Ein Sprachrohr für Kinder und Jugendliche – das will Rebecca Bellmann aus dem Markt Erlbacher Ortsteil Hagenhofen sein. Seit 2015 engagiert sie sich im Jugendbeirat. Bei der Aktion „Mein Ehrenamt“ hat die Jury die 36-Jährige als Gewinnerin für den Monat Februar ausgewählt.
Im Jugendbeirat setzt sich Rebecca Bellmann gemeinsam mit ihrer Kollegin Julia Maj für die Jüngsten in der Gemeinde ein. Beide haben kleine Kinder und sind deshalb ganz nah dran an der Zielgruppe. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, das ganze Natur-Wald-Thema in den Fokus zu setzen“, berichtet Bellmann.
Während der Corona-Pandemie hätten Familien wieder verstärkt Zugang zur Natur gefunden, erinnert sie. Als viele Freizeiteinrichtungen geschlossen hatten, entstand 2021 ein frei zugängliches, kostenloses Angebot für Familien: der Kinderwald. Das Waldstück im Bäckerholz zwischen Markt Erlbach und Eschenbach stellte die Gemeinde Markt Erlbach zur Verfügung. „Dann haben wir gedacht, wir werkeln da so ein bisschen herum.“
Aus dem Ein-bisschen-Werkeln wurde ein Mitmachprojekt, das sich bald immer größerer Beliebtheit erfreute. Mit Hilfe von Google Maps ist der Kinderwald leicht zu finden. Verlässt man Markt Erlbach in Richtung Neuhof, folgt kurz hinter dem Ortsausgang links der Abzweig. Ein Wirtschaftsweg führt bis zum Waldstück.
Auf einem Schild am Eingang zu dem eingezäunten Bereich steht „Markt Elfbach“. Der Name ist Programm. Mitten im Wald entdeckt der staunende Besucher höchst ungewöhnliche Behausungen und Miniatur-Gärtchen für Feen, Elfen, Wichtel und andere magische Waldbewohner.
Baumstämme, Stümpfe und Wurzeln sind bei den Fantasiewesen offenbar begehrter Wohnraum. Grundlage vieler Behausungen seien kleine Türen aus Holz, erläutert Rebecca Bellmann. „Und dann kann man einfach kreativ sein.“ Nicht nur Kinder, die gern basteln, sondern auch handwerklich begabte Erwachsene haben hier schon ihrer Fantasie freien Lauf gelassen.
„Die verschiedensten Dinge werden gebaut“, bemerkt sie. Manche Häuschen haben Fenster oder einen Schornstein. Miniaturstrickleitern führen augenscheinlich zu Wohnungen mit Ausblick und sogar eine Hängebrücke – begehbar nur für sehr kleine Wesen – gibt es. Sie wird passend zu den Jahreszeiten immer wieder neu dekoriert.
Bewohner des Wohnheims der Arbeiterwohlfahrt (AWO) für Menschen mit psychischen Erkrankungen töpferten in der Arbeitstherapie einen Baumgeist. Eine Familie hängte ein selbst bemaltes Vogelhaus auf. An Weihnachten brachte jemand einmal eine Krippe aus Holz und Filz. „Da kommen echt coole Sachen – auch ohne Vorgabe“, erzählt Bellmann begeistert.
Gebastelt werden soll ausschließlich mit Naturmaterialien wie Holz, Rinde oder Moos. Ein wichtiges Anliegen ist schließlich, den Kindern einen sorgsamen Umgang mit der Natur zu vermitteln. Plastik hat im Wald nichts zu suchen. Deshalb müssen Bellmann und Maj bei ihren regelmäßigen Rundgängen manchmal auch etwas wegräumen.
Wenn da irgendwo ein Figürchen steht oder ein Kind für die magischen Bewohner ein Geschenk dagelassen hat, das nicht ganz den Kriterien entspricht, drücken sie aber auch mal ein Auge zu, zumindest für eine Weile.
Die Faszination für die Phantasiegestalten bemerkt Bellmann auch bei ihrer fünfjährigen Tochter. Das sei das typische Alter, in dem Elfen, Feen, Zwerge und Wichtel hoch im Kurs stehen und das Geheimnisvolle die Kinder reizt: „Gibt’s das wirklich? Gibt’s das nicht? Und was machen die Wesen, wenn wir nicht da sind?“ Auch Größere ließen sich noch gern auf die Phantasiewelt ein, in der es ja immer wieder Neues zu entdecken gebe.
In einer wetterfesten Hütte – in Elfengröße – deponieren die Ehrenamtlichen Bastelideen, zum Beispiel Anleitungen, wie man ein Wald-Bingo anfertigt oder ein Wald-Mandala legt. Außerdem gibt es einen Barfußpfad und vor dem Zaun hat jemand Schilder für einen Weitsprung–Contest angebracht. „Da sieht man, wie weit die einzelnen Tiere springen. Dann kann man ausprobieren, ob man auch so weit springen kann wie ein Hase oder ein Wildschwein.“ Übrigens ist auch die Distanz für einen Elf angegeben – der schafft offenbar 0,3 Meter.
Im Spätsommer 2022 hat das Team beim Kinderwald noch einen knapp zwei Kilometer langen Naturlehrpfad eingerichtet – geschottert und auch mit Kinderwagen gut zu befahren. Schautafeln informieren über Tiere und Pflanzen im Wald, und an interaktiven Stationen können die Buben und Mädchen spielerisch ihr Wissen erweitern. Sie probieren am Baumtelefon aus, wie ein Eichhörnchen zu lauschen, ordnen an einer Drehscheibe den Tieren passende Spuren zu oder erzeugen Töne an einem Wald-Dendrophon. Das ist ein Musikinstrument aus Holz, ähnlich einem Xylophon.
Gerade aus der Umgebung kommen viele Familien regelmäßig, aber mittlerweile sind Kinderwald und Naturlehrpfad auch überregional bekannt. Beide Angebote haben es in das Buch „111 Orte in der Frankenhöhe, die man gesehen haben muss“ geschafft.
Momentan allerdings herrscht im Kinderwald Winterruhe. „In Hoch-Zeiten waren es ungefähr 15 Elfenhäuschen. Im Winter geht aber einiges kaputt“, stellt Bellmann fest. Vor dem Saisonstart Ende März soll Markt Elfbach deshalb mit einer großen Aufräum- und Renovierungsaktion fit gemacht werden für die warme – elfenfreundliche – Jahreszeit. Dafür werden auch wieder Baumeister für neue Behausungen gesucht.
Neben dem Kinderwald und dem Naturlehrpfad betreuen die Ehrenamtlichen weitere Projekte. Zu Ostern organisieren sie eine Schnitzeljagd, bei der Eier gesucht werden müssen. Auch im Ferienprogramm der Gemeinde ist der Jugendbeirat mit Angeboten wie einer Kräuterwanderung oder einer schaurigen Sagenwanderung mit dem Nachtwächter vertreten.
Hilfe können die Jugendbeirätinnen immer gebrauchen. „Seit Weihnachten sind wir zu viert“, freut sich Bellmann über die Unterstützung. Die kam genau richtig. Denn in der ohnehin stressigen Adventszeit sind sie auch noch für die Himmelspost zuständig: Zahlreiche Briefe mit Wunschzetteln von Markt Erlbacher Kindern landen im Christkindbriefkasten am Bürgerhaus und wollen beantwortet werden. Um die 50 waren es vergangenes Jahr. „Wir unterstützen das Christkind dabei“, erzählt Bellmann und lacht.
Hauptberuflich arbeitet Sozialpädagogin Rebecca Bellmann derzeit noch im Bereich Psychiatrie im Markt Erlbacher AWO-Wohnheim. Am 1. April übernimmt sie die Leitung der Tagesstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen in Neustadt. Was treibt sie an, sich neben Beruf und Familie auch noch ehrenamtlich zu engagieren? „In Markt Erlbach wächst man in den Vereinsstrukturen auf“, sagt sie. Sie selbst war in der Jungschar und Wachgängerin im Schwimmbad, also Badeaufsicht, engagierte sich bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft und ist im AWO-Ortsverband. Während des Studiums arbeitete sie für den Stadtjugendring in Würzburg.
Toll am Ehrenamt ist, dass man immer wieder neue Sachen ausprobieren kann, findet sie. Rebecca Bellmann mag es, „Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen und ein Vorbild für die Kinder zu sein“. Das Ehrenamt werde davon getragen, dass jeder seine Stärken einbringt „und gibt, was er kann“, ist sie überzeugt.
Ihre Bachelor-Arbeit schrieb sie damals über Ehrenamtsmanagement und die Akquise von Ehrenamtlichen. So habe sie sich dem Thema auch von fachlicher Seite genähert. Bellmann weiß, dass viele Menschen sich heutzutage lieber für einzelne Projekte engagieren statt sich über einen langen Zeitraum an ein Ehrenamt zu binden. Doch auch das hilft, versichert sie. Jeder, der etwas für den Kinderwald bauen oder beim Austragen der Christkind-Briefe helfen will, ist den Jugendbeirätinnen herzlich willkommen.
Im Januar war der Preis an Gabriele Wald-Hauf aus dem Dietersheimer Ortsteil Beerbach im Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim, die sich für fairen Handel einsetzt, gegangen. Die Hintergründe unserer Aktion und das Bewerbungsformular für den FLZ-Ehrenamtspreis finden Sie hier.