Die verschiedenen Aktionen im Zuge des bundesweiten Bauernprotests haben auch in der Region am Montagmorgen ihre Wirkung gezeigt: Die Hauptverkehrsachsen in den Landkreisen Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und Ansbach - sowie in der Bezirkshauptstadt selbst - waren über Stunden ein einziges Staufeld.
Das zeigte schon der Blick auf die Live-Daten des Kartendienstleisters Google Maps: Durch Ansbach zog sich der Stau vor allem auf der Residenzstraße von West nach Ost und in die Gegenrichtung. Die Innenstadt im Bereich der Promenade und Kanalstraße war ebenfalls betroffen. Die B13 und B14 waren im Umland voller wartender Autofahrer, etwa rund um Triesdorf.
Stau wurde zeitweise auch auf der B25 rund um Feuchtwangen und Dinkelsbühl gemeldet.
Im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim war die Kreisstadt zentraler Stauknoten. Laut Google Maps herrschte am Morgen auf der B470 stockender Verkehr von nahezu Bad Windsheim bis Neustadt. Ein Pendler berichtete der FLZ von über 100 Minuten, die er für acht Kilometer von Dottenheim nach Neustadt gebraucht habe.
Auch am Diespecker Kreisverkehr, wo B8 und B470 auseinanderlaufen, stand immer wieder der Verkehr. Auf der B8 staute es nach Neustadt einwärts und bei Markt Bibart - und am späten Nachmittag rund um Bräuersdorf. Auf der B13 bei Uffenheim bremsten ebenfalls Schlepper den Verkehr aus.
Nachdem ein Großteil der angemeldeten Protestfahrten abgeschlossen warm, beruhigte sich die Lage zum Abend hin. In Dinkelsbühl ist eine ortsfeste Versammlung noch bis 23 Uhr registriert, ab 15 Uhr sollte es zudem mit Rundfahrten bei Rothenburg weitergehen. Weitere Proteste für die folgenden Tage sind bereits angekündigt.
Bei den Aktionen behinderten Landwirte auch Autobahn-Zubringer in der Region. So wurde laut Michael Petzold von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken die Zufahrt Bad Windsheim zur A7 von Demonstrierenden blockiert. Zunächst hatte die Polizei hier von einer unangemeldeten Blockade gesprochen, korrigierte sich später jedoch. Der Protest sei vorab angekündigt worden.
An der Autobahn-Auffahrt Uffenheim-Langensteinach behinderten Traktorfahrer ebenfalls den Verkehr zur A7, ließen jedoch Fahrzeuge passieren. Die dort präsenten Polizeibeamten ließen den Protest gewähren. „Für uns ist die oberste Maßgabe die Sicherheit des Verkehrs und die Sicherheit für Unbeteiligte”, sagte Petzold.
Eine frühe unerlaubte Blockade der A6-Auffahrt Herrieden wurde nach FLZ-Informationen von der Polizei unmittelbar unterbunden. Nach Angaben des mittelfränkischen Polizeipräsidiums wurden an den Anschlussstellen Feuchtwangen-West und Fichtenau nicht angezeigte Blockaden nach einer Ansprache durch die polizeilichen Einsatzkräfte von den Landwirten beendet.
Insgesamt waren nach Angaben der Polizei in Mittelfranken über 5000 Landwirte mit ihren Traktoren unterwegs, davon bis zu 2000 in Westmittelfranken. Dabei beteiligt sich stellenweise auch Lkw-Fahrpersonal an den Protesten. Das Präsidium spricht von „erheblichen Verkehrsbehinderungen”. Die Kundgebung in der Rezathalle in Ansbach war mit rund 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern laut Polizei die größte in Mittelfranken. Der Straßenverkehr im Ansbacher Stadtgebiet kam während der An- und Abfahrt von gut 1000 Fahrzeugen zur Kundgebung laut Polizei nahezu zum Erliegen.
In Ansbach machten die Landwirte in der Kolonne mit Hupkonzerten auf sich aufmerksam. Der FLZ liegen zudem Aufnahmen eines Lastwagens vor, auf dem ein Galgen montiert wurde: Daran hängt eine Ampel. Ähnliche Fälle aus den Vorwochen in Mittelfranken würden derzeit von der Kripo auf ihre strafrechtliche Relevanz geprüft, teilt Polizeisprecher Petzold mit.
Bei Herrieden wiederum erregte eine andere Aktion von Bauern Aufmerksamkeit. Sie richteten dort eine „Versorgungsstation” mit Kaffee und Kuchen für die wartenden Auto- und Lkw-Fahrer ein.
Jürgen Dierauff, Neustädter Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, erklärt, er habe die Traktoren auch auf „zweifelhafte” Inhalte persönlich kontrolliert, sei aber nur in einem einzigen Fall - in Scheinfeld - auf ein Transparent mit grenzwertigem Inhalt gestoßen. Auf seine Intervention hin habe der betreffende Landwirt das Plakat dann „anstandslos” entfernt.
Die Integrierte Leitstelle in Ansbach berichtete von verkehrsbedingten Verzögerungen bei Krankentransport-Fahrten. Diese seien allerdings nicht kritisch gewesen, heißt es. Mit Blaulicht sei ein Durchkommen möglich. Krankenwagen würden zudem auf verkehrsärmere Routen umgeleitet.
Am Hohenzollernring wurde es dagegen eng für einen Rettungswagen, dessen Fahrer mittags stadteinwärts durchzukommen versuchte, da zeitweise beide Fahrspuren dicht waren. Der Wagen kam nur langsam Stück für Stück voran.
Der Busverkehr in der Bezirkshauptstadt war ebenfalls betroffen, wie Stadtwerke-Sprecherin Karin Patera mitteilt. Einige Fahrten mussten ausfallen, zwischendurch abgebrochen werden oder waren sehr verspätet. Die Busfahrer versuchten, ihre fahrplanmäßigen Routen zu fahren.
Immer wieder ließen sich entnervte Autofahrer beobachten. In der Würzburger Landstraße in Ansbach wichen Pendler teilweise auf den Rad- und Gehweg aus, um dem Stau zu entkommen. Die Reaktionen fielen insgesamt sehr unterschiedlich aus.
Bei Neuendettelsau kam es am laut Polizeisprecher Petzold am Morgen zu einem Unfall, als eine Person mit dem Auto eine Traktorkolonne überholen wollte und dabei in den Gegenverkehr prallte. Zwei Menschen wurden leicht verletzt.
Auch bei Uffenheim waren mehrere Kolonnen-Überholer zu beobachten, die teils mit eingeschaltetem Warnblinker an den Schleppern vorbeizogen.
An den Schulen in Ansbach fehlten nach Auskunft der Schulleiter am Morgen Hunderte Kinder, was neben dem hohen Krankenstand auch den Blockaden lag.
„Verhältnismäßig große Probleme” hatte die Spedition Oppel in Elpersdorf. Sie ist bundesweit mit 60 Lastkraftwagen unterwegs. Einige Fahrer kamen auf den Straßen nicht mehr vorwärts, andere schafften es nicht einmal, das Grundstück des Kunden, bei dem sie Ware abgeladen haben, zu verlassen.
Eine Übersicht über die vorher geplanten und angemeldeten Aktionen der Landwirte finden Sie hier.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Textes war - wie von der Polizei so berichtet - von einer unangemeldeten Blockade der Autobahn-Zufahrt Bad Windsheim die Rede. Die Polizei hat am Dienstag den Sachverhalt korrigiert. Wir haben die entsprechende Textstelle angepasst.