Die Nicht-Selbstständigen in Deutschland haben im vergangenen Jahr auch dank berufstätiger Frauen so viel gearbeitet wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Allerdings wurde diese Arbeitsleistung auch insgesamt von mehr Menschen erbracht als zuvor, wie aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Zuvor hatte bereits die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.
Die wöchentliche Arbeitszeit pro Beschäftigten sei in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. Das Arbeitsvolumen der abhängig Beschäftigten habe 2023 bei 55 Milliarden Stunden gelegen. Im Jahr nach der Wiedervereinigung 1991 waren es noch 52 Milliarden Stunden. Würde man das Volumen der Selbstständigen mit berücksichtigen, ergäbe sich allerdings kein Rekordwert. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geht in seiner Arbeitszeitrechnung von einem Gesamtvolumen in Höhe von 61 Milliarden Stunden aus.
Studienautor Mattis Beckmannshagen führt den Anstieg vor allem auf einen Anstieg der Beschäftigung unter Frauen zurück - die allerdings zur Hälfte in Teilzeit arbeiten, obwohl viele von ihnen gern mehr arbeiten würden.
„Ihr Potenzial für den Arbeitsmarkt bleibt also teilweise ungenutzt“, betonte der Studienautor. Männer hätten dagegen Defizite bei der Kinderbetreuung und im Haushalt -Aufgaben, die immer noch überwiegend von Frauen übernommen würden. Beckmannshagen und seine Co-Autoren kommen zu dem Schluss, dass steuerfreie Überstunden zur Erhöhung des Arbeitsvolumens nicht zielführend seien. Es bestehe das Risiko, dass das Rollenverhältnis von Männern und Frauen zementiert werde.
Das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) war in seiner Arbeitszeitrechnung zu dem Schluss gekommen, dass pro Kopf im Jahr 2023 so wenig gearbeitet wurde wie noch nie in Deutschland - mit Ausnahme der Corona-Zeit. Die Arbeitszeit pro erwerbstätiger Person sei auf 1342 Stunden gesunken - 0,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Mit durchschnittlich 15,2 Arbeitstagen seien Beschäftigte so lange krankgeschrieben gewesen wie noch nie zuvor.
Mit 42,05 Millionen Menschen seien 0,9 Prozent mehr als Arbeitnehmer beschäftigt gewesen als im Vorjahr. Die Teilzeitquote sei mit 39,0 Prozent aber ebenfalls höher gewesen als in den Jahren zuvor. Die Zahl der bezahlten Überstunden fiel laut IAB trotz des akuten Arbeitskräftemangels auf 13,2 - so wenig wie seit 2016 nicht mehr.
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