Ein Hubschrauber, der ein Pärchen beim Sex aufspürt, ein Dieb, der mit Militärfahrzeugen davonbraust - und ein gar nicht so geheimnisvoller „Voodoo”-Fluch: Die Polizei hatte 2023 in Westmittelfranken nicht nur mit kritischen Lagen zu kämpfen - sondern auch mit allerlei skurrilen und absurden Einsätzen.
Wer sich fragt, mit welch banalen Anliegen die Beamten sich immer wieder beschäftigen müssen, für den liefert ein Vorfall aus Ansbach die geeignete Steilvorlage: Eine besorgte Mutter meldete sich im Oktober bei der Inspektion, weil ihr 13 Jahre alter Sohn sich weigere, aufzustehen und zur Schule zu gehen. Da Teenager in diesem Alter in Deutschland schulpflichtig sind, rückten daraufhin Polizisten an, um „den 13-Jährigen von der Sinnhaftigkeit eines Schulbesuchs zu überzeugen“, was ihnen auch gelang.
Deutlich krimineller war derweil die Sachlage bei einem Einsatz im September nahe Rothenburg: Eine dreiste Diebesbande hatte unglaubliche 20 Lkw-Ladungen Split an der A7 gestohlen. An mehreren Tagen verschwanden rätselhafterweise unbemerkt insgesamt über 500 Tonnen Split von der Baustelle.
Weniger Rätsel hinterlässt dafür ein Fall aus Ansbach: Im August brachte ein Unbekannter eine 21-Jährige um rund 400 Euro, indem er behauptete, sie und ihre Familie verflucht zu haben. Der Täter kontaktierte die junge Frau über Instagram. Sie könne den Voodoo-Fluch brechen, wenn sie ihn mit Karten für die Spieleplattform Steam bezahle, behauptete er. Komme sie dieser Forderung nicht nach, würde ihr und ihrer Familie schlimmes Unheil widerfahren. Die 21-Jährige bezahlte den Unbekannten seit Jahresanfang etwa zehn Mal mit Karten im Wert von 20 bis 50 Euro. Das summierte sich auf etwa 400 Euro.
Apropos Flüche: Die fielen vermutlich im Mai am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga in einer Familie in Rothenburg zuhauf. Weil der FC Bayern nämlich doch noch Meister wurde, flippte ein Dortmund-Fan völlig aus. Dabei zerlegte er das Auto seines Schwiegervaters. Am Ende waren nicht nur Fußballherzen gebrochen - sondern auch etliche Autoscheiben des beteiligten Familienmitglieds.
Einen ungewöhnlichen Fund machte eine Spaziergängerin im September in Illesheim. Am Straßenrand wucherten mehrere Cannabispflanzen vor sich hin. Die Gewächse hatten schon eine „erstaunliche” Höhe von mehr als 150 Zentimetern erreicht.
Eine ähnliche Entdeckung machten außerdem im Dezember Beamte der Ansbacher Verkehrspolizei in einem Waldstück bei Zellrüglingen, einem Ortsteil von Weihenzell. Wie die Polizei mitteilte, stießen die Beamten dort auf Müllsäcke voller Cannabisgewächse. Rund 20 Kilogramm nicht abgeernteter Pflanzen samt Wurzelballen befanden sich in den Säcken. Diese hatte einer oder mehrere Täter offenkundig in dem Wald entsorgt.
Den Forst als Schauplatz für verborgene Tätigkeiten hatte sich im August auch ein Pärchen erkoren. Das erotische Abenteuer der beiden in Wald bei Ansbach löste einen großen Polizeieinsatz aus. Bewohner des Ortsteils Ziegelhütte hatten Lärm aus dem Wald gehört, den sie als Hilfeschreie interpretierten. Daraufhin untersuchten mehrere Streifen das Gebiet.
Nach eineinhalb Stunden spürte die Besatzung eines Polizeihubschraubers dann zwei Personen auf. Die Beamten am Boden stellten dann schnell den wahren Auslöser des Lärms fest: Das Pärchen, eine 32-Jährige und ein 36-Jähriger, hatten „die lauen Sommertemperaturen genutzt, um sich lautstark im Wald zu vergnügen”, berichtete die Polizei damals.
Ebenfalls im Unterholz spielte sich ein weiterer Einsatz im August ab - mit allerdings unschönem Höhepunkt. Bei Lichtenau war eine Kuh beim Verladen entkommen, ein Landwirt rief die Polizei. Mehrere Streifen machten sich auf die Suche und entdeckten die Kuh in der Nähe des Golfplatzes in Lichtenau. Dort fand gerade ein großes Turnier mit 80 amerikanischen Golfern statt, das unterbrochen werden musste.
Nachdem laut Polizei alle Versuche, das Tier einzufangen, fehlschlugen und die „aggressive“ Kuh Richtung A6 unterwegs war, griffen die Beamten zur Waffe. Trotz zweier Treffer lief die Kuh aber zunächst noch weiter. Erst der fünfte Schuss brachte ein Ende.
Einen tierischen Angriff aus der Luft erlebte derweil ein 49-Jähriger im Juli. Der Mann war beim Dinkelsbühler Ortsteil Radwang mit dem Fahrrad unterwegs, als sich plötzlich ein größeres Tier, vermutlich ein Raubvogel, aus der Luft näherte und ihn angriff. Der Vogel soll sich in der rechten Schulter festgekrallt haben. Als der Mann versuchte ihn wegzustoßen, geriet er ins Schlingern und stürzte über den Lenker. Dabei verletzte sich der 49-Jährige an einer Hand und musste ins Klinikum Dinkelsbühl gebracht werden. Der „tierische Unfallverursacher“ konnte nicht ausgemacht werden.
Ganz menschlicher Natur war dagegen das Unglück, das einem 89-Jährigen im Juli bei Ansbach ereilte. Der Senior wollte mit dem Auto eine damalige Umleitung bei Obereichenbach durch eine Abkürzung umgehen. Doch die Route entpuppte sich schließlich als eine circa einen Kilometer lange Irrfahrt durch den Wald. Der Mann fand keinen Weg mehr aus dem Wald und verständigte schließlich die Polizei per Notruf.
Doch damit nicht genug: Über drei Stunden dauerte es, bis das Handy des Seniors dann doch von der Integrierten Leitstelle Ansbach geortet werden konnte und die Polizei den Mann wohlauf in einem Waldstück bei Külbingen, einem Gemeindeteil von Petersaurach fand.
Die Beamten fuhren das Auto des Seniors aus dem Wald heraus und übergaben im Anschluss den Fahrzeugschlüssel und den 89-Jährigen an eine Berechtigte. Den Sachschaden an seinem Auto schätzt die Polizei auf rund 10.000 Euro.
Mit einer völlig aberwitzigen Irrfahrt fiel zudem dieses Jahr ein 21-Jähriger auf - und das gleich zweimal. Zum ersten Mal geriet der junge Mann schon 2020 ins Visier der Polizei, als er mit einem gestohlenen Bagger mehrere Löcher im Waldgebiet Feuchtlach bei Ansbach aushob. Im März diesen Jahres machte er dann eine Spritztour mit einem Radlader, den er auf einer Baustelle in Ansbach gestohlen hatte. In einem Waldgebiet bei Meinhardswinden konnte der Radlader über einen eingebauten GPS-Sender geortet werden. Der Dieb hatte sich festgefahren und saß mit 1,7 Promille Alkohol im Blut in der Fahrerkabine, als die Streifenpolizisten eintrafen.
Im August schlug der selbe Tater erneut zu und klaute ein Militärfahrzeug der US-Armee. Ein Zeuge wunderte sich über einen Humvee bei Ergersheim (Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim), in dem eine bewusstloser junger Mann lag. Der Wagen stammte aus der Shipton-Kaserne in Ansbach-Obereichenbach. Nicht die einzige Aktion: Bereits 2021 stahl der Dieb aus der Shipton-Kaserne und aus der Bismarck-Kaserne je einen dieser geländegängigen Wagen, die in ihrer zivilen Version unter dem Namen Hummer bekannt sind.