Angesichts der Auseinandersetzung um den bisherigen Pfarrer einer Kirchengemeinde in Niederbayern hat der Passauer Bischof Stefan Oster einen Aufarbeitungsprozess angekündigt. Zudem rief er die Menschen in einer gut zehnminütigen, auf der Homepage des Bistums abrufbaren Videobotschaft zu Besonnenheit auf.
Es sei vorgesehen, Personen in den Pfarrverband zu schicken, die von außen kommen und die einen Prozess der Aufarbeitung begleiten können. „Ich selbst bin natürlich selbstverständlich auch bereit zum Gespräch.“ Vergangenen Freitag hatte der Bischof dem Pfarrer ein vorläufiges Zelebrationsverbot sowie ein Verbot, öffentlich als Priester aufzutreten, auferlegt.
Hintergrund sind Vorwürfe gegen den Pfarrer und ein damit verbundener seit Längerem andauernder Konflikt in der Gemeinde. Es geht, wie der Bischof jetzt formulierte, um „Vorfälle im Kontext von Jugendarbeit“. Vergangene Woche waren bereits Vorwürfe etwa in Zusammenhang mit Alkoholkonsum bekannt geworden.
Über seinen Anwalt Holm Putzke hatte der Pfarrer sämtliche Vorwürfe zurückweisen lassen. Die Staatsanwaltschaft teilte unter Verweis auf ein Vorermittlungsverfahren mit, dass kein Anfangsverdacht für eine konkrete Straftat vorliege.
Es gebe in dem Ort eine große Begeisterung für die Arbeit des Pfarrers, ganz besonders auch für seine Arbeit mit jungen Menschen; aber auch für seinen Dienst für die Feuerwehr oder für die alltägliche Seelsorge, so Oster.
Jetzt herrsche folgende Meinung: „Einige wenige Personen, die man klar benennen kann, sind die eigentlich Schuldigen an der Misere. Sie haben den Pfarrer beim Bischof hingehängt – und deshalb muss er gehen.“ Einige dieser Personen erlebten deswegen seit eineinhalb Jahren „ein Leben voller Angst, Unsicherheit, Depression und mehr“. In der Gemeinde seien Deeskalierung und Abkühlung von Emotionen dringend nötig.
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