Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat nach den Pannen beim Schützenpanzer Puma Kritik aus der Union an einem zu spät erfolgten Stresstest zurückgewiesen. Mit Blick auf die am 1. Januar beginnende Beteiligung Deutschlands an der Nato-Eingreiftruppe VJTF sei die Übung genau richtig angesetzt worden, erklärte die SPD-Politikerin am Mittwoch im Deutschlandfunk. „Deswegen hätte eine Übung Monate davor uns überhaupt nicht weitergebracht, denn solche Übungen waren ja vielversprechend“, so Lambrecht.
Bei der Schießübung waren binnen weniger Tage alle 18 eingesetzten Puma ausgefallen. Lambrecht entschied, vorerst keine weiteren Puma zu kaufen, bis das Waffensystem stabil läuft. Zudem sollen die älteren Marder und nicht die modernen Puma-Panzer für den Nato-Auftrag genutzt werden. Das von zahlreichen technischen Problemen geplagte Kettenfahrzeug war erst vergangenes Jahr für gefechtstauglich erklärt worden.
„Waffensysteme müssen kriegstauglich sein, nicht bloß übungstauglich. Milliarden für Hightechsysteme rechtfertigen sich nur, wenn diese Waffen im Kampf klar überlegen sind“, sagte der verteidigungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Alexander Müller, der dpa. „Wir werden daher bei der Beschaffung umsteuern, vermehrt auf marktgängige und bewährte Komponenten setzen und neuen Marktteilnehmern den Zugang zum Verteidigungssektor leichter machen. Das wird auch traditionelle Firmen unter Druck setzen, nur funktionierende Systeme zu liefern.“ Ziel sei eine schlagkräftige und einsatzbereite Bundeswehr. Müller: „Die Zeit für Kompromisse ist vorbei.“
Lambrecht gab der Industrie ein knappes Zeitfenster zur Instandsetzung. „Da gebe ich ihnen wenige Wochen Zeit. Denn ich brauche verlässliche Systeme und nicht welche, die ich irgendwann in 2025 vielleicht einsetzen kann“, sagte sie. Die Industrie wisse, dass dieses Projekt keine Zukunft habe, wenn sie der Regierung keine Perspektive aufzeige. Jeder wisse, dass der Puma anfällig sei. Es könne nicht so weitergehen, dass die entsprechenden Änderungen nicht vorgenommen würden. Ansonsten müsse man sich nach anderen Systemen umschauen, „und die gibt es“.
Der Puma ist ein von der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) entwickeltes und produziertes Gefechtsfahrzeug. Die defekten Panzer werden nun von den beiden Unternehmen an Standorten in Bayern und Niedersachsen auf die genauen Schadensbilder hin geprüft. Probleme mit der Elektronik und den Sensoren sind in einem Logbuch gespeichert und können ausgelesen werden, zudem müssen rein mechanische Defekte in Augenschein genommen werden.
Die beiden Unternehmen kündigten in einer gemeinsamen Erklärung an, die Panzer in „zwei bis drei Wochen“ instand zu setzen. Ein Teil der Panzer wird demnach bereits unter anderem am Rheinmetall-Standort im niedersächsischen Unterlüß auf die genauen Schadensbilder untersucht. Fachkundiges Personal von KMW und Rheinmetall sei zudem an die Bundeswehr-Standorte entsandt worden, an denen sich weitere Puma-Fahrzeuge befänden, hieß es.
Ein KMW-Sprecher hatte zuvor gesagt, gemeinsam mit den Partnern auf der Amts- und Industrieseite habe sich das Unternehmen auf eine Initiative zur schnellstmöglichen Analyse und Instandsetzung verständigt. „Oberstes Ziel der Initiative ist es, den Schützenpanzer Puma so rasch wie möglich wieder einsatzbereit und verfügbar zu machen. KMW hat die dafür erforderlichen Kapazitäten bereits mobilisiert.“
Zunächst sei es nötig, „Zugriff auf die Fahrzeuge zu erhalten, um sie eingehend zu befunden“. Belastbare Aussagen zu Art und Umfang der Arbeiten könnten erst dann gemacht werden. Der Sprecher sagte: „Für KMW ist die erfolgreiche Zusammenarbeit bei Entwicklung und Zertifizierung des Schützenpanzers Puma der Garant für die dauerhafte Lösung der aktuell aufgetretenen Probleme.“
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