Bahn-Baustellen ohne Ende: Go-Ahead platzt der Kragen | FLZ.de

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Veröffentlicht am 14.12.2023 15:31

Bahn-Baustellen ohne Ende: Go-Ahead platzt der Kragen

Go-Ahead - hier ein Zug bei Ansbach - kritisiert, dass DB Netz Bauarbeiten am Schienennetz zu spät bekannt gibt, zu schlecht plant und die Bauarbeiten zu schlecht koordiniert (Archivbild: Johannes Hirschlach)
Go-Ahead - hier ein Zug bei Ansbach - kritisiert, dass DB Netz Bauarbeiten am Schienennetz zu spät bekannt gibt, zu schlecht plant und die Bauarbeiten zu schlecht koordiniert (Archivbild: Johannes Hirschlach)
Go-Ahead - hier ein Zug bei Ansbach - kritisiert, dass DB Netz Bauarbeiten am Schienennetz zu spät bekannt gibt, zu schlecht plant und die Bauarbeiten zu schlecht koordiniert (Archivbild: Johannes Hirschlach)

Immer wieder ärgern sich Bahnfahrer in der Region: über Ersatzzüge aus veralteten Waggons, über ausgefallene Verbindungen aufgrund von Fahrzeugdefekten und Personalmangel. Im vergangenen Winter gab es zwischen Würzburg, Ansbach und Treuchtlingen über Wochen nur einen Not-Fahrplan, nachdem viele Fahrzeuge von Blitzeis beschädigt worden waren. Doch auch Baustellen machen den Unternehmen zu schaffen.

Und dazu ist jetzt den Verantwortlichen von Go-Ahead, das unter anderem Nahverkehrszüge auf den Strecken Nürnberg-Ansbach-Stuttgart und Würzburg-Ansbach-Treuchtlingen betreibt, offenbar der Kragen geplatzt. In einer Pressemitteilung übt die Privatbahn heftige Kritik an DB Netz – das ist das Unternehmen im Konzern der Deutschen Bahn AG, dem die meisten Bahnstrecken, Gleise und Bahnanlagen in Deutschland gehören.

Die Vorwürfe: zu späte oder gar keine Informationen, zu schlechte und fahrgastunfreundliche Planungen mit zu vielen Fehlern, zu häufige Sperrungen wegen vieler einzelner, unkoordinierter Baustellen.

Baustellenmodus in zehn von zwölf Monaten

Go-Ahead Geschäftsführer Fabian Amini klagt: Anstatt „konzertiert und konzentriert zu bauen”, betreibe DB Netz „monatelange und unkoordinierte Flickschusterei”. Im Augsburger Netz, zu dem auch die Linie nach Würzburg gehört, habe es im vergangenen Jahr „120 teils sehr komplexe Baumaßnahmen” gegeben. Nur zwei Monate habe man nach dem regulären Fahrplan fahren können, zehn Monate herrschte Baustellenmodus, „mit ständig wechselnden Veränderungen”.

Ergänzt werde der Baustellen-Ärger noch von einer „sehr trägen Fahrgastinformations-Technik der Deutschen Bahn AG, die geänderte Fahrpläne erst Tage später auf Websites und Apps anzeigt”. Das ist Amini zufolge der Grund, warum Go-Ahead die Fahrgäste nicht über die wegen Bauarbeiten kurzfristig geänderten Fahrpläne vernünftig informieren kann.

Jetzt ist Amini sauer: „Jedes Jahr die gleichen Ausreden: große Ankündigungen und leere Versprechungen von DB Netz, aber letztlich übernimmt dieses Unternehmen keine Verantwortung, duckt sich weg, und dann werden meine Kolleginnen und Kollegen in Uniform am Bahnsteig von aufgebrachten Fahrgästen beschimpft.“

Er erlebe viele engagierte Mitarbeiter der DB, doch der Konzern an sich sei offenkundig mit dem Bauvolumen überfordert. Man erwarte nun „eine öffentliche Entschuldigung”, fordert Amini.

Go-Ahead kämpft auch mit eigenen Problemen

Go-Ahead wurde im Oktober von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gekauft, soll aber als eigenständige Gesellschaft erhalten bleiben.

Von DB-Baustellen abgesehen, hatte Go-Ahead in der Vergangenheit auch immer wieder mit hausgemachten Problemen zu kämpfen: Defekte an den Triebfahrzeugen verursachten wochenlang Zugausfälle. Zwischen Nürnberg und Stuttgart kamen Ersatzgarnituren auf die Strecke, um eine Modernisierung der eigenen Züge möglich zu machen. Nach Würzburg fahren immer wieder veraltete Ersatzzüge, weil das Unternehmen nicht genug eigenes Personal findet.

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