Im Februar vor 80 Jahren wurde das Ansbacher Bahnhofsviertel durch Bomben der Alliierten zerstört. Im April ermordeten die Nazis Robert Limpert. Im Mai endete der Zweite Weltkrieg. Mit einer Fülle von Veranstaltungen blicken die Stadt und etliche Kooperationspartner zurück auf die dramatischen Ereignisse – und stellen Bezüge her zur Gegenwart und Zukunft.
Bei einem Pressegespräch präsentierten am Dienstag Vertreter der Stadt Ansbach, der Kirchen und Schulen, des Frankenbundes, der Bürgerbewegung für Menschenwürde und der Ansbacher Kulturszene das umfangreiche Programm zum Thema „80 Jahre danach“. Angeboten werden in den nächsten Monaten unter anderem Vorträge und Lesungen, eine Ausstellung mit historischen Fotografien und Zeitzeugen-Berichten im Markgrafenmuseum, ein Kunstprojekt mit Bürgerbeteiligung, die Aufführung eines Requiems sowie die Uraufführung eines Theaterstücks zu Robert Limpert.
Dazu kommen Gedenkgottesdienste und Gedenkstunden, eine Stadtführung zur Bombardierung und zum Kriegsende, die Enthüllung eines Denkmals für einen getöteten Zwangsarbeiter und eine erneute Stolperstein-Verlegung. Zudem wird die Bürgerbewegung für Menschenwürde nach einer mehrjährigen Pause wieder den Robert-Limpert-Preis für Zivilcourage und den Einsatz für Menschenrechte verleihen. An Limperts 100. Geburtstag, am 15. Juli, ist ein ökumenischer Gottesdienst mit Regionalbischöfin Gisela Bornowski und Erzbischof Herwig Gössl geplant.
Das umfangreiche Programm verbinde „Kultur und Erinnerungskultur“, erläuterte Nadja Wilhelm, die städtische Kulturreferentin. Denn es solle nicht nur in die Vergangenheit geblickt, sondern „das Thema auch ins Heute, ins Hier und Jetzt gebracht werden“.
Zu den Höhepunkten der Veranstaltungsreihe gehört ein Kunstprojekt mit den „Verkehrsschildern der Gerechtigkeit“, die der Nürnberger Bildhauer Johannes Volkmann gemeinsam mit Kindern konzipiert hat. Die ungewöhnlichen Schilder in normaler Verkehrsschild-Größe weisen zum Beispiel auf die Bedeutung von Respekt und Menschenwürde hin, erklären den Krieg zur Sackgasse oder kennzeichnen das Ende von Rassismus.
Am 22. Februar, dem Jahrestag der ersten Bombardierung Ansbachs, wird das erste Schild aufgestellt – voraussichtlich am Bahnhofsplatz. Danach folgen weitere Schilder – und Bürgerinnen und Bürger jeden Alters sind eingeladen, sich mit den Motiven auseinanderzusetzen. Die Schilder können in beliebiger Menge gekauft oder geliehen werden, so dass sie an vielen Stellen im öffentlichen Raum oder auch in Schulen und Betrieben zu entdecken sein werden.
In einer Schule, konkret im Gymnasium Carolinum, wird ab Oktober ein Theaterstück zu Robert Limpert mit dem Titel „20 Minuten im Frühling“ zu sehen sein. Der junge Widerstandskämpfer, der einst Schüler am Carolinum war, wurde im April 1945 am Martin-Luther-Platz von den Nationalsozialisten ermordet – wenige Stunden vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen.
„Wer war Robert Limpert? Wer waren die Menschen, die glaubten, ihn im letzten Moment töten zu müssen? Welche Rückschlüsse können wir aus beider Selbstverständnis und Handeln für unser eigenes, heutiges ziehen? Oder zugespitzt gesagt: Wer wären wir in diesen 20 Minuten gewesen – Robert Limpert oder seine Richter und Henker?“ Solche Fragen stellt das freie Ansbacher Theaterensemble Spiel.Werk mit der Produktion.
In dem Stück werden „Zeitdokumente und fiktive Texte, Musik, Bewegung, Tanz und Schauspiel zu einer Collage“ zusammengefügt, schilderte die Regisseurin Daniela Aue. Geeignet ist die Inszenierung, die an verschiedenen Orten im Schulhaus zu erleben sein soll, für Menschen ab zehn Jahren.
Eröffnet wird die facettenreiche Veranstaltungsreihe zum Kriegsende am nächsten Montag, 27. Januar, um 18.30 Uhr mit einer Holocaust-Gedenkstunde in St. Gumbertus sowie einem Vortrag zum Schicksal der jüdischen Bewohner Ansbachs.