„Ich habe lange damit gehadert“ | FLZ.de

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Veröffentlicht am 26.01.2023 08:43

„Ich habe lange damit gehadert“

Barbara Weber würde Großküchen in der Region gerne mit Milch ihrer Kühe beliefern (Foto: Kristina Schmidl)
Barbara Weber würde Großküchen in der Region gerne mit Milch ihrer Kühe beliefern (Foto: Kristina Schmidl)
Barbara Weber würde Großküchen in der Region gerne mit Milch ihrer Kühe beliefern (Foto: Kristina Schmidl)

Laut Ministerratsbeschluss vom 13. Januar 2020 soll bis 2025 in allen staatlichen Kantinen ein Warenanteil von mindestens 50 Prozent aus regionaler oder biologischer Erzeugung angeboten werden. Bis 2030 sollen kommunale und andere öffentliche Einrichtungen folgen. Das findet Barbara Weber gut. Um so mehr frustriert es die Direktvermarkterin, dass ihre intensiven Bemühungen, mit Großküchen ins Geschäft zu kommen, nicht fruchten.

Sie habe etwa beim Klinikverbund ANregiomed, beim Ansbacher Bezirksklinikum, in Pflegeheimen oder bei Schulkantinen nachgefragt, ob Interesse an ihrer Kuhmilch bestehe. Doch immer wieder bekomme sie andere Gründe zu hören, warum sie als Lieferantin gerade nicht infrage komme, klagt die Landwirtin.

Produktion von Joghurt und Käse eingestellt

An ihrem Milchpreis könne es nicht liegen, ist Barbara Weber überzeugt. Sie bietet die pasteurisierte Milch Großküchen für 90 Cent pro Liter an. Milch aus dem Tetrapack komme den Kantinen teurer zu stehen, weiß die Bäuerin.

„Alle schreien nach Umweltschutz, Regionalität und kurzen Lieferwegen und wir bekommen nur Absagen“, bemängelt sie. Das passe nicht zusammen. In der Coronakrise sei das anders gewesen. „Da wurden kleine Direktvermarkter wie wir gehypt.“ Damals habe sie Milch an ein Pflegeheim geliefert. Doch auch das ist Geschichte.

Bis Oktober habe sie als Direktvermarkterin auch Joghurt und Käse aus der Milch ihrer Kühe angeboten, die Produktion mittlerweile aber mangels Abnehmern eingestellt und zwei Mitarbeiter entlassen müssen. „Ich habe lange damit gehadert.“

Nun muss sie ihre 250 Tiere mit ihrem Mann alleine versorgen. Großküchen hätten oft lange Verträge mit ihren Lieferanten, weiß Barbara Weber. „Und das will ich eigentlich nicht. Wir sind ja nur zu zweit und haben niemanden, der einspringt, sollten wir mal krank werden.“ Sie verkauft die Milch nur noch über Milchtankstellen in Dinkelsbühl und Feuchtwangen sowie an die Molkerei.

Keine festen Abnahmeverträge

Der Klinikverbund ANregiomed bezieht seine Milch derzeit von verschiedenen Lieferanten nach Bedarf. „Pro Woche benötigen wir für alle Standorte zirka 300 Liter“, sagt Pressesprecher Rainer Seeger auf FLZ-Nachfrage. Das Angebot eines regionalen Erzeugers habe ANregiomed ablehnen müssen, weil diese Milch nach kurzer Zeit aufrahme, sich also in Rahm und Magermilch trennt, und deshalb „für uns nicht zur Weiterverarbeitung geeignet“ sei.

Der Klinikverbund hat laut Seeger unterschiedliche Lieferanten für Lebensmittel, je nach Warengruppe und Verarbeitungsform. Feste Abnahmeverträge mit Direktvermarktern gebe es nicht. Dennoch würden zahlreiche Lebensmittel von regionalen Erzeugern bezogen.

Weil die Anforderungen zur Belieferung einer Klinikküche nicht immer denen der Gastronomie entsprechen, sei es erforderlich, dass sich Erzeuger auf die klinikspezifischen Anforderungen einstellen. Dass trotzdem nur ein begrenzter Teil der Auftragsvergaben an regionale Lieferanten erfolgen könne, liege häufig daran, „dass kleinere Betriebe an ihre Grenzen stoßen, wenn es darum geht, ein Klinikunternehmen an drei Standorten mit den benötigten Lebensmitteln in der geeigneten Form und Menge zu beliefern.“

Die Bezirkskliniken Mittelfranken unterliegen als Kommunalunternehmen grundsätzlich dem Vergaberecht, teilt Pressesprecherin Karin Schulz mit. „Vergaben, die ein bestimmtes Auftragsvolumen überschreiten, müssen europaweit ausgeschrieben werden“, erläutert sie. Selbstverständlich könnten auch regionale Handelspartner ihre Angebote im Rahmen dieser Ausschreibungen abgeben.

Die Bezirkskliniken würden bereits eine Vielzahl an Erzeugnissen über „regionale Handelspartner“ beziehen. Etwa „Gemüse aus dem Knoblauchsland, Molkereiprodukte aus Bayern oder Backwaren von örtlichen Bäckern“.

Heimatagenturen als Vernetzungsstellen

Bei der Regierung von Mittelfranken wurde 2022 genau wie in allen anderen bayerischen Regierungsbezirken eine Heimatagentur als Vernetzungsstelle mit Unterstützungsangeboten für die Beteiligten in der regionalen Wertschöpfungskette gegründet. Warum es insbesondere für kleine regionale Erzeuger schwierig ist, direkt an Großküchen zu liefern, habe vielschichtige Gründe, sagt ein Sprecher der Regierung von Mittelfranken gegenüber der FLZ. Oft sei das Budget nicht hoch genug, so dass Küchenleitungen gezwungen seien, günstigere nichtregionale Produkte zu verwenden. Aufgrund des Fachkräftemangels in Küchen, und um den Personalaufwand gering zu halten, werde zudem vielfach auf verarbeitete Produkte zurückgegriffen.

Mit dem Ministerratsbeschluss sei 2020 ein Prozess in Gang gesetzt worden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Doch in Zeiten von Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energie sei dies „zweifelsohne eine große Herausforderung“.

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