Nach der heftigen Kritik an seinen Aussagen über Behindertensport hat Comedian Luke Mockridge den geplanten Start seiner „Funny Times“-Tour abgesagt. Der Tourauftakt an diesem Donnerstag im ostwestfälischen Bünde und die zweite Show am Freitag in Paderborn fänden nicht statt, teilte der Tourneeveranstalter MTS live auf Anfrage mit. Die Absage erfolge „aufgrund der aktuellen Situation“. Mockridge habe die Entscheidung selbst getroffen.
Eigentlich wollte der 35-Jährige bis November gut 30 Mal mit seinem Programm „Funny Times“ in Deutschland und Österreich auftreten. Ob durch den Tourneeveranstalter weitere Termine der Tour abgesagt werden, sei noch unklar.
Der Comedian hatte sich in einem Podcast abwertend über den Behindertensport geäußert. „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken - und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen“, hatte Mockridge im Podcast „Die Deutschen“ gesagt. Die Folge war bereits im August veröffentlicht worden, hatte aber erst kurz vor der Schlussfeier der Paralympics größere Aufmerksamkeit bekommen.
Nach der massiven öffentlichen Kritik an seinen Aussagen ruderte Mockridge zurück und entschuldigte sich bei den Sportlern. „Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen – besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele“, schrieb der 35-Jährige am Wochenende bei Instagram. Viele Nutzer kommentierten die Entschuldigung aber kritisch und nahmen dem Comedian seine Reue nicht ab.
Mehrere örtliche Veranstalter hatten zuletzt hinter den Kulissen darauf gedrungen, dass Mockridge die Tournee absagt. Sechs Auftritte in Gelsenkirchen, Bonn, Siegen und Mainz waren in den vergangenen Tagen schon von den örtlichen Veranstaltern gestrichen worden. „Es mangelt Luke Mockridge offensichtlich an jeglicher Demut gegenüber der Leistung der Paralympioniken und an Respekt gegenüber Menschen mit Behinderungen jeglicher Art“, schrieb etwa der Gelsenkirchener Show-Veranstalter Emschertainment zur Begründung.
Doch die meisten örtlichen Veranstalter schreckten davor zurück, die Absage selbst auszusprechen. „Derjenige, der absagt, bezahlt am Ende auch“, sagte ein Veranstalter. Gerade für kleinere Akteure in der Event-Branche könnten solche Kosten gefährlich hoch werden, berichtete auch die „Wirtschaftswoche“. Neben der Saalmiete kommen noch Rechnungen von bereits gebuchten Catering-Anbietern, Technikfirmen, Ticketanbietern und anderen Dienstleistern hinzu.
Am Wochenende hatte bereits der Fernsehsender Sat.1 das geplante neue TV-Quiz „Was ist in der Box?“ mit dem 35-Jährigen aus dem Programm genommen. Die Aussagen von Mockridge entsprächen nicht den Werten des Senders, sagte ein Sprecher.
Auch sein Management hat der Comedian verloren. Die Zusammenarbeit sei beendet worden, bestätigte die Agentur MTS Management in Münster.
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