Im Mai waren die jungen Bartgeier Sisi und Nepomuk im Klausbachtal ausgewildert worden. Nun wagen sie weitere Flügen und Übernachtungen in fremden Regionen. Beide haben kurz nacheinander ihre bisherigen Aufenthaltsgebiet verlassen und erkunden nun den österreichischen Nationalpark Hohe Tauern, wie Toni Wegscheider, Projektleiter des Naturschutzverbandes LBV, am Donnerstag berichtete.
Dass die Tiere nicht in den Nationalpark Berchtesgaden zum Schlafen zurückkehren, sei ein wichtiger Schritt in der Entwicklung junger Bartgeier, sagte Carolin Scheiter, Sprecherin des Nationalparks.
Nepomuk war am 16. September in Richtung Hohe Tauern aufgebrochen. Nur einen Tag später folgte Sisi in dieselbe Region der österreichischen Zentralalpen. „Es freut uns ungemein, dass Nepomuk, der jünger und deutlich kleiner als seine Gefährtin Sisi ist, nun als erster den großen Schritt hinaus in die Wildnis der Alpen wagt“, sagte Wegscheider.
Wie alle jungen Bartgeier werden die beiden Vögel in den nächsten Jahren über weite Teile des Alpenbogens fliegen und dabei tausende Kilometer zurücklegen. Sisi und Nepomuk waren Ende Mai ausgewildert worden, es war bereits die dritte Aktion dieser Art im Nationalpark Berchtesgaden.
Alle ausgewilderten Tiere tragen GPS-Sender, über die ihre Flüge verfolgt werden können. 2022 waren Recka und Dagmar erfolgreich ausgewildert worden, im Jahr davor Bavaria und Wally. Wally war allerdings im Folgejahr durch Steinschlag getötet worden.
Bartgeier waren 140 Jahre lang in Deutschland ausgerottet. Seit 2021 werden sie im Nationalpark Berchtesgaden wieder angesiedelt. Sie zählen mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt.
© dpa-infocom, dpa:230921-99-278704/2