Die Fragen zu seinem Impfstatus und seiner Haltung zum Coronavirus begleiten Markus Anfang auch beim Neustart als Trainer im Profifußball.
Nach dem Skandal wegen der Nutzung eines gefälschten Impfausweises erhält der 47-Jährige genau am Tag der Aussetzung seiner Sperre auf Bewährung beim Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden eine zweite Chance. Er habe sich inzwischen zweimal mit Corona infiziert, berichtete Anfang und erklärte auf Nachfrage, dass er weiter nicht geimpft sei.
„Ich habe es gut überstanden, mir geht es gut“, sagte er zu seinen Corona-Infektionen. „Ich finde es absolut in Ordnung, wenn man sich impfen lässt und den Schutz auch hat. Wenn man ein Risiko hat, dann will man das einfach nur geklärt haben. Da kann mir keiner die Angst nehmen und die Sicherheit geben, dass mir nichts passiert.“
Das Datum seiner Vorstellung ist kein Zufall, am Freitag wurde der Einjahres-Bann durch den Deutschen Fußball-Bund zur Bewährung ausgesetzt. Anfang war im November als Trainer des damaligen Zweitligisten Werder Bremen zurückgetreten, nachdem die Staatsanwaltschaft gegen ihn Ermittlungen wegen der Nutzung eines gefälschten Impfausweises eingeleitet hatte. Das Amtsgericht Bremen verurteilte Anfang anschließend zu einer Geldstrafe von insgesamt 36.000 Euro verurteilt, zudem kam die Sperre durch den DFB.
„Der Fehler gehört leider zu mir, den kann ich nicht mehr rückgängig machen. Das habe ich mir selbst eingebrockt und ich mache keinen anderen Menschen dafür verantwortlich“, sagte Anfang. „Ich habe mich bei den Menschen entschuldigt, die ich enttäuscht habe. Mehr kann ich nicht tun. Und ich darf nicht die Erwartung haben, dass die Menschen mir verzeihen.“
Den Verzicht auf eine Impfung erklärte er erneut mit einer „gewissen Angst“ aufgrund persönlicher Erfahrungen. So sei seine Tante von ihm nach einer Impfung an einem Herzinfarkt gestorben. „Das hat mit meiner Haltung gegenüber einer Coronaschutzimpfung überhaupt nichts zu tun, ich finde, es ist absolut in Ordnung, wenn man sich impfen lässt.“ Er selbst habe sich gegen Hepatitis und gegen Tetanus impfen lassen.
Dynamo-Sportchef Ralf Becker hatte bereits bei Holstein Kiel mit Anfang zusammengearbeitet. „Der Fehler war der Umgang mit der Sache. Wir werden das aber gemeinsam durchstehen, ich bin von ihm als Trainer und als Mensch überzeugt“, sagte Becker. Zusammen war den beiden in der Saison 2016/2017 der Drittliga-Aufstieg mit Kiel gelungen. Becker sieht Anfang „als bestmögliche Lösung“ an und gab ihm einen Zweijahresvertrag für alle drei Profiligen.
Nun soll der Sprung zurück in die 2. Liga gelingen. Das Duo will Dynamo, das zuletzt 19 Spiele in Serie ohne Sieg blieb und bislang 17 Akteure verabschiedete, nach dem Umbruch zu neuem Glanz verhelfen. Anfang erhält seine zweite Chance im Profi-Fußball in dem Bundesland, in dem die Quote der Corona-Erstimpfungen mit derzeit knapp 66 Prozent am geringsten ist.
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