Alle, die es einrichten konnten, waren dabei, als die Bewertungskommission mit ihrem Vorsitzenden Josef Hofbauer in Auernhofen Station machte. Das Dorf ist einer der sieben Orte, die die Gruppe im Rahmen des mittelfränkischen Bezirksentscheids „Unser Dorf hat Zukunft“ besuchte.
Zwei von ihnen werden den Regierungsbezirk 2022 im Landesentscheid und – wenn sie erfolgreich sind – 2023 im Bundesentscheid vertreten. Dem zukunftsorientiertesten Ort winkt auf Bezirksebene eine Auszeichnung in Gold. Die Entscheidung, wer hier gesiegt hat, fällt heute. Nach der Besichtigung von Viehhofen im Landkreis Nürnberger Land war die Kommission nebst Begleitern in den 133 Einwohner zählenden Simmershofener Ortsteil chauffiert worden. Die Bevölkerung hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um ihr Dorf, das sich bereits 2019 durch den Sieg im Rahmen des Kreisentscheids qualifiziert hatte, zu präsentierten. Das Engagement und die viele Vorarbeit lohnten sich, die Kommission war hellauf begeistert.
Eigentlich hätte sie bereits im Juni 2020 kommen wollen, Pandemie-bedingt musste der Termin jedoch storniert werden, rief Landrat Helmut Weiß in Erinnerung. Die Bevölkerung habe die Entwicklung ihres Heimatortes selbst in die Hand genommen. „So wurden etwa die Chancen der Dorferneuerung sehr rege genutzt, um öffentliche Flächen und Plätze neu zu gestalten.“ In den vergangenen Jahren wurden im Rahmen der Dorferneuerung und der Infrastrukturmaßnahmen zwei Millionen Euro auegegeben, 700 000 Euro gab es an Zuschüssen, die Bürger investierten noch einmal drei Millionen Euro, ergänzte Bürgermeister Florian Hirsch.
Als Schmuckstück bezeichnete Weiß den Dorfplatz, wo man sich am Ende des Rundgangs zu einer kleinen Stärkung zusammensetzte. Der Landrat wies wie auch Bürgermeister Florian Hirsch, der in Auernhofen lebt, darauf hin, dass die Bevölkerung privat viel investiert hätte. Wenn neue Gebäude und moderne Gebäudeteile entstanden, wurden diese stimmig ins Ortsbild eingefügt. Dies sah die Kommission ebenso und lobte, gab aber auch den Tipp, etwa Lagerhallen mit Hecken zu begrünen.
Als weitere Pfunde, mit denen der Ort wuchern kann, wurden ortsansässige Betriebe, die 30 Arbeitsplätze bieten, sowie Tourismus aufgelistet. Rund 24 000 Übernachtungen pro Jahr zählt die Gemeinde Simmershofen. „Wir leben da, wo andere Urlaub machen“, so Hirsch. Ein großes Plus sei, dass alle Häuser mit Glasfaser erschlossen sind und satt neuer Baugebiete wurde viel für die Innenentwicklung getan. Getan wurde zudem viel in punkto regenerativer Energien. Die Kommission empfahl in diesem Zusammenhang den Bau eines Bürgerwindrades.
Nachdem die Kita-Kinder gesungen hatten, machten sich Kommission und Bürger auf den Weg durch den Ort. An verschiedenen Stationen erfuhr man etwa von Oliver Ott, dass die evangelische Dorfjugend mit ihren rund 30 Mitgliedern großen Anteil am Dorfleben hat und etliche Aktivitäten stemmt. Im Dorf gibt es noch etliche Bauern und zwei Winzer und das, obwohl die Weinreben zwölf Kilometer entfernt liegen, führte Martin Hörber aus. Um Auernhofen gebe es gute Lössböden, sagte er und merkte an, dass es inzwischen keine Milchviehhalter mehr gibt. „Gute Böden und der Gemeinschaftssinn lassen hoffen, dass die Zukunft der Bauern bei uns gesichert ist.“
An der dritten Station präsentierte Florian Hirsch ein Natursteinhaus, das von einer Familie aus München in Eigenleistung saniert worden war. Viel getan wurde auch am rund 150 Jahre alten Gebäude, das Julia Ott mit ihrer Familie bewohnt. Bei der Sanierung wurde Wert darauf gelegt, alte Türen, Fenster oder Dielenböden zu erhalten.
Auch wenn es keinen Leerstand im Ort gibt, regte die Kommission an, zu prüfen, ob man noch mehr Wohnraum – etwa in einem nur von einem Senior bewohnten Haus – nutzen kann.
Über 33 Feuerwehrkräfte verfügt die örtliche Wehr, viele sind als Atemschutzträger ausgebildet, informierte Kommandant Timo Geißlinger am Feuerwehrhaus. Mehr als 50 Prozent der Bürger gehören dem Obst- und Gartenbauverein an, so Fritz Hielscher. Eine große Rolle spiele, so Matthias Hirsch, für die Ortsteilbewohner auch die Kirche. Sie sei Ort des Glaubens und des sozialen Miteinanders.
Zum Ende dankte Josef Hofbauer für die tolle Organisation. „Es hat uns sehr gut gefallen. Wir wollen den Blick von außen in die Dörfer bringen.“ Dann gab die Jury noch einige Empfehlungen, die die Auernhofener aufgreifen wollen. Nun sind sie gespannt, wie sie abgeschnitten haben.
Ute Niephaus