Über das Konzept der Naturwälder im Staatswald haben Norbert Flierl, Leiter des Forstbetriebs Rothenburg der Bayerischen Staatsforsten, und Andreas Egl, Forstbereichsleiter am Ansbacher Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), bei einem Pressetermin im Naturwald Wildenschlag informiert.
Ziel der integrativen Waldwirtschaft sei es, die verschiedenen Funktionen des Waldes auf der Fläche umzusetzen, sagte Andreas Egl vom AELF. Dazu brauche es auch Bereiche, die unbewirtschaftet bleiben, so genannte Naturwälder. Auf der Diskussion rund um das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ habe der Bayerische Landtag mit einem „Versöhnungsgesetz“ reagiert. Es sieht vor, dass zehn Prozent der Staatswaldfläche bis 2023 als Naturwälder ausgewiesen werden müssen. Sie sind als neue Schutzkategorie im Bayerischen Waldgesetz verankert.
Im Dezember 2020 sind laut Egl bayernweit gut 58 000 Hektar Staatswald als Naturwald deklariert worden– darunter im Forstbetrieb Rothenburg etwa auch der Naturwald Wildenschlag bei Windelsbach und das Naturwaldreservat Schweinsdorfer Rangen. Weitere folgten. Im November sei das grüne Netzwerk in den bayerischen Staatswäldern komplettiert worden.
Naturwälder seien ökologisch besonders wertvoll. Sie sollen sich künftig frei und ungestört entwickeln können und dienen dazu, die Biodiversität zu erhalten und zu verbessern. Außerdem sollen sie den Bürgern als Orte der Erholung offenstehen und als Referenzflächen im Klimawandel dienen. In Naturwäldern dürfe nur gejagt und gefischt werden, sonst sei jegliche Bewirtschaftung verboten, erläuterte Egl.
Norbert Flierl, Leiter des Forstbetriebs Rothenburg der Bayerischen Staatsforsten, stellte quasi als Hausherr im Naturwald Wildenschlag klar, für stillgelegte Wälder sei in erster Linie das Forstamt zuständig.
Der Naturwald Wildenschlag sei mit zwölf Hektar flächenmäßig einer der größten im Landkreis Ansbach. Durchschnittlich seien die Naturwälder dort nur drei bis vier Hektar groß.
„Wir stehen hier in einem Waldgebiet, das von 150 bis 200 Jahre alten Eichen dominiert wird und schon lange als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist“, sagte er. Bei der Ausweisung der Naturwälder sei darauf geachtet worden, dass darin möglichst keine Nadelbäume vorkommen. Denn sie seien krankheitsanfälliger.
Naturwälder seien nur ein weiterer Mosaikstein in der Waldbewirtschaftung nach dem Motto „nützen und schützen“. Bewirtschaftung und Naturschutz gingen auch auf den anderen Flächen des Forstbetriebs Rothenburg der Bayerischen Staatsforsten Hand in Hand. „Wir haben über die ganze Fläche verteilt Totholz und Biotopbäume“, betonte Flierl.
2,5 Prozent der Flächen des von ihm geleiteten Betriebs seien Naturwälder. Bis 2030 sollen es drei Prozent sein. Dann stehe die nächste Ausweisung an. „Dennoch müssen wir uns gut überlegen, wie viele Wälder wir noch stilllegen können und wollen“, sagte Flierl. „Wir brauchen Holz als Substitut etwa für andere Baustoffe wie Beton.“
Daher sei es wichtig, genügend Wald zu bewirtschaften. Deutschland sei seit den 1970er-Jahren ein Holzimportland. „Wenn es mehr Holzbauten geben soll, brauchen wir einfach mehr eigenes Holz.“ Denn es zu importieren, schade der CO2-Bilanz.
Egl betonte, es sei notwendig, das Holz intelligent zu nutzen: „Wir haben keine unbegrenzten Vorräte.“ Landtagsabgeordneter Martin Stümpfig (Grüne) findet: „Wir brauchen im Wald einen Kompromiss zwischen Ökologie und Ökonomie.“ Der Wald sei zu lange als Holzlieferant begriffen worden, dabei habe er „ganz viele Funktionen“.
35 Prozent des Holzes in Bayern würden energetisch genutzt. Das sei zu viel, es solle besser stofflich genutzt werden, gab Stümpfig zu bedenken. Flierl sagte, im Forstbetrieb Rothenburg habe die stoffliche Nutzung von Holz oberste Priorität. Höchstens zehn bis 15 Prozent des dort geernteten Holzes dienten energetischen Zwecken.