Die evangelischen Christinnen und Christen in Bayern haben die Wahl: Wer soll künftig den Kirchenvorständen in den Gemeinden angehören? Am kommenden Sonntag (20. Oktober) wird gewählt, die Herausforderung für die Menschen, die künftig ihre Gemeinden mitgestalten und leiten, sind groß. Denn die Landeskirche verliert stetig Mitglieder. Damit sinken mittelfristig auch die Kirchensteuereinnahmen. Und auch das Pfarrpersonal wird knapp.
Doch zunächst zu den Zahlen: Fast 14.000 Kandidatinnen und Kandidatinnen stehen nach Angaben der Sprecherin der Landeskirche, Christine Büttner, zur Wahl. Zu vergeben sind 8.500 Plätze.
Nach Angaben der Kirche sind knapp zwei Millionen Menschen in den 1500 Kirchengemeinden wahlberechtigt. Wie groß die jeweiligen Gremien sind, hängt von der Anzahl der Gemeindemitglieder ab. Wo die Zahlen sinken, schrumpft auch der Kirchenvorstand.
Laut Büttner gibt es einen Trend, dass sich Gemeinden beim Kirchenvorstand zusammentun: Bei der Wahl vor sechs Jahren hätten lediglich 75 Gemeinden kooperiert. Nun seien es 423. Im Schnitt würden zwei bis drei Gemeinden miteinander kooperieren, es gebe aber auch Zusammenschlüsse von bis zu acht Gemeinden.
Dass trotz der sinkenden Mitgliederzahlen das Interesse an den Kirchenvorständen hoch ist, zeigt ein Blick auf 2018: Damals lag die Wahlbeteiligung bei 25,6 Prozent, das war der höchste Stand der vergangenen drei Jahrzehnte.
Anders als in der katholischen Kirche, wo die Leitungsaufgaben Bischöfe und Pfarrer innehaben, liegt die Verantwortung in der evangelischen Kirche bei verschiedenen Gremien - und vor Ort eben beim Kirchenvorstand. „Er ist eine evangelische Spezialität, denn in ihm beraten und entscheiden gewählte und berufene Ehrenamtliche gemeinsam mit Pfarrerinnen und Pfarrern auf Augenhöhe“, heißt es bei der Landeskirche über die Kirchenvorstandsarbeit.
Zu den Aufgaben eines Kirchenvorstands gehört es demnach, das kirchliche Leben in der Gemeinde mitzugestalten. „Er ist an Personalentscheidungen beteiligt und überwacht den Haushalt. Er legt die Schwerpunkte der Gemeindearbeit fest, beispielsweise die Gewichtung der Kirchenmusik, der Jugendarbeit oder der diakonischen Arbeit vor Ort.“ Verantwortlich ist das Gremium auch für Baumaßnahmen an kirchlichen Gebäuden. Der Kirchenvorstand entsendet Mitglieder in die Dekanatssynode.
Die künftigen Mitglieder der Kirchenvorstände müssen sich mit schwierigen Fragen befassen. Es gibt weniger Pfarrerinnen und Pfarrer und weniger Haushaltsmittel. Die kommenden Jahre bedeuten für die Landeskirche eine große Transformationsphase, wie Sprecherin Büttner erläuterte. „Ehrenamtliche übernehmen mehr Verantwortung und auch auf der Strukturebene wird es die Zusammenlegungen von Gemeinden und Dekanatsbezirken geben.“ Ebenso gehe es darum, den Gebäudebestand zu reduzieren. Doch der Fokus solle nicht auf die Beschäftigung mit sich selbst liegen: Die Frage sei es, wie eine kleiner werdende Kirche trotzdem „ausstrahlungsstark, innovativ und prägend in die Gesellschaft hineinwirken kann“.
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