80 Jahre Kriegsende: So blickt Ansbach 2025 auf den Zweiten Weltkrieg zurück | FLZ.de

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Veröffentlicht am 22.01.2025 10:00

80 Jahre Kriegsende: So blickt Ansbach 2025 auf den Zweiten Weltkrieg zurück

An der Gedenkstele für die Widerstandskämpfer am Martin-Luther-Platz: Vertreter der Stadt, der Kirchen, Schulen und der Kulturszene sowie von Vereinen und Initiativen haben gemeinsam ein umfangreiches Programm konzipiert, um an das Kriegsende vor 80 Jahren zu erinnern und in die Zukunft zu blicken. (Foto: Lara Hausleitner)
An der Gedenkstele für die Widerstandskämpfer am Martin-Luther-Platz: Vertreter der Stadt, der Kirchen, Schulen und der Kulturszene sowie von Vereinen und Initiativen haben gemeinsam ein umfangreiches Programm konzipiert, um an das Kriegsende vor 80 Jahren zu erinnern und in die Zukunft zu blicken. (Foto: Lara Hausleitner)
An der Gedenkstele für die Widerstandskämpfer am Martin-Luther-Platz: Vertreter der Stadt, der Kirchen, Schulen und der Kulturszene sowie von Vereinen und Initiativen haben gemeinsam ein umfangreiches Programm konzipiert, um an das Kriegsende vor 80 Jahren zu erinnern und in die Zukunft zu blicken. (Foto: Lara Hausleitner)

Im Februar vor 80 Jahren wurde das Ansbacher Bahnhofsviertel durch Bomben der Alliierten zerstört. Im April ermordeten die Nazis Robert Limpert. Im Mai endete der Zweite Weltkrieg. Mit einer Fülle von Veranstaltungen blicken die Stadt und etliche Kooperationspartner zurück auf die dramatischen Ereignisse – und stellen Bezüge her zur Gegenwart und Zukunft.

Bei einem Pressegespräch präsentierten am Dienstag Vertreter der Stadt Ansbach, der Kirchen und Schulen, des Frankenbundes, der Bürgerbewegung für Menschenwürde und der Ansbacher Kulturszene das umfangreiche Programm zum Thema „80 Jahre danach“. Angeboten werden in den nächsten Monaten unter anderem Vorträge und Lesungen, eine Ausstellung mit historischen Fotografien und Zeitzeugen-Berichten im Markgrafenmuseum, ein Kunstprojekt mit Bürgerbeteiligung, die Aufführung eines Requiems sowie die Uraufführung eines Theaterstücks zu Robert Limpert.

Vom Bahnhofsgelände war nach den Luftangriffen im Februar 1945 kaum mehr etwas übrig. In den umliegenden Häusern, die Treffer abbekommen hatten, starben vor allem Frauen und Kinder. (Foto: FLZ-Archiv)

Bombenangriffe auf Ansbach: Wer erinnert sich an die Opfer aus der Familie?

Am 22. und 23. Februar vor 80 Jahren kamen über 450 Bürgerinnen und Bürger ums Leben. Viele weitere wurden schwer verletzt. Die FLZ möchte den Opfern ein Gesicht geben.

Preis für Zivilcourage wird wieder vergeben

Dazu kommen Gedenkgottesdienste und Gedenkstunden, eine Stadtführung zur Bombardierung und zum Kriegsende, die Enthüllung eines Denkmals für einen getöteten Zwangsarbeiter und eine erneute Stolperstein-Verlegung. Zudem wird die Bürgerbewegung für Menschenwürde nach einer mehrjährigen Pause wieder den Robert-Limpert-Preis für Zivilcourage und den Einsatz für Menschenrechte verleihen. An Limperts 100. Geburtstag, am 15. Juli, ist ein ökumenischer Gottesdienst mit Regionalbischöfin Gisela Bornowski und Erzbischof Herwig Gössl geplant.

Das umfangreiche Programm verbinde „Kultur und Erinnerungskultur“, erläuterte Nadja Wilhelm, die städtische Kulturreferentin. Denn es solle nicht nur in die Vergangenheit geblickt, sondern „das Thema auch ins Heute, ins Hier und Jetzt gebracht werden“.

Zu den Höhepunkten der Veranstaltungsreihe gehört ein Kunstprojekt mit den „Verkehrsschildern der Gerechtigkeit“, die der Nürnberger Bildhauer Johannes Volkmann gemeinsam mit Kindern konzipiert hat. Die ungewöhnlichen Schilder in normaler Verkehrsschild-Größe weisen zum Beispiel auf die Bedeutung von Respekt und Menschenwürde hin, erklären den Krieg zur Sackgasse oder kennzeichnen das Ende von Rassismus.

Verschiedene Schilder im Ansbacher Stadtgebiet

Am 22. Februar, dem Jahrestag der ersten Bombardierung Ansbachs, wird das erste Schild aufgestellt – voraussichtlich am Bahnhofsplatz. Danach folgen weitere Schilder – und Bürgerinnen und Bürger jeden Alters sind eingeladen, sich mit den Motiven auseinanderzusetzen. Die Schilder können in beliebiger Menge gekauft oder geliehen werden, so dass sie an vielen Stellen im öffentlichen Raum oder auch in Schulen und Betrieben zu entdecken sein werden.

In einer Schule, konkret im Gymnasium Carolinum, wird ab Oktober ein Theaterstück zu Robert Limpert mit dem Titel „20 Minuten im Frühling“ zu sehen sein. Der junge Widerstandskämpfer, der einst Schüler am Carolinum war, wurde im April 1945 am Martin-Luther-Platz von den Nationalsozialisten ermordet – wenige Stunden vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen.

„Wer war Robert Limpert? Wer waren die Menschen, die glaubten, ihn im letzten Moment töten zu müssen? Welche Rückschlüsse können wir aus beider Selbstverständnis und Handeln für unser eigenes, heutiges ziehen? Oder zugespitzt gesagt: Wer wären wir in diesen 20 Minuten gewesen – Robert Limpert oder seine Richter und Henker?“ Solche Fragen stellt das freie Ansbacher Theaterensemble Spiel.Werk mit der Produktion.

Zeitdokumente in einem Theaterstück

In dem Stück werden „Zeitdokumente und fiktive Texte, Musik, Bewegung, Tanz und Schauspiel zu einer Collage“ zusammengefügt, schilderte die Regisseurin Daniela Aue. Geeignet ist die Inszenierung, die an verschiedenen Orten im Schulhaus zu erleben sein soll, für Menschen ab zehn Jahren.

Eröffnet wird die facettenreiche Veranstaltungsreihe zum Kriegsende am nächsten Montag, 27. Januar, um 18.30 Uhr mit einer Holocaust-Gedenkstunde in St. Gumbertus sowie einem Vortrag zum Schicksal der jüdischen Bewohner Ansbachs.


Lara Hausleitner
Lara Hausleitner
Redakteurin für Lokales und Kultur - und Reisende aus Leidenschaft.

"I have never written a word that did not come from my heart. I never shall."
Nellie Bly
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