Die in Österreich gesenkten Hürden bei der Jagd auf Wölfe haben den Bestand spürbar dezimiert. In diesem Jahr sei rund ein Dutzend Wölfe erlegt worden, wie das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs bilanzierte. Die Tiere galten als sogenannte Risiko- oder Schadenswölfe. Insgesamt seien wohl rund 80 Wölfe in der Alpenrepublik in diesem Jahr zumindest zeitweise unterwegs gewesen, schätzt Albin Blaschka vom Österreichzentrum.
Besonders intensiv wurden die Tiere, die eigentlich durch die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU besonders geschützt sind, in Tirol und Kärnten bejagt. Ziel ist laut Behörden der Schutz von Weidetieren, manchmal sind Wölfe aber auch Siedlungen zu nahe gekommen. Allein in Tirol werden jedes Jahr rund 200.000 Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde auf die Almen getrieben, wo sie die warme Jahreszeit verbringen.
Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur APA bei den Bundesländern ist die Zahl der in dieser Almsaison getöteten Schafe und Ziegen deutlich zurückgegangen. 394 Nutztiere wurden nach Angaben der Länder in diesem Jahr bisher Opfer von Wölfen, 791 waren es laut offizieller Statistik im Vorjahr. Ob das mit der Bejagung zusammenhänge, sei noch nicht zu beantworten, sagte Blaschka. Sechs von neun Bundesländern in Österreich haben in jüngerer Zeit die Abschuss-Hürden gesenkt oder haben die entsprechenden Verfahren eingeleitet.
So war im April im Tiroler Landtag eine Gesetzesnovelle beschlossen worden, die eine Tötung nun mittels Verordnung und nicht mehr per Bescheid erlaubt. Solche Bescheide waren von Gerichtenmehrmals aufgehoben worden, nachdem Umweltschutzorganisationen erfolgreich Einspruch eingelegt hatten.
In Deutschland will Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) schnellere Abschüsse einzelner Wölfe ermöglichen. Konkret sieht Lemkes Vorschlag vor, dass die Bundesländer bestimmte Regionen mit vermehrten Rissen durch Wölfe festlegen. Hat ein Wolf hier zumutbare Schutzvorkehrungen wie einen Zaun überwunden und ein Weidetier gerissen, soll auf ihn per Ausnahmegenehmigung 21 Tage lang geschossen werden dürfen - und zwar im Umkreis von 1000 Metern um die Weide. Anders als bisher soll nicht erst eine DNA-Analyse abgewartet werden müssen, um den Wolf eindeutig zu identifizieren. Lob für Lemkes Vorschlag kam von Umweltverbänden, Kritik von Union und Bauernverband, der eine generelle Reduzierung des Wolfsbestandes für erforderlich hält.
Laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) gab es 2022/2023 in Deutschland 184 Wolfsrudel, 47 Wolfspaare sowie 22 sesshafte Einzelwölfe - insgesamt „1339 Wolfsindividuen“. Die meisten Wolfsfamilien leben in Brandenburg (52), Niedersachsen (39) und Sachsen (38).
Der österreichische „Verein gegen Tierfabriken“ hält ein friedliches Zusammenleben mit dem Wolf auch im alpinen Terrain für möglich. Mit Hirten wären die Almtiere nicht nur vor Beutegreifern besser geschützt, sondern vor allem auch vor Absturz, Unwetter oder Krankheit. Statt mit Personal oder Zäunen die Herden auf den Almen zu schützen, werde in Österreich „sinnlos herumgeschossen“, so der Verein.
Vor dem Abschuss muss in aller Regel versucht werden, den Wolf mit anderen Mitteln zu vergrämen. Allein in Kärnten habe es 170 solcher Vergrämungen gegeben, so das Land gegenüber der APA. Insgesamt geht das Österreichzentrum davon aus, dass im Land acht Rudel heimisch sind. „Wir sind allenfalls in der Anfangsphase einer Besiedelung“, sagt Blaschka.
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