Als der Wind abflaute, erkannte Benedikt Doll seine Chance. Das Podest beim Verfolgungsrennen im tschechischen Nove Mesto schien zum Greifen nah, doch der frühere Biathlon-Weltmeister traf beim letzten Schießen nur vier der anvisierten fünf Zielscheiben.
Und da er in der Schlussrunde seinen schwedischen Konkurrenten Martin Ponsiluoma davonziehen lassen musste, landete Doll mit insgesamt zwei Strafrunden nach 12,5 Kilometern auf dem vierten Rang.
„Ich bin sehr zufrieden“, sagte Doll der ARD, obwohl er seinen ersten Podestplatz in einem Einzelrennen seit dem 15. Dezember 2022 verpasste. „Beim letzten Schießen war der Wind ganz raus, da hätte ich die Null schießen können. Aber dann kam gleich der Gedanke auf, jetzt ist windstill, jetzt muss ich auch schnell schießen. Da hatte ich einfach zu viel Bewegung drauf.“
Nur 3,5 Sekunden fehlten dem 32-Jährigen am Ende auf den dritten Rang. „Auf der Abfahrt war mein Ski echt super, aber am Berg war es etwas stumpf und dann hat der Ponsi eine Lücke gerissen“, sagte er. Dieses Loch konnte Doll beim erneut souveränen Auftritt von Johannes Thingnes Bö nicht mehr schließen, obwohl er sich am Abend vor dem Rennen sogar das Buch über den Biathlon-Dominator aus Norwegen zu Gemüte geführt hatte. „Ich habe die ersten zehn Seiten vom Bö-Buch gelesen, dadurch hatte ich genug Inspiration für heute“, sagte Doll.
Acht Plätze machte er nach dem zwölften Rang im Sprint gut. Teamkollege Roman Rees fiel dagegen eine Position zurück und wurde Neunter. Dennoch dürfen sich die deutschen Herren nach der medaillenlosen Heim-Weltmeisterschaft von Oberhof über einen Formanstieg freuen. Philipp Nawrath als 11. (3/+ 2.00,9), Justus Strelow als 17. (2/+ 2:26,2), David Zobel als 18. (1/+ 2:28,1) und Johannes Kühn als 21. (4/2:55,0) komplettierten das Mannschaftsergebnis.
„Es war endlich mal wieder ein Rennen in die richtige Richtung“, sagte Zobel, der sich um 20 Plätze verbesserte und auf der Strecke großen Spaß hatte. „Die Stimmung war überragend, das ist genial und mit dem Schießen war ich auch sehr zufrieden.“
Mit einem Lächeln beendete auch Hanna Kebinger ihr Verfolgungsrennen. Die 25-Jährige erzielte mit dem siebten Platz (+ 1:10,3 Minuten) das beste Weltcup-Einzelergebnis ihrer Karriere. Zwei Fehler im letzten Schießen verhinderte eine noch bessere Platzierung.
Beste Deutsche war Denise Herrmann-Wick, die ihren sechsten Platz vom Sprintrennen wiederholte. Sie musste drei Mal in die Strafrunde und kam 1:09,6 Minuten nach der Siegerin Marte Olsbu Röiseland ins Ziel. Die Norwegerin setzte sich auf der Schlussrunde trotz eines Schießfehlers gegen ihre Teamkollegin Ingrid Landmark Tandrevold (1/+ 2,2 Sekunden) und Anaïs Chevalier-Bouchet aus Frankreich durch (0/+ 15,3).
Vanessa Voigt wurde Zwölfte (2/+ 2:03,4), Janina Hettich-Walz als 24. (3/+2:47,5) und Anna Weidel (3/+ 2:54,6) direkt dahinter konnten in den Kampf um die vorderen Plätze ebenfalls nicht eingreifen. Sophia Schneider stand erst gar nicht am Start. Sie soll mit Blick auf die noch zwei ausstehenden Weltcups in Oslo und Östersund ihre muskulären Probleme auskurieren. Die fitten Athleten dürfen in den beiden Mixed-Staffelrennen am Sonntag noch einmal die Kulisse des WM-Orts von 2024 genießen.
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