Im Alter von Mitte 20 hat die Berlinerin Helene Bukowski 2019 ihren Debütroman „Milchzähne“ herausgebracht, der ihr viel Lob einbrachte. Erzählt wird von einer Dorfgemeinschaft, die sich in einer postapokalyptischen Welt durchzuschlagen versucht. Die Dynamik gerät durcheinander, als ein unbekanntes Mädchen auftaucht. Nun erscheint „Milchzähne“ als Kinofilm unter der Regie von Sophia Bösch.
Und genau wie der Roman ist auch die Verfilmung ein atmosphärisches, präzise erzähltes Werk geworden. „Milchzähne“ ist eine Art düsteres Märchen - mit Anspielungen auf die Klimakatastrophe oder Rassismus. Das macht Buch und Film sehr gegenwärtig.
Was für eine Katastrophe genau passiert ist und wo das abgeschottete Dorf liegt, bleibt unklar. Klar ist nur: Die Ressourcen sind knapp und von der Zivilisation ist nicht mehr viel übrig.
In tollen Naturaufnahmen (Kamera: Aleksandra Medianikova) entwirft der Film eine Stimmung latenter Bedrohung. Mathilde Bundschuh, Susanne Wolff, Viola Hinz und Ulrich Matthes spielen Hauptrollen.
Skalde (Bundschuh) hat sich ihren Platz in der sich selbstversorgenden Gemeinschaft hart erkämpft. Sie und ihre Mutter Edith (Wolff) gelten als Außenseiterinnen, werden aber inzwischen toleriert. Eines Tages entdeckt Skalde ein fremdes Mädchen (Hinz) im Wald und entschließt sich, es aufzunehmen.
Diese Entscheidung stößt bei den restlichen Dorfbewohnern auf Widerstand. Sie wollen das Mädchen verstoßen, weil sie dem Aberglauben anhängen, es könne ein „Wolfskind“ sein, das Unheil bringe. Skalde verhandelt einen Deal: Wenn das Mädchen innerhalb von sechs Monaten seine Milchzähne verliert - ein Zeichen dafür, dass es kein Wolfskind ist - darf es bleiben.
Es gibt wenig Erzählungen, die auf so dezente wie interessante Weise aktuelle politische Entwicklungen aufgreifen. Gleichzeitig verhandelt „Milchzähne“ auch familiäre Dynamiken und das Erwachsenwerden. So gelingt ein vielschichtiges Werk, das auch als Kinofilm nachhallt.
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