Eine nachlassende Nachfrage aus dem Ausland dämpft die Geschäfte deutscher Exportunternehmen. Die Ausfuhren „Made in Germany“ sanken im Oktober den zweiten Monat in Folge gegenüber dem Vormonat, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. „Der deutsche Exportmotor ruckelt merklich“, sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), am Freitag. „Hohe Inflationsraten und eine straffe Geldpolitik in wichtigen Absatzmärkten dämpfen die internationale Nachfrage.“ Auch der Außenhandelsverband BGA ist besorgt.
„Die tendenzielle Stagnation der letzten Monate geht nun in einen leichten Rückgang über“, sagte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). „Insbesondere die Schwäche bei den Importen deutet an, dass der Außenhandelsmotor anfängt zu stottern.“
Die nachlassenden Staus in der Containerschifffahrt entschärfen dem BGA zufolge zwar die Lieferengpässe. Dabei handele es sich jedoch um die Abwicklung bestehenden Geschäfts. „Die anhaltende Unsicherheit hinsichtlich der weltwirtschaftlichen Lage und die zahlreichen geopolitischen Risiken belasten den Außenhandel zunehmend“, erläuterte Jandura.
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes sanken die Exporte im Oktober gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozent. Die Einfuhren verringerten sich sogar um 3,7 Prozent.
Insgesamt wurden kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 133,5 Milliarden Euro aus Deutschland exportiert. Das waren 14,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Importe erhöhten sich im Jahresvergleich um 20,9 Prozent auf 126,6 Milliarden Euro. Bei den Zuwächsen im Jahresvergleich schlagen auch die starken Preiserhöhungen der vergangenen Monate durch. Genau beziffern lassen sich die Auswirkungen allerdings nicht. Es werden keine preisbereinigten Daten erhoben.
Bremsspuren zeigten sich bei den Exporten im Oktober gegenüber dem Vormonat insbesondere im Geschäft auf wichtigen Absatzmärkten wie der Europäischen Union (minus 2,4 Prozent) und den USA (minus 3,9 Prozent).
Einer aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage zufolge erwarten nur 16 Prozent der Industrieunternehmen, dass ihre Exporte in den nächsten zwölf Monaten steigen werden, 40 Prozent rechnen mit geringeren Ausfuhren. „Lediglich während der Finanzkrise und zu Beginn der Corona-Krise waren die Unternehmen mit Blick auf ihr Auslandsgeschäft pessimistischer“, sagte Treier.
Nach Angaben des Ifo-Instituts hellte sich die Stimmung der Exportunternehmen zuletzt aber etwas auf. Für die deutsche Exportindustrie zeichneten sich „kleine Hoffnungsschimmer“ ab, teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut jüngst mit. Zuwächse erwartet laut Ifo-Präsident Clemens Fuest die Autoindustrie. Mit rückläufigem Geschäft hingegen rechnet der monatlichen Konjunkturumfrage zufolge unter anderem die unter hohen Energiepreisen leidende Chemie. Der Index der Exporterwartungen hatte seit Juli vier Monate kontinuierlich im Minusbereich gelegen, im November war er erstmals wieder ganz leicht positiv.
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