Apple-Kinderschutz im Test: Tipps für Eltern | FLZ.de

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Veröffentlicht am 21.01.2025 06:02

Apple-Kinderschutz im Test: Tipps für Eltern

Apples Kinderschutz funktioniert nicht so umfangreich, wie man vielleicht erwartet - das zeigt eine Untersuchung von Stiftung Warentest und SWR. (Foto: Annette Riedl/dpa/dpa-tmn)
Apples Kinderschutz funktioniert nicht so umfangreich, wie man vielleicht erwartet - das zeigt eine Untersuchung von Stiftung Warentest und SWR. (Foto: Annette Riedl/dpa/dpa-tmn)
Apples Kinderschutz funktioniert nicht so umfangreich, wie man vielleicht erwartet - das zeigt eine Untersuchung von Stiftung Warentest und SWR. (Foto: Annette Riedl/dpa/dpa-tmn)

Smartphones, Tablets und Computer sind bei vielen Kindern fester Bestandteil des Alltags, darauf etliche beliebte Anwendungen wie Whatsapp, Tiktok, YouTube & Co. Wenn sie Apple-Geräte wie iPhone, iPad oder Mac nutzen, können Eltern über Kinderschutz-Funktionen technische und inhaltliche Beschränkungen festlegen. 

Doch ein aktueller Test, den die Stiftung Warentest zusammen mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt hat und in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „test“ (02/2025) dokumentiert, zeigt: Der Schutz ist nicht so vollumfänglich, wie manche vielleicht glauben. 

So konnten die Tester trotz eingeschalteter Altersbegrenzung in Apps von Drittanbietern nicht kindgerechte und verstörende Inhalte abrufen, heißt es in dem Bericht. Außerdem ließen sich Schutzmechanismen aushebeln, um Apps länger zu verwenden, als von den Eltern festgelegt. „Kinder, die das ebenfalls schaffen, können die ganze Nacht lang chatten oder spielen“, so die Tester. Man muss also wissen: So richtig funktioniert das Ganze nur in Apples eigenen Apps und Diensten.

Wie funktioniert Apples Kinderschutz?

Eltern können eine Familiengruppe einrichten und über die Funktion „Bildschirmzeit“ Einschränkungen für Kinder definieren. Dazu zählen Zeitlimits, Altersbeschränkungen für Filme und Musik, Kommunikationsregeln und App-Freigaben. Aber die erwiesen sich demnach im Test als anfällig. 

Über die Option „Unterstützender Zugriff“, einen Modus für vereinfachte Bedienung, können Kinder Zeitbeschränkungen umgehen und etwa auf Spiele oder Messenger auch nach Ablauf der erlaubten Nutzungszeit zugreifen, so die Tester. Diese Bedienungsoption gibt es seit der Veröffentlichung von iOS 17 im September 2023. 

Neben Zeitlimits können Eltern mit „Bildschirmzeit“ auch Alters- und Inhaltsbeschränkungen setzen. Etwa, dass Kinder keine anstößige Musik und keine ab 16 oder 18 Jahren freigegebenen Filme abspielen können. Doch: „Bei diesen Punkten stießen wir sowohl im unterstützenden Zugriff als auch im normalen Modus auf Lücken“, schreiben die Tester. 

So konnten sie bei YouTube Horror- und Unfall-Clips ansehen. „Sowohl mit YouTube als auch mit der Spotify-App war es uns außerdem möglich, Gangsta-Rap-Songs und -Videos abzuspielen, obwohl wir in „Bildschirmzeit” sowohl Musikvideos als auch anstößige Musik komplett untersagt hatten.“ 

Was Apple sagt

Die Tester konfrontierten Apple mit ihren Ergebnissen. Das Unternehmen erklärte unter anderem, dass die Inhaltsbeschränkungen der „Bildschirmzeit“ hauptsächlich für eigene Apps gelten. Drittanbieter können Apples Schutzmechanismen nutzen, um Inhalte zu filtern, sind dazu jedoch nicht verpflichtet. 

Im konkreten Beispiel YouTube müssten Eltern daher über die Jugendschutzeinstellungen des YouTube-Kontos entsprechend unerwünschte Inhalte sperren.

Das können Eltern technisch einstellen

Eltern sollten sich daher nicht allein auf die Kinderschutz-Funktionen von Apple verlassen, so die Tester weiter, aber dennoch die im „Bildschirmzeit“-Menü vorhandenen Optionen einsetzen, da sie in vielen Fällen greifen. 

Sie empfehlen:

  • Richten Sie auf dem Gerät Ihres Kindes selbst den Modus „Unterstützender Zugriff“ ein und erlauben Sie dort nur erwünschte Apps. Anschließend den Modus mit einem Code schützen und aktivieren - „das hilft allerdings nur, wenn Sie lhr Kind ausschließlich in diesem Modus ans Gerät ranlassen.“
  • Auf Ihrem eigenen Gerät können Sie das Kinder-Gerät via „Bildschirmzeit“ so einstellen, dass lhr Kind entweder gar keine Apps selbst installieren darf - oder nur solche mit passender Altersfreigabe.
  • Setzen Sie unter „Bildschirmzeit“ zeitliche Grenzen und legen Sie Altersbeschränkungen für Apps, Filme und andere Inhalte fest.
  • Schließen Sie unter „Bildschirmzeit“ bestimmte Apps ganz von der Nutzung durch Kinder aus.
  • In-App-Käufe deaktivieren: Das geht unter „Bildschirmzeit > Beschränkungen“. Oder erlauben Sie Käufe nur bei Eingabe eines Passworts, das ihr Kind nicht kennt.
  • Machen Sie sich mit den weiteren Unterpunkten von „Bildschirmzeit“ vertraut und passen Sie die Einstellungen nach Ihren Wünschen an.

Einige Kinderschutz-Features funktionieren zuverlässig, wie der Test ergab: Unter anderem klappe bei Apple-eigenen Apps im normalen Modus (also ohne „Unterstützenden Zugriff“) das Umsetzen der Zeitbegrenzungen „recht gut“. 

Das sollten Eltern mit dem Kind gemeinsam regeln

Außer technische Anpassungen vorzunehmen, können und sollten Eltern ihre Kinder aktiv bei der Nutzung begleiten, ihnen immer wieder mal zuschauen, mitmachen und offene Fragen stellen. 

Damit lasse sich Vertrauen schaffen. Verbote sollten nur mit Begründung erfolgen. „Schildern Sie Ihrem Kind dabei auch lhre Sorgen, die Sie zu Einschränkungen oder Verboten veranlassen“, so die Tester.

Gemeinsam sollte man feste Nutzungszeiten und klare Regeln vereinbaren. Beispiel: Nach der Schule dürfen die Kinder das Handy 30 Minuten nutzen, danach kommt es für 1,5 Stunden in Elternobhut. Abends können die Eltern Handys, Tablets und Computer einsammeln - oder abmachen, dass die Kinder sie selbst an einem bestimmten Ort ablegen, der leicht einzusehen ist, sodass „Schummler“ erwischt werden.

Und wenn das Kind sich nicht daran hält? Für den Fall sollte man mit dem Kind besprechen, welche Konsequenzen bei Regelverstößen folgen. Zum Beispiel ein Tag Handy-Verbot, mit stufenweiser Verlängerung der Auszeit bei wiederholten Verstößen, schlagen die Fachleute vor.

Auch bei Windows und Android wachsam sein

Zwar bezog sich die Untersuchung der Stiftung Warentest und des SWR nur auf Apple-Geräte, aber auch Windows und Android bieten Schutzfunktionen für Kinder und Jugendliche. Wichtig: Auch hier sollten Eltern sich nicht auf die Grundeinstellungen verlassen und damit rechnen, dass der versprochene Schutz nicht vollumfänglich ist. 

Microsoft gibt für Windows auf der Plattform Microsoft Family Safety Tipps rund um die geführte Nutzung von Microsoft-Produkten mit Ratgebern und Anleitungen.

Google für Familien ist eine Anlaufstelle mit Hintergrundinformationen dazu, wie Kinder das Internet sicher nutzen können. Gleichzeitig gibt es Anleitungen zur praktischen Einrichtung von Schutzfunktionen in Google-Diensten wie YouTube, der Google-Suche und Co., sowie generell für Android-Geräte mit Family Link.

© dpa-infocom, dpa:250121-930-350457/1


Von dpa
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