In Deutschlands Mittelstand haben deutlich mehr Frauen als früher das Sagen. Lag ihr Anteil bei kleinen und mittleren Unternehmen im Jahr 2011 nur bei 18,9 Prozent, so sind es inzwischen 22,8 Prozent, teilte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Neuss mit und bezog sich dabei auf Daten von rund 2,9 Millionen Unternehmen, von denen gut 664.000 von einer Frau geleitet werden.
Wirtschaftsforscher Patrik-Ludwig Hantzsch begründete die Entwicklung mit dem generellen Anstieg der Erwerbsbeteiligung von Frauen. Sie wählten häufiger als früher den Weg in die Selbstständigkeit und das Unternehmertum. „Im Mittelstand ist ein weiblicher Chef keine Seltenheit mehr“, sagt er. Es geht um Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten.
In den einzelnen Branchen sieht es allerdings unterschiedlich aus. Am höchsten ist der Anteil weiblicher Führungskräfte im Gesundheits- und Sozialwesen (51 Prozent), in „sonstigen Dienstleistungen“, zu denen Friseure und Optiker gehören, liegt der Wert bei 47,3 Prozent und im Gastgewerbe bei 30,4 Prozent. Im Segment „Kunst, Unterhaltung und Erholung“ sind es 29,7 Prozent. Im verarbeitenden Gewerbe sind es hingegen nur 12,5 Prozent und im Baugewerbe lediglich 7,3 Prozent. „Die Realität in den Wirtschaftsbereichen spiegelt oftmals noch die klassische Berufswahl der Geschlechter“, sagt Experte Hantzsch.
In Ostdeutschland haben überproportional viele Frauen das Sagen in Firmen: In Sachsen-Anhalt werden 25 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen von einer Frau geleitet, in Mecklenburg-Vorpommern 24,7 Prozent und in Berlin 24,3 Prozent. In Baden-Württemberg (21,8 Prozent), Bayern (21,7 Prozent) und Bremen (21,6 Prozent) sitzen hingegen relativ wenige Frauen auf Chefsesseln.
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