FLZ-Auszeichnung: Thomas Höver ist Ehrenamtlicher des Monats | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt

FLZ-Auszeichnung: Thomas Höver ist Ehrenamtlicher des Monats

Thomas Höver aus Wassertrüdingen ist Ehrenamtlicher des Monats September 2023. (Foto: Andrea Walke)
Thomas Höver aus Wassertrüdingen ist Ehrenamtlicher des Monats September 2023. (Foto: Andrea Walke)
Thomas Höver aus Wassertrüdingen ist Ehrenamtlicher des Monats September 2023. (Foto: Andrea Walke)

„Die Europa-Show-Tanzgarde ist für mich eine Familie“, sagt Thomas Höver. Seit 39 Jahren ist der Wassertrüdinger dabei. Knapp 13 Jahre stand er an der Vereinsspitze, davor war er zweimal stellvertretender Vorsitzender – insgesamt zwölf Jahre. Unsere Jury hat den 51-Jährigen zum Ehrenamtlichen des Monats September gekürt.

Bei der Hauptversammlung im August ist Thomas Höver zurückgetreten. „Verdammt schwer“ sei ihm die Entscheidung gefallen, gibt er zu. Aber für das Amt „reichen keine 100 Prozent. Bei mir müssen das mindestens 160 Prozent sein.“ Das aber schafft er nicht mehr: wegen der Gesundheit, weil er als Reisebusfahrer viel unterwegs ist und auch die Familie Zeit mit ihm verbringen will. Dafür bekommt jetzt die junge Generation die Chance, Verantwortung zu übernehmen.

Seine Wurzeln hat der Verein in einer Stadtgarde, die sich 1981 für einen Auftritt auf dem Wassertrüdinger Altstadtfest formierte. Als 1984 eine Kindergarde ins Leben gerufen wurde, entdeckte Thomas Höver den Gardetanz für sich. Engagiert hatte er sich bereits zuvor in der Team-Group. Dieser Verein organisierte vor der Europa-Show-Tanzgarde die vielen städtischen Veranstaltungen, angefangen bei der Kirchweih über die Märkte bis zum Volksfestumzug.

Die Wagen für den Volksfestumzug gebaut

In der Schule hielt Thomas Höver einmal ein Referat über die Team-Group und die Garde. „Ich lebe halt für den Verein“, bekundet er. Das Ehrenamt stand für ihn immer an erster Stelle. Während seiner Ausbildung zum Industriemechaniker nahm er einmal extra zwei Wochen Urlaub, um gemeinsam mit dem Schulhausmeister die Wagen für den Volksfestumzug zu bauen.

Höver durchlief alle drei Sparten – Kindergarde, Jugendgarde, Große Garde. Bis vor rund 20 Jahren tanzte er noch selbst mit. „Dabei hat meine Frau immer gesagt: Du konntest noch nie tanzen“, verrät er schmunzelnd. „Das Feeling auf der Bühne“ gefiel ihm. Er genoss den Applaus und das Miteinander unter den Tänzern.

Auf der Bühne stand Höver auch, nachdem er das Tanzen aufgegeben hatte. Als Moderator der Vereinsveranstaltungen genoss er es, „das Publikum auf seine Seite zu bringen“. Viel Spaß hatte er bei der Organisation des Kinderfaschings in der Hesselberghalle gemeinsam mit seiner Frau. Knapp 900 Kinder seien jedes Mal dabei gewesen, schwärmt er.

Aufritte bei der Expo und im Disneyland

Absolute Höhepunkte waren für Thomas Höver die Auftritte der Garde bei der Expo 2000 in Hannover, im Disneyland Paris 2003 oder beim Europafest in Berlin 2015. Besonders gern erinnert er sich aber auch an die Dance Night, die bisher dreimal stattfand. „Das ist eine der schönsten Sachen, die wir gemacht haben.“ Die Organisation sei ein „Riesenaufwand“ gewesen. „Wir haben Tanzgruppen aus ganz Bayern gehabt.“ Entstanden sei die Idee, weil viele Show-Tänzer, die zu Faschingsgruppen gehören, nur während der fünften Jahreszeit auftreten. „Das ist doch schade.“ Bei der Dance Night konnten sie ihre Choreografien noch einmal präsentieren.

Auf dem kleinen Dienstweg erledigt

In der Europa-Showtanz-Garde war Höver die vergangenen Jahre vor allem für die Organisation zuständig: Kostümteile bestellen, Getränke organisieren, Musiktitel bei der GEMA melden. Durch sein gutes Netzwerk konnte er vieles „auf dem kleinen Dienstweg“ erledigen. Manchmal kutschierte er seine Vereinskollegen im Reisebus zu Veranstaltungen.

Wichtig war ihm immer der Zusammenhalt in der Garde, sagt er. Drücken durfte sich keiner, da war er streng. Beim Auf- und Abbau oder bei der Bewirtung mussten alle helfen. „Das funktioniert auch“, versichert er. „Und wenn es nicht funktioniert hat, habe ich die Leute rausgeklingelt.“

Hartnäckigkeit ist wichtig

Als Vorsitzender muss man hartnäckig sein, ist Thomas Höver überzeugt. „Man macht sich auch Feinde.“ Als er seinen Rücktritt bekannt gab, entschuldigte er sich bei allen, denen er auf die Füße getreten sein mag. Es sei ja nie böse gemeint gewesen. „Aber wenn man einen Verein führt, muss man den Verein eben auch vertreten.“

Hövers Ehefrau und Kinder waren ebenfalls bei der Europa-Show-Tanzgarde aktiv, zum Teil sind sie es noch. Er weiß, dass sein Engagement ohne ihre Unterstützung nicht in dieser Form möglich gewesen wäre: „Die Familie muss bei so einem Ehrenamt hinter einem stehen.“

Nun ist es Zeit, den Nachwuchs im Verein ans Ruder zu lassen. Er weiß, dass man eigene Erfahrungen sammeln muss, um in ein Amt hineinzuwachsen. Wenn sein Rat gefragt ist, hilft er aber gerne. „Ich werde immer im Hintergrund da sein“, verspricht Thomas Höver. Und er wird auch weiterhin die extravaganten, schicken und eleganten Kostüme bestellen. „Ganz kann ich nicht loslassen, das funktioniert nicht.“

„Mein Ehrenamt“ ist der Preis der FLZ für gesellschaftlich engagierte Menschen in Westmittelfranken. Unterstützt wird er von der Richard Köstner AG aus Neustadt. Kennen auch Sie jemanden, den Sie für diese Auszeichnung vorschlagen möchten?

Die Hintergründe unserer Aktion und das Bewerbungsformular für den FLZ-Ehrenamtspreis finden Sie hier.


Andrea Walke
Andrea Walke

... ist Redakteurin in der Lokalredaktion Ansbach und seit Dezember 2012 bei der FLZ. Sie fühlt sich in Rathäusern genauso wohl wie in Gerichtssälen und trifft am liebsten Menschen, die eine interessante Geschichte zu erzählen haben. Seit 2017 betreut sie redaktionell die Aktion "FLZ-Leser helfen".

north