Im Jahr 1950 befuhr ein ziemlich großes Schiff den Ansbacher Schlossplatz, ein Passagierschiff namens „Bamberg“. Es wurden Fotos geschossen, die das Schiff vor der Residenz zeigen. Warum die „Bamberg“ damals nach Ansbach kam, das ist allerdings ein Rätsel.
„In meiner Sammlung von Ansbacher Ansichtskarten habe ich seit Jahren eine Foto-Ansichtskarte mit dem Schiff“, erzählt Martin Schuster aus Elpersdorf. „Jeder Versuch, über örtliche Historiker und ältere Ansbacher bezüglich des Bootes etwas in Erfahrung zu bekommen, verliefen im Nirwana.“
Schuster, Experte für die Ansbacher Lokalgeschichte und begeisterter Sammler historischer Postkarten, hat natürlich auch im Internet recherchiert. In einem Binnenschiffer-Forum entdeckte er Hinweise zu dem Boot. „Offensichtlich wurde es 1950 bei Neumarkt in der Oberpfalz geborgen und danach, warum auch immer, nach Ansbach gebracht“, hat Schuster herausgefunden. „Meine Vermutung ist, dass die ,Bamberg‘ als Ausstellungsstück zu einer Ausstellung in Ansbach auf der Inselwiese angelegt hat.“
Auch einige Daten zu dem Schiff hat Schuster im Internet entdeckt. Demnach war es 31,6 Meter lang und 4,45 Meter breit. Gebaut wurde es im Jahr 1926. Schuster bekam außerdem heraus, dass das Schiff mit Passagieren einst den Ludwig-Donau-Main-Kanal befuhr und dort ein beliebtes Fotomotiv gewesen ist. Der Kanal war im 19. und frühen 20. Jahrhundert eine über 170 Kilometer lange Wasserstraße zwischen der Donau bei Kelheim und dem Main bei Bamberg. Nachfolger des 1950 aufgelassenen Kanals ist der Main-Donau-Kanal. Die alte Wasserstraße ist nur noch zum Teil erhalten.
Auch die Bergung des Schiffes bei Neumarkt aus dem Ludwig-Donau-Main-Kanal, der nach dem Krieg unpassierbar war, am 12. April 1950 ist auf Fotos festgehalten worden. Dabei wurde ein riesiger Bundesbahn-Schwergutdampfkran eingesetzt. Und nach dieser Bergung müsse das Schiff eben vorübergehend in Ansbach „geankert“ haben, so Schuster. Wann genau, ist aber unklar. Später war das Schiff offenbar erneut in Bamberg und Umgebung im Einsatz. Ob es heute noch existiert oder irgendwann verschrottet wurde, ist ebenfalls unbekannt.
Martin Schuster hat sich an die FLZ gewandt, um mehr über den Abstecher des Bootes nach Ansbach herauszufinden. Ältere Bürgerinnen und Bürger müssten sich doch noch erinnern können an die „Bamberg“ auf dem Schlossplatz, vermutet er. Und vielleicht wissen, warum das Boot in die Stadt an der für Schiffe viel zu kleinen Rezat transportiert wurde.
Update vom 19. April 2024: Unserem Aufruf zum Lösen des Rätsels sind zahlreiche Leserinnen und Leser nachgekommen. Mit Erfolg: Inzwischen ist klar, wie die „Bamberg” auf den Schloßplatz kam.