Ermedin Demirovic will sich nicht einschüchtern lassen. Es könne schon „eklig“ werden, sagte der Stürmer des VfB Stuttgart über die vermutlich hitzige Atmosphäre beim Champions-League-Auswärtsspiel gegen Roter Stern Belgrad. Doch er freue sich darauf. So ein Hexenkessel wie jener, der die Schwaben am Mittwoch (18.45 Uhr/DAZN) im Stadion Rajko Mitic erwartet, könne einen Fußball-Profi auch motivieren, meinte Demirovic.
Für den 26-Jährigen wird der Auftritt in Serbien als bosnischer Nationalspieler womöglich besonders brisant. „Ich weiß nicht, was mich dort erwartet, wie mich die Leute empfangen“, sagte Demirovic. Er sei aber auf alles vorbereitet. Das erklärte Ziel der Stuttgarter gegen die im laufenden Wettbewerb noch sieglosen Belgrader sind drei Punkte. Die können sie auch gut brauchen. Vier Zähler holten sie aus den ersten vier Spielen in der Königsklasse. Um die K.o.-Phase zu erreichen, müssen sie sich noch etwas strecken.
In Belgrad beginnen die richtungsweisenden Wochen in der Champions League. Danach geht es gegen die Young Boys Bern und zu Slovan Bratislava - alles machbare Aufgaben für den VfB. Bei dem Demirovic nun verstärkt im Fokus steht. Gegen Roter Stern vor allem wegen seiner Herkunft. Aber auch sportlich. Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Deniz Undav und El Bilal Touré ist Stuttgarts Offensive auf Demirovic noch mehr angewiesen.
Für mehr als 20 Millionen Euro war der Angreifer im Sommer vom FC Augsburg gekommen. Er startete vielversprechend, ließ zuletzt allerdings nach. Seit Anfang Oktober hat Demirovic für den VfB nicht mehr getroffen, in der Königsklasse noch gar nicht. Endet die Torflaute ausgerechnet in dem für ihn so besonderen Spiel im Nachbarland seiner Vorfahren?
„Belgrad ist ein heißes, emotional aufgeladenes Pflaster“, sagte VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth der Deutschen Presse-Agentur. „Aber wir sind darauf eingestellt.“ Für alle Beteiligten seien die Reisen in diesem Jahr „auch eine Expedition in die Fan-Kulturlandschaft Europas“, erklärte der 45-Jährige. „Belgrad ist da sicher aber noch einmal besonders.“
Provokationen und Pyrotechnik gehören bei Heimspielen des serbischen Meisters quasi zur Tagesordnung. Gerade die Ultras des Clubs sind berüchtigt. Was den VfB dazu veranlasste, seinen eigenen Anhängern eine ganze Reihe an Sicherheitstipps auf den Weg zu geben.
Teile der Fanszene von Roter Stern würden als „Gewalt suchend und der organisierten Kriminalität zugehörig“ gelten, hatten die Stuttgarter unlängst mitgeteilt. Den VfB-Fans rieten sie explizit davon ab, Tickets für den Heimbereich des Stadions zu erwerben. In der Stadt sollten sie sich möglichst ohne Fan-Kleidung bewegen und auch keine Gesänge anstimmen. Aus Sicherheitsgründen wurde zudem empfohlen, auf einen Besuch des Youth-League-Spiels zwischen beiden Clubs am Mittwochmittag zu verzichten.
Die 2.400 VfB-Anhänger, die für die Partie am Abend Karten im Gäste-Bereich ergattert haben, müssten zudem damit rechnen, dass am Eingang ihr Münzgeld abgenommen wird. Dieses gelte in Serbien als mögliches Wurfgeschoss und daher als verbotener Gegenstand.
„Gemütlichkeit, so viel steht fest, wird ganz sicher nicht aufkommen“, sagte VfB-Sportchef Wohlgemuth. Guter Dinge sind die Stuttgarter, für die es ein Wiedersehen mit ihrem aktuell an Roter Stern ausgeliehenen Offensivmann Silas gibt, dennoch. In der Liga stehe man nach dem 2:0 gegen den VfL Bochum am Wochenende wieder gut da, meinte Stürmer Demirovic. Nun wäre auch ein weiterer Sieg in der Champions League „extrem wichtig“.
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