Eine wichtige Anlaufstelle für Menschen in seelischen Notlagen ist der Krisendienst Mittelfranken. Das Besondere an diesem Angebot: Es ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr erreichbar. Dies betonte Eva Sill-Schmitt in der Sitzung der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) im Neustädter Landratsamt.
Nicht nur Menschen in psychischen Krisen und psychosozialen Notlagen können das kostenlose Angebot nutzen, um eine erste Entlastung und Orientierung zu bekommen, sondern auch Angehörige, Mitbetroffene und Fachstellen. Die Mitarbeitenden nehmen sich Zeit, hören zu, fragen nach, informieren, entlasten und unterstützen. Man gibt Sicherheit und Orientierung und versucht, Auswege zu finden und Neuanfänge zu gestalten.
Kontaktieren kann man die Helfer per Telefon unter den Rufnummern 0800/655 3000 oder 0911/424 8550. Zu bestimmten Zeiten gibt es auch eine Beratung in russischer oder türkischer Sprache, sagt Sill-Schmitt. Seit kurzem nutze man zudem Dolatel. Dadurch sei simultanes Dolmetschen möglich. Dies habe sich vor allem bei ausgefallenen Sprachen bewährt.
Massive Angstgefühle, Unruhe oder Panik, ausweglos erscheinende Auseinandersetzungen in der Familie, bedrückende Isolation und Einsamkeit, Trennung, Trauer und Verlust, Selbsttötungsgedanken und Suizidgefahr oder psychische Erkrankungen. Dies alles sind mögliche Gründe, um mit dem Krisendienst Kontakt aufzunehmen. Je eher, desto besser, lautet hier der eindringliche Rat.
Sill-Schmitt wies in der PSAG-Sitzung darauf hin, dass die Beratung durch das multiprofessionelle Team nicht nur am Telefon oder online per Mail oder Chat unter der Adresse www.krisendienst-beratung.de, sondern auch im Rahmen eines persönlichen Gesprächs in den Räumlichkeiten der Beratungsstelle in der Hessestraße 10 in Nürnberg erfolgen kann. Dies geht auch kurzfristig. Alle Möglichkeiten sind auf der Homepage https://kdmfr.de/krisendienst-mittelfranken/ nachzulesen.
„Es werden aber auch Hausbesuche in ganz Mittelfranken gemacht“, betonte die Referentin. Denn: In dringenden Fällen kann der Einsatz erfahrener Fachkräfte am Ort der Krise genau die richtige Unterstützung sein. Hier gehe es um die Entlastung und die Abwägung möglicher Gefahren. Falls es erforderlich ist, auch weitere Hilfe hinzugezogen. Manchmal kann eine vorübergehende stationäre Behandlung der geeignete Weg sein, um eine Krise zu überwinden. In diesen Fällen vermag der Krisendienst direkt an die zuständige psychiatrische Klinik zu vermitteln.
Im Rahmen ihrer Vortrages betonte Sill-Schmitt, dass alle Angebote des Krisendienstes kostenfrei sind. Man kann auf Wunsch anonym bleiben. Es herrscht Schweigepflicht und Datenschutz. Der Krisendienst Mittelfranken wurde im Jahr 2022 rund 20.000 mal kontaktiert. Das entspricht rund 7000 Klientinnen und Klienten.
Zehn bis 15 Prozent von ihnen wollten anonym bleiben, 15 bis 20 Prozent hatten einen Migrationshintergrund, führte Sill-Schmitt aus. Wegen suizidaler Gedanken griffen zehn bis 15 Prozent zum Telefonhörer, suchten online Hilfe oder kamen vorbei. Die Gruppe der Männer, die Hilfe suchen, fiel mit 34 Prozent deutlich geringer aus als jene der Frauen. „Zunehmend rufen immer mehr Jugendliche an, auch wenn die unter 18-Jährigen nicht die Zielgruppe des Krisendienstes sind.“ Der Anteil der über 60-Jährigen, die sich melden, liegt bei 20 Prozent.