Heiraten am 2. Februar: Warum ein Datum so (un-)wichtig ist | FLZ.de

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Veröffentlicht am 01.02.2022 10:45

Heiraten am 2. Februar: Warum ein Datum so (un-)wichtig ist

2.2.22 - ein Datum, das im Gedächtnis bleibt. Kein Wunder, dass viele Paare an diesem Tag den Bund fürs Leben eingehen wollen. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)
2.2.22 - ein Datum, das im Gedächtnis bleibt. Kein Wunder, dass viele Paare an diesem Tag den Bund fürs Leben eingehen wollen. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)
2.2.22 - ein Datum, das im Gedächtnis bleibt. Kein Wunder, dass viele Paare an diesem Tag den Bund fürs Leben eingehen wollen. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Der Mann soll den Hochzeitstag nicht vergessen - das ist wohl ein großer Wunsch vieler Ehepartner. Damit dieser Fauxpas nicht passiert, heiraten viele Paare an einem besonderen Datum - wie dem 2.2.2022 oder dem 22.2.2022.

Doch den Bund fürs Leben an einem Schapszahl-Tag einzugehen, bringt nicht unbedingt Glück - im Gegenteil. Klaus Holub, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Standesbeamten, bestätigt, dass an besonderen Daten besonders gern geheiratet wird. „Es ist schon mehr los als gewöhnlich“, erklärt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Und das obwohl der Februar eigentlich nicht der klassische Hochzeitsmonat sei. „Und dann fällt der 2.2. auch noch auf einen Mittwoch. Das ist eigentlich nicht unbedingt der Tag, an dem Eheschließungen sind.“

Warum aber heiraten dennoch viele Paare gern an einem Tag mit besonderem Datum? Darauf weiß Wolfgang Krüger, Paartherapeut und Buchautor, die Antwort. Er erklärt, dass es zwei Gründe gebe, warum sich Paare entscheiden, an einem besonderen Datum zu heiraten. Der eine sei eher banal: „Die Frauen heutzutage sind sehr nüchtern: Sie wählen einen solchen Hochzeitstag, damit Männer den Tag nicht vergessen.“

Zum anderen habe ein Tag mit einer Schnapszahl im Datum für viele eine große Symbolkraft. „Man spricht dem eine bestimmte Glückswirkung zu. (...) Das entspricht auch unserer Haltung zum Heiraten, was symbolisch sehr aufgeladen ist.“ Krüger spricht von einer „großen Inszenierung“, über die hinaus Paare jedoch den eigentlichen Grund der Hochzeit vergessen können.

„Eine Hochzeit ist das größte Drama, die größte Inszenierung unseres Lebens. Wo man sich ein halbes Jahr vorher schon genau vorbereitet: Welche Frisur trägt die Braut? Die Braut beginnt dann abzunehmen. Man hat feste Redner. Und man will dafür nicht nur einen besonderen Ort haben. Dazu gehört natürlich eben auch ein besonderer Tag. Dass ich das Gefühl habe, dass alle, die da kommen, sagen „Oh, das ist aber etwas ganz Besonderes“.“ Das Heiraten werde dadurch aufgewertet, erklärt der Psychotherapeut aus Berlin. „Das mag alles wunderschön sein. Aber das alles spielt, was die Qualität der Ehe angeht, nur eine unerhebliche Rolle.“

Tatsächlich: Wissenschaftler der Universität Melbourne haben 2016 die Ehe- und Scheidungsregister in den Niederlanden über einen Zeitraum von 14 Jahren vergleichen. Sie fanden heraus, dass Ehen, die an einem speziellen Tag geschlossen wurden, ein deutlich höheres Scheidungsrisiko hatten. So war die Gefahr, dass die Ehe in die Brüche geht, elf Prozent höher, wenn die Hochzeit am Valentinstag stattgefunden hatte. Und ein Scheitern war sogar um 18 Prozent wahrscheinlicher, wenn der vermeintliche Bund fürs Leben an einem Tag mit einer Schnapszahl, wie der 9.9.1999 oder eben der 22.2.2022, geschlossen wurde. Auch aufpassen sollte man übrigens, wenn der Termin eine aufsteigende Zahlenfolge hat, wie etwa der 11.12.2013 - dann lag die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns 13 Prozent höher.

Warum ist das so? „Also ich glaube, dass Menschen dann vor allem heiraten, denen es auf Äußerliches drauf ankommen, die auf bestimmte Symbole Wert legen“, erklärt Krüger. Der Paartherapeut weiß aber auch: „Ehen sind besonders gut, wenn ich eine eher bodenständige Auffassung von Liebe habe. Wenn ich also weiß, dass eine Beziehung auch mal schwierig werden könnte, wenn ich eine gewisse Gutmütigkeit habe, eine gewisse Gelassenheit. Und die Leute, die quasi heiraten, die so sehr darauf angewiesen sind innerlich auf diese großen Symbole von Liebe, denen fehlt letztendlich nachher der lange Atem und auch die innere Verbindung, die ich brauche, um Krisen zu überstehen.“

Spielt bei unserem besonderen Fall - 2.2.2022 beziehungsweise 22.2.2022 - etwa auch die Zahl zwei eine Rolle? In der Mathematik gilt sie jedenfalls als „superperfekte Zahl“. Jedoch kann die Zwei auch ganz anders als superperfekt sein.

Ina Prinz, Direktorin des Arithmeums im Forschungsinstitut für Diskrete Mathematik in Bonn, weiß um die Symbolkraft der Zahl. „Bei allen Religionen, die sich auf einen einzigen Gott geeinigt haben, bedeutet die Zwei eher eine Abspaltung. Man kann sie als Zwietracht oder Zweifel deuten.“ In anderen Kulturen könne die Zahl Zwei jedoch auch für das genaue Gegenteil stehen. So gebe es in der persischen Literatur beispielsweise für die Zwei einen Vergleich mit einer Schnur aus zwei Fäden, in der sich zwei Gegensätze wieder vereinen würden.

„Wer am 22.2.22 heiratet, der hat natürlich das Trennende und zum anderen das Verbindende als Element in der Zwei - das ist sicherlich als Termin ganz nett“, sagt Prinz. Aber die Mathematik-Professorin weiß auch: „Es ist für den Menschen wichtig, sich zu orientieren in der Welt. Und da spielen Zahlen eine ganz große Rolle. Und es hat auch immer eine Rolle gespielt, Zahlen eine Bedeutung zu geben, die über die eigentlichen Zahlenwerte hinausgehen.“

Paartherapeut Krüger jedenfalls rät: „An einem x-beliebigen Tag heiraten. Und wenn Corona es zulässt: viele Freunde einladen. Dann halten Ehen viel länger.“

Wer dennoch an einem besonderen Datum heiratet, muss aber nicht zwangsläufig mit Zwietracht und Scheidung rechnen. Krüger selbst hat seine Frau am 17.7.2017 geheiratet - und die beiden sind bis heute ein glückliches Ehepaar.

© dpa-infocom, dpa:220201-99-927562/3

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