„Das ist echt schön. Ich war schon immer gern mit Leuten zusammen.“ Käthe Ehrmann setzt sich auf vielen Ebenen für andere ein. Für die FLZ ist sie die „Ehrenamtliche des Monats“ August.
„Ich komme aus einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb in Ulsenheim. Da wurde mir in die Wiege gelegt, dass man füreinander da ist.“ Auch die ersten Schuljahre in Ulsenheim und Weigenheim haben das Miteinander gelehrt. In der Realschule im nahen Uffenheim entstanden weitere Verbindungen fürs Leben. „Wenn man dort in der Schule war, kennt man viele Leute.“
Nach der Schule war es für sie keine Frage, einen sozialen Beruf zu ergreifen. „Für mich kam Erzieherin oder Krankenschwester in Frage. Nach einem halben sozialen Jahr im Krankenhaus in Uffenheim habe ich mich für die Krankenpflegeschule in Ansbach entschieden.“ Drei Jahren Ausbildung folgte dort ein erstes Berufsjahr in der Chirurgie, bevor es zurück nach Uffenheim ging.
Manche Patienten kannte Käthe Ehrmann schon aus der Jugend. „Ich habe viele Leute lange begleitet, erst in der Inneren Abteilung, dann auch auf anderen Stationen.“ Als die Klinik in Uffenheim für andere Zwecke genutzt wurde, war es für sie klar, ihrem Beruf treu zu bleiben. Sie ging in das Krankenhaus nach Bad Windsheim. Sechs Jahre in der Geriatrischen Reha folgten. „Ich war 45 Jahre Krankenschwester und bin dankbar, dass ich den Beruf gewählt habe. Dadurch war ich immer mit Menschen in Kontakt.“
Seit Februar 2020 hatte sie dann mehr Zeit, zum Radfahren und Schwimmen, aber auch für alles andere, was ihr wichtig ist. Wie die Nachbarschaftshilfe, eine Organisation in ihrem Wohnort Uffenheim. „Da geht es darum, jemanden zum Friseur zu fahren oder zu Arztterminen zu begleiten und mal einzukaufen.“ Und hier und da ein Viertelstündchen zu haben zum Zuhören und für ein paar Handgriffe im Haushalt.
Als sie einen Vortrag über den Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) hörte, war Käthe Ehrmann sofort überzeugt. „Ich dachte, das würde mich interessieren.“ Seitdem gehört die Rentnerin zum Team von Freiwilligen, die unter der Regie des ASB Menschen, die nur noch wenige Wochen zu leben haben, einen letzten Wunsch erfüllen. Sie war bei einer Fahrt ans Nebelhorn dabei, weil ein Mann nochmal in das geliebte Urlaubsquartier in Oberstdorf wollte. „Der Wirt hat uns alles umsonst gegeben. Wir waren am Sonntag zurück, am Dienstag ist der Mann gestorben.“
Sie stand am Nürnberger Südfriedhof mit einer todkranken Frau am Grab ihres Lebensgefährten, um ihr Lieblingslied „Time to Say Goodbye“ vorzuspielen. Sie fuhr mit zur Insel Usedom - der letzte Wunsch einer Krebskranken aus Dinkelsbühl. „Bei der Rückfahrt sind wir nur schwer losgekommen, weil sie so lange wie möglich die See sehen wollte. Sechs Wochen später ist sie gestorben.“
Die Nähe zum Tod schreckt die 65-Jährige nicht. „Er gehört zum Leben dazu. Aber trotzdem macht man sich Gedanken. Es ist immer wieder etwas Neues.“ Ihr christlicher Glaube begleitet sie. „Ich will ihn nicht in den Vordergrund stellen, aber er gibt mir schon Kraft und Motivation. Der erste Dank, der geht nach oben.“
Käthe Ehrmann hilft in der Aischgründer Tafel „Iss was“ bei der Ausgabe von Essen an Bedürftige und im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim, wenn für große Veranstaltungen zupackende Hände gebraucht werden. Regelmäßig übernimmt sie Dienste bei der Entlastung pflegender Angehöriger, die die Diakonie Neustadt/Aisch organisiert.
Stundenweise werden dabei Menschen betreut, die Pflege brauchen oder an Demenz leiden, um ihren Partnern und Kindern etwas Luft zu verschaffen. „Am Sonntag habe ich mit einer Frau einen Ausflug mit dem Zug gemacht. Das mag sie. Wir sind nach einem Picknick von Uffenheim nach Treuchtlingen gefahren, zum Eisessen ins Café und spazieren gegangen.“ Die Tochter hatte dadurch einen Sonntag für sich.
An Montagen spielt Käthe Ehrmann meistens zwei Stunden mit einem Mann Karten, vorher spendiert sie eine Runde Plätzchen und liest ihm etwas vor. „Das gefällt mir. Es ist eine Bereicherung für mich.“ Ebenso der Austausch mit anderen Engagierten, um Erlebnisse und Erfahrungen zu teilen. „Ich bin gern mit Menschen zusammen.“
Nach 45 Jahren, die vom Dienstplan in den Kliniken diktiert waren, genießt die Krankenschwester die Zeit für selbstbestimmte Tätigkeiten. „Das kann ich mir alles einteilen. Wenn ich mal nicht kann, ist es auch in Ordnung. Ein Ehrenamt ist freiwillig.“
,,Mein Ehrenamt“ ist der Preis der FLZ für gesellschaftlich engagierte Menschen in Westmittelfranken. Unterstützt wird er von der Richard Köstner AG aus Neustadt. Kennen auch Sie jemanden, den Sie für diese Auszeichnung vorschlagen möchten?
Die Hintergründe unserer Aktion und das Bewerbungsformular für den FLZ-Ehrenamtspreis finden Sie hier.