Knut Bergmann interviewt als Volkszähler Bürger für den Zensus | FLZ.de

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Veröffentlicht am 02.06.2022 08:46

Knut Bergmann interviewt als Volkszähler Bürger für den Zensus

Volkszähler Knut Bergmann am Schreibtisch. (Foto: Thomas Schaller)
Volkszähler Knut Bergmann am Schreibtisch. (Foto: Thomas Schaller)
Volkszähler Knut Bergmann am Schreibtisch. (Foto: Thomas Schaller)

Wenn es in diesen Tagen an der Haustür klingelt, könnte es Knut Bergmann sein. Der 75-jährige Ansbacher erhebt in Rothenburg Daten für den Zensus, wie die aktuelle Volkszählung offiziell genannt wird.

Mit Überraschungen muss aber keiner rechnen, denn der Volkszähler kann sich ausweisen und kündigt seinen Besuch etwa eine Woche vorher per Brief an. „Ich werde sehr höflich und zuvorkommend empfangen“, berichtet er. Einige wollten zwar zunächst nicht mitmachen, aber der Hinweis auf mögliche Zwangsgelder reichte bisher fast immer. „Einen Einzigen hatte ich, der sagte ,Ich mache nichts, ich sage nichts`“. Weil ihm der Vorname des Widerspenstigen fehlte, musste Knut Bergmann später noch einmal dort klingeln. „Wissen Sie was, kommen Sie rein“, habe der Mann dann aber doch gesagt. Auch Probleme wegen fehlender Sprachkenntnisse ließen sich mit Übersetzungshilfen und moderner Technik lösen.

An seinem heimischen Esstisch hat sich Knut Bergmann ein provisorisches Büro eingerichtet, auf dem unter anderem ein Stadtplan liegt. 37 Stunden wird er nach seiner eigenen Kalkulation brauchen, um die Befragungen abzuschließen. Seine jeweils vierstündigen Einsätze plant er in der Regel von 15 Uhr bis 19 Uhr ein. Allerdings läuft es nicht immer nach Plan: „Da ist jetzt einer, der ist fünf Wochen im Urlaub. Ein anderer ist zwei Wochen im Krankenhaus. Das erfahre ich durch die Nachbarn.“ Bis 6. August muss er seine Befragungen abgeschlossen haben.

Der gebürtige Hamburger ist nach eigenen Worten schon 26-mal umgezogen, „bevor ich hier gelandet bin“. Entsprechend bunt ist sein Berufsweg. Geschäftsführer bei einem Unternehmen sei er gewesen, erzählt er, aber auch Umzugsberater und studierter Mediator. Heute hat er Ehrenämter beim Ingenieurverband VDI, ist beim Mehrgenerationenhaus aktiv, gibt Migranten Nachhilfe und hilft im Rahmen der Evangelischen Jugendsozialarbeit beim Schreiben von Bewerbungen.

In Sachen Volkszählung ist Bergmann schon ein alter Hase, denn beim Zensus 2011 war er auch schon dabei, allerdings in Feuchtwangen. Als das Landratsamt Ansbach Ende vergangenen Jahres wieder nach Leuten suchte, die die Daten vor Ort erheben, meldete er sich. „Das hab’ ich schon mal gemacht und Zeit hab’ ich“, dachte sich der 75-Jährige, dem man sein Alter nicht anmerkt. Bei einer Schulung im Onoldiasaal in Ansbach wurden alle Interviewer über das Projekt informiert. Bei einem weiteren Termin erhielten sie ihre Unterlagen und einen Tablet-Computer. Außerdem bekamen sie ein Kombinationsschloss, „damit die Daten sicher sind und keiner reinkucken kann“. Außerdem dürfen die Interviewer nicht darüber sprechen, was sie im Rahmen ihrer Befragungen erfahren. Bergmann erhielt 24 Adressen mit 96 Familien und 154 Personen. In der Realität sahen die Zahlen dann durch Zu- und Wegzüge sowie Geburten ein wenig anders aus.

Damit man keine Bekannten ausfragen muss, werden die Volkszähler nicht in ihrem Umfeld eingesetzt. So wohnt Knut Bergmann zum Beispiel in Ansbach. Kurz vor dem Stichtag für die Daten am 15. Mai schaute er sich vor Ort die Adressen an, die ihm zugeteilt worden waren, und prüfte schon einmal, ob die Klingelschilder mit den Angaben der Behörden übereinstimmen. Nur lobende Worte hat er für die Unterstützung durch das Landratsamt und für den Tourismus Service, der ihm auf Anfrage ein „sehr schönes Unterlagenpaket“ schickte. Eine Mitarbeiterin habe sogar angeboten, mit ihm durch die Gassen der Altstadt zu ziehen, wo die Adressen manchmal schwer zu finden seien – ein Angebot, das der Interviewer allerdings mit Dank ablehnte. Mittlerweile kennt er sich aber zwischen „Pfeifersgässchen und Oberer Schmiedgasse“ schon ein wenig aus.

„Reich wird man nicht, aber es ist schon viel Spaß dabei“, bekennt Bergmann. Es gibt einen Pauschalbetrag für die Einweisung, einen Auslagenersatz und feste Sätze für Interviews oder die Übergabe der Unterlagen, „falls jemand die Fragen lieber online beantworten will“.

Thomas Schaller

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