Ermittlungen zum Unglücksflug in Südkorea - Mauer im Fokus | FLZ.de

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Veröffentlicht am 31.12.2024 04:51, aktualisiert am 31.12.2024 10:58

Ermittlungen zum Unglücksflug in Südkorea - Mauer im Fokus

Die Ermittler haben bereits beide Flugschreiber gefunden, wobei einer davon beschädigt ist.  (Foto: Ahn Young-joon/AP/dpa)
Die Ermittler haben bereits beide Flugschreiber gefunden, wobei einer davon beschädigt ist. (Foto: Ahn Young-joon/AP/dpa)
Die Ermittler haben bereits beide Flugschreiber gefunden, wobei einer davon beschädigt ist. (Foto: Ahn Young-joon/AP/dpa)

Nach dem verheerenden Flugzeugunglück auf dem südkoreanischen Flughafen Muan suchen die Ermittler weiter nach der Unglücksursache. Unter Experten gerät derweil jene rund 250 Meter hinter der Landebahn gelegene Mauer in den Fokus, an der Flug 7C2216 am vergangenen Sonntag zerschellte. Im Raum steht die Frage: Hat sie die hohe Zahl an Todesopfern mit begünstigt? 

Auf der von Erde umgebenen Betonwand war ein für die Landung notwendiges Antennensystem angebracht, das Piloten beim Anflug unterstützt. An vielen Flughäfen sehen diese Antennen aus wie eine Reihe roter Stangen. Unklar ist jedoch, warum diese vier Meter hohe Konstruktion in Muan von einer Mauer eingefasst war. 

Die Antennen müssten flexibel wie ein Strohhalm sein, um bei einem Aufprall zu brechen, erklärte Experte Song Byeong Heum im südkoreanischen Fernsehsender KBS. Selbst wenn man die Antennen höher hätte positionieren wollen, hätte man keine Betonmauer darum bauen müssen, sagte ein Pilot der Nachrichtenagentur Yonhap. 

Mauer nach internationalen Standards?

Andere Luftfahrt-Experten mutmaßten, dass die Konstruktion in Muan nicht internationalen Standards entspreche. Laut Yonhap begründete der Flughafen, dass die Erhöhung notwendig war, damit das System ordentlich funktioniere. Das Verkehrsministerium argumentierte, dass auch andere Flughäfen in Südkorea eine ähnliche Betonkonstruktion hätten.

Unterdessen klärten die Ermittler nach Angaben des Verkehrsministeriums bislang die Identität von 174 der 179 ums Leben gekommenen Insassen der Unglücksmaschine. Erste Leichen hätten die Behörden bereits ihren Familien zur Bestattung überstellt. 

Die Sperrung der Start- und Landebahn des Flughafens im Südwesten des Landes wurde vorerst bis zum 7. Januar verlängert, um die Unfallstelle weiter untersuchen zu können. Vor Ort sind neben koreanischen Experten auch Vertreter des US-Flugzeugbauers Boeing und der US-Behörde NTSB, die Unglücke in der Luftfahrt aufklärt. 

Suche nach der Ursache

Die Bergungsteams fanden bereits die beiden Flugschreiber. Jener mit den Sprachaufzeichnungen aus dem Cockpit sei in relativ gutem Zustand, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap. Der Zweite mit den Flugdaten wurde demnach beschädigt. Die Experten müssen nun prüfen, wie sie an die Daten kommen. Bis es Ergebnisse gibt, dürfte es deshalb noch einige Zeit dauern. 

Am Sonntagmorgen (Ortszeit) war eine Boeing 737-800 der südkoreanischen Billigfluglinie Jeju Air mit 181 Insassen ohne ausgeklapptes Fahrwerk in Muan gelandet und über die Landebahn hinaus geschlittert. An einer Mauer zerschellte die aus Bangkok kommende Maschine und ging in Flammen auf. An Bord waren neben zwei thailändischen Staatsbürgern ausschließlich Koreaner. Lediglich zwei Crew-Mitglieder überlebten die Bruchlandung. 

Es ist das bisher verheerendste Flugzeugunglück auf südkoreanischen Boden. Als Unfallursache vermuten die Behörden einen Vogelschlag kurz vor der Landung. Der Tower hatte zunächst vor einem solchen Zusammenprall mit Vögeln gewarnt. Unmittelbar danach meldeten die Piloten per Mayday-Notruf selbst einen Vogelschlag. Unklar ist bislang, wie diese Kollision das Fahrwerk beschädigen konnte. 

Untersuchung baugleicher und ähnlicher Maschinen

Seoul veranlasste nach dem Unglück, die Wartungsaufzeichnungen aller Maschinen nationaler Airlines vom bei Billigfluglinien beliebten Typ Boeing 737-800 überprüfen zu lassen. Dem Verkehrsministerium zufolge betraf eine entsprechende Untersuchung sechs Fluggesellschaften. Laut Yonhap überprüften auch die südkoreanischen Streitkräfte Maschinen eines ähnlichen Typs in ihren Flotten.

© dpa-infocom, dpa:241231-930-331255/2


Von dpa
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