Bayern gedenkt der Opfer des 7. Oktobers | FLZ.de

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Veröffentlicht am 07.10.2024 18:46, aktualisiert am 07.10.2024 22:19

Bayern gedenkt der Opfer des 7. Oktobers

Charlotte Knobloch spricht zu Beginn des Gedenkakts in München. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
Charlotte Knobloch spricht zu Beginn des Gedenkakts in München. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
Charlotte Knobloch spricht zu Beginn des Gedenkakts in München. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Ein Jahr nach dem Überfall der Hamas auf Israel haben Würdenträger aus Politik und Gesellschaft in München der 1.200 Getöteten und etwa 250 Entführten gedacht. In der Synagoge Ohel Jakob versicherte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Juden in Bayern der Solidarität von Staat und Gesellschaft. „Jüdisches Leben in Bayern bekommt die Garantie: Ein Angriff auf Juden ist ein Angriff auf uns alle“, betonte er unter dem Applaus der Anwesenden. „Und wer uns alle angreift, der muss mit unserer ganzen Entschlossenheit und Gegenwehr rechnen.“

Zuvor hatte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, verdeutlicht, wie groß die Zäsur des Angriffs war. Der 7. Oktober 2023 teile die jüngere jüdische Geschichte in ein Davor und ein Danach, sagte sie. „Eine neue jüdische Generation wurde an diesem Tag mit einer alten Realität konfrontiert: einem Pogrom.“ 

Die „Flutwelle aus Angst und Unsicherheit“ sei aber noch nicht gebrochen, betonte Knobloch. Mit jedem neuen antisemitischen Angriff, jeder neuen Raketensalve auf Israel und jedem weiteren Terroranschlag auf jüdische Ziele drohe sie, „uns immer wieder mitzureißen“.

Knobloch: „Gebe die Hoffnung nicht auf“

Sie habe immer gehofft, „dass Generationen heranwachsen, die die Schrecken der Vergangenheit hinter sich lassen können“, sagte Knobloch. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf – nein: Ich kann die Hoffnung nicht aufgeben, dass dies eines Tages gelingen wird.“

Söder betonte, dass der Kampf gegen Antisemitismus nicht aufhöre. Er bleibe eine Lebensaufgabe und dürfe nie abgehakt werden, sagte er. Der Ministerpräsident kritisierte im Zusammenhang mit den Angriffen auf Israel auch den Iran dafür, Terror zu finanzieren. „Terrorismus ist immer falsch. Und diese Art, auch Andere für sich kämpfen und sterben zu lassen, ist feige“, sagte der Ministerpräsident. „Deswegen braucht es auch eine andere Iranpolitik, in der Welt, in Europa und in Deutschland.“

Aigner wählt drastische Worte

Auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) verwies auf den Iran: „Mörderische Horden – hochgerüstet vom Iran – machten eben Jagd auf schlafende Familien, auf singende Jugendliche, auf fröhliche, tanzende, träumende, friedliche Menschen“, sagte sie über den Angriff.

Und dieser sei „der Startschuss für Antisemiten überall auf der ganzen Welt“ gewesen, Hass und Gewalt auszuleben. „Da werden Terror und Raketen bejubelt – Vergewaltigung, Mord“, kritisierte Aigner. „Da wird sehr aggressiv Israels Vernichtung skandiert und den Juden der Tod gewünscht.“ 

Dagegen brauche es mehr als einen politischen Konsens. „Wir brauchen eine Gesellschaft, die den Judenhass als Problem begreift und bekämpft“, sagte Aigner. „Wenn Juden in Deutschland nicht sicher leben können, kann niemand in Deutschland sicher leben.“

Anstieg der antisemitischen Straftaten

In Bayern hat es in den vergangenen zwölf Monaten einen Anstieg der antisemitischen Straftaten gegeben. Von Oktober 2023 bis September 2024 zählte das Landeskriminalamt 687 Taten. Davon waren 370 in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres - rund 100 mehr als im Vorjahreszeitraum. Unter anderem hatte am 5. September ein 18-jähriger Österreicher auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokumentationszentrum in München geschossen, bevor er von der Polizei getötet wurde.

Auch andernorts im Freistaat waren am Montag Gedenkveranstaltungen geplant, etwa in Würzburg. In Nürnberg fand ein Schweigemarsch und eine Mahnwache mit in der Spitze rund 650 Teilnehmenden statt. Gegen Ende der friedlichen Versammlung formierte sich laut Polizeiangaben eine Gegendemonstration mit etwa 15 propalästinensischen Teilnehmenden. Sie setzten sich laut Polizei auf den Boden und taten ihre Meinung kund.

© dpa-infocom, dpa:241007-930-254177/3


Von dpa
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