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Veröffentlicht am 01.04.2024 00:36

Bieten Kinderinvaliditätsversicherungen sinnvollen Schutz?

Das Wohl des Kindes steht für viele Eltern an erster Stelle. Doch nicht immer können sie sie vor Gefahren behüten. Eine Kinderinvaliditätsversicherung kann unter Umständen zumindest finanziell helfen. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa)
Das Wohl des Kindes steht für viele Eltern an erster Stelle. Doch nicht immer können sie sie vor Gefahren behüten. Eine Kinderinvaliditätsversicherung kann unter Umständen zumindest finanziell helfen. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa)
Das Wohl des Kindes steht für viele Eltern an erster Stelle. Doch nicht immer können sie sie vor Gefahren behüten. Eine Kinderinvaliditätsversicherung kann unter Umständen zumindest finanziell helfen. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa)

In Deutschland leben rund 200 000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit einer Schwerbehinderung. Was in absoluten Zahlen zunächst einmal viel klingt, entspricht überschaubaren 1,4 Prozent der rund 14,25 Millionen minderjährigen Deutschen. Trotzdem treibt manche Eltern die Sorge um, dass das eigene Kind infolge eines Unfalls oder einer Krankheit geschädigt werden könnte. Eine Kinderinvaliditätsversicherung könnte zumindest die finanziellen Auswirkungen dämpfen. Aber wie sinnvoll ist der Abschluss einer solchen Police?

Die Kinderinvaliditätsversicherung zahle, wenn das Kind durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit behindert wird, sagt Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern. Dann gebe es entweder eine lebenslange Rente von meist 1000 Euro oder eine einmalige Kapitalleistung von 100.000 Euro. „Es gibt auch Angebote, die beide Leistungen kombinieren“, so der Verbraucherschützer.

Um die Leistung bei einer entsprechenden Absicherung zu erhalten, muss das Versorgungsamt dem Kind eine Invalidität von mindestens 50 Prozent bescheinigen. „Dabei ist es unerheblich, ob die Invalidität durch eine Krankheit oder einen Unfall verursacht wurde“, sagt Straub. 

Krankheiten häufig Auslöser für Behinderungen

Wie wahrscheinlich es ist, dass so eine Situation eintritt, lasse sich kaum sagen. „Kinder haben zwar durch Spielen und Toben ein signifikant höheres Unfallrisiko“, sagt Michael Nischalke von der Stiftung Warentest. Statistisch gesehen würden sie aber seltener krank. Und gerade Krankheiten sind in überwiegender Mehrheit der Fälle Auslöser für Behinderungen. Auf Unfälle geht hingegen nur ein Bruchteil der Fälle zurück.

Wer sich für eine Kinderinvaliditätsversicherung interessiert, wird bei der Recherche merken: Es gibt nicht viele Versicherer, die die Police anbieten. „Das Produkt gibt es erst seit der Jahrtausendwende, und es ist ziemlich unbekannt geblieben“, sagt Nischalke. Ein Grund dafür könnte die vergleichsweise überschaubare Nachfrage und der teils enorme Versicherungsbeitrag sein. Laut einem Vergleich der Stiftung Warentest kosteten die Tarife im Jahr 2020 zwischen 107 und 421 Euro pro Jahr.

Eine Kinderunfallversicherung sei im Vergleich deutlich preiswerter, leiste dafür aber nur bei unfallbedingter Invalidität, betont Straub. Behinderungen, die durch eine Krankheit verursacht werden, sind nicht von der Versicherungsleistung gedeckt.

Junge Kinder? Gesundheitliche Vorgeschichten?

Der höhere Preis der Kinderinvaliditätsversicherung rechtfertige sich also durch die bessere Abdeckung relevanter Risiken, sagt Straub. Zudem schütze vor den vielen Unfallrisiken, die Kindern in Kindergarten und Schule begegneten, ohnehin bereits die gesetzliche Unfallversicherung.

Häufig können bei der Kinderinvaliditätsversicherung weitere Leistungen mitversichert werden - etwas das sogenannte Rehabilitationsmanagement. Dann helfe die Versicherung zum Beispiel bei der Suche nach bestimmten Ärzten, die über die medizinische Notwendigkeit herausreichen. Nischalke zufolge können das zwar auch gesetzliche Krankenkassen leisten. Geht es aber etwa darum, Experten für eine längerfristige Therapie zu finden, kann der Zusatzbaustein sinnvoll sein.

Grundsätzlich kommt eine Kinderinvaliditätsversicherung laut Straub für Familien mit sehr jungen Kindern infrage. „Zum einen, weil der Versicherungsschutz hier noch erschwinglicher ist“, sagt Straub. Zum anderen, weil zu diesem Zeitpunkt eher noch keine Entwicklungsstörungen oder Verdachtsmomente für schwere Erkrankungen aufgetreten sind, die den Versicherungsbeitrag stark in die Höhe treiben könnten oder den Abschluss erst gar nicht möglich machen. Auch Familien mit einer genetischen Veranlagung sollten sich laut dem Experten mit diesem Thema auseinandersetzen.

Auch Alternativen sind für finanzielle Vorsorge denkbar

Denn die Folgen einer Behinderung des eigenen Kindes schränkten nicht nur das Kind für einen gewissen Zeitraum oder sogar lebenslang ein. Häufig kann auch ein Elternteil dann nur noch teilweise oder gar nicht mehr arbeiten. „Er ist dann durch die Pflege des Kindes gebunden“, sagt Nischalke. Dadurch wird mindestens ein Gehalt eingeschränkt oder fällt zur Gänze weg. „Die Belastung für die gesamte Familie ist also extrem hoch.“

Beide Experten halten den Abschluss einer Kinderinvaliditätsversicherung deshalb für sinnvoll. Wichtig sei, dass Unfälle und Krankheiten gleichermaßen abgesichert sind, so Nischalke.

Wer sich die Police nicht leisten kann oder will, werde dadurch trotzdem nicht zu schlechten Eltern, sagt Straub. Im Ernstfall könnte es dann eben finanziell einfach etwas anspruchsvoller werden. „Wer sich und sein Kind nicht gerade zu einer Risikogruppe zählt“, könne dafür aber auch anders finanziell vorsorgen, sagt Straub. „Zum Beispiel klassisch, durch einen langfristigen Sparvertrag.“

© dpa-infocom, dpa:240401-99-524491/2


Von dpa
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