, scherzte Assani über sich (Mikaelle), Maryse, Malaika und die nach einer Verletzung nicht qualifizierte Merle Homeier. „Natürlich ist es super schade, dass Mali nicht dabei ist. Wir kennen uns lange und sind echt gut befreundet. Man vermisst sie im Team“, sagte Luzolo. „Wir springen für Malaika auf jeden Fall mit.“
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