Schon der Griff an den hinteren rechten Oberschenkel signalisierte nichts Gutes, die Untersuchung im Krankenhaus von Brixen brachte dann Gewissheit: Eine Muskelverletzung bremst das Comeback von Thomas Dreßen nach nur vier Rennen aus.
„Pause bis Januar“, gab Männer-Bundestrainer Christian Schwaiger einige Stunden nach der Abfahrt im Gröden wenig erfreut bekannt. Der 29-jährige Dreßen fährt damit keine alpinen Skirennen mehr in diesem Jahr - weder die restlichen auf der Saslong in Südtirol noch die in Bormio.
„Das Gute ist, dass Knie und Hüfte heil sind“, sagte der Mittenwalder nach der für ihn betrüblichen Nachricht und versuchte so, dem Ganzen noch etwas Positives abzugewinnen. Denn erst eine Hüft-Operation und dann ein Eingriff am rechten Knie hatten Dreßen zu einer Weltcup-Pause von zweieinhalb Jahren gezwungen. Erst Ende November war er im kanadischen Lake Louise in die Serie zurückgekehrt und hatte dort als Achter der Abfahrt auf Anhieb die Norm für die Weltmeisterschaften Anfang Februar in Frankreich geknackt.
Zwei weitere Abfahrten und ein Super-G später ist schon wieder für einige Wochen Schluss. Dreßen verpasst mindestens den Super-G am Freitag (11.45 Uhr) und die Abfahrt am Samstag (11.45 Uhr) in Gröden sowie den Weltcup in Bormio gut 100 Kilometer weiter westlich am 28. und 29. Dezember. „Jetzt werde ich die Verletzung in Ruhe auskurieren mit dem Ziel, im Januar wieder fit am Start zu stehen“, kündigte der fünfmalige Weltcup-Sieger an. Laut Bundestrainer Schwaiger könnte das im schweizerischen Wengen (13. bis 15. Januar) der Fall sein.
So richtig zufrieden mit seinem Comeback war Dreßen aber auch ungeachtet der neuerlichen Verletzung noch nicht. Hatte sich Rang acht in Lake Louise „angefühlt, wie nach Hause kommen“, folgten anschließend in den Abfahrten in Beaver Creek (USA) Platz 24 und nun in Gröden mit Handicap der 45. Platz. „Im Moment fühle ich mich beim Rennen fahren noch nicht so ganz daheim, weil es noch nicht so ganz funktioniert wie ich mir das vorstelle. Ich mache halt noch ein bisschen zu viele Fehler“, gestand er.
Für den Bundestrainer ist das nicht überraschend. Während Dreßens Abwesenheit habe sich der Sport weiterentwickelt. „In gewissen Passagen ist er absolute Weltklasse und auf diesen technischen Abschnitten hat sich im Abfahrtssport vieles getan in den letzten Jahren. Dafür ist er einfach noch nicht bereit“, sagte er. Es sei nun wichtig, dass Dreßen auch schwere Abfahrten wie in Beaver Creek wieder fahre. Das könne man im Training nicht simulieren. „Die Realität kommt am Wochenende“, sagte Schwaiger.
Im Sinne der Belastungssteuerung plädiert der Bundestrainer dafür, dass sich Dreßen ganz der Abfahrt widmet und auf Super-G-Rennen verzichtet. „Wenn wir seine Karriere noch so lange wie möglich in die Länge ziehen wollen, müssen wir sehr vernünftig mit seiner Belastung umgehen“, sagte er. Den Super-G solle er fahren, wenn es gehe, sich sonst aber voll fokussieren auf die Abfahrt. „Das gibt ihm mehr Erholungszeiten. Ich hoffe einfach, dass sukzessive sich das ganze System wieder an die Belastung gewöhnt. Aber jetzt müssen wir einfach vernünftig und smart agieren“, betonte Schwaiger.
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