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Veröffentlicht am 28.04.2023 04:32

So wird das Eigenheim unabhängiger von externer Energie

Für die Dämmung einer Fassade gibt es unterschiedliche Optionen - Steinwollplatten sind eine davon. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn)
Für die Dämmung einer Fassade gibt es unterschiedliche Optionen - Steinwollplatten sind eine davon. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn)
Für die Dämmung einer Fassade gibt es unterschiedliche Optionen - Steinwollplatten sind eine davon. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn)

Ein Haus, das nur die Energie verbraucht, die es selbst produziert - das klingt vor allem in Zeiten mit hohen Energiekosten fantastisch. Aber auch ein sogenanntes Nullenergiehaus kann eine völlige Autarkie meist nicht leisten.

„Das sind oft reine Werbeversprechen, in der Praxis schaffen es die wenigsten Häuser ganz ohne fremde Energie“, sagt Arne Kruft vom Bundesverband Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker in Berlin. Warum dann die Bezeichnung Nullenergiehaus? So wird ein Gebäude genannt, dessen Jahresbilanz aus durchschnittlicher gekaufter Energie und selbst erzeugter Energie ausgeglichen ist.

Das funktioniert zum Beispiel mit einer großen Photovoltaikanlage am Gebäude. Sie erzeugt im Sommer viel Solarstrom. Sogar so viel, dass der Haushalt diesen nicht selbst vollständig aufbrauchen kann. Daher wird er ins Netz für andere Bezieher eingespeist.

Im Winter aber sieht es anders aus: Die Photovoltaikanlage produziert in den dunkleren Monaten mit schlechtem Wetter nicht genug Strom, um etwa eine Wärmepumpe so anzutreiben, dass sie das Haus heizen und mit Warmwasser versorgen kann. Der Haushalt muss also Energie dazukaufen.

Nur die Jahresbilanz muss stimmen

Ob ein Gebäude ein Nullenergiehaus sein kann, ist also erst mal eine Rechnung, von der man sich nicht täuschen lassen darf. „Im Sommer den überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen und ihn im Winter teuer wieder einzukaufen, erzeugt nur eine saisonale Illusion, aber keine niedrigen Heizkosten“, sagt Georg Dasch, Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts in Straubing. Sinnvoller sei es, grundsätzlich den Autarkiegrad des Hauses zu erhöhen.

Das gelingt, indem man einerseits so viel wie möglich von der selbst erzeugten Energie nutzt. Andererseits sollte das Haus möglichst wenig Energie verbrauchen, vor allem im Winter.

Tipp 1: Energiebedarf senken

„Die wichtigste Voraussetzung für einen geringen Energieverbrauch ist eine gute Dämmung des Gebäudes“, sagt Carsten Clobes, Leiter des Regionalbüros Kassel des Verbands Privater Bauherren. „Dann bleibt ein Großteil der selbst erzeugten Wärme im Haus und es muss nicht viel zugeheizt werden.“

Dazu gehört die Dämmung der Fassade, des Dachs und auch zum Beispiel offen liegender Rohre in kalten Kellerräumen. Auch ein Fenstertausch im Altbau kann unter Umständen sinnvoll sein.

Tipp 2: Solarstrom speichern

„Auf Strom aus dem Netz kann man nicht verzichten - vor allem nicht im Winter, wenn die Sonneneinstrahlung für die eigene Stromerzeugung nicht ausreicht“, sagt Carsten Clobes. Ein guter Langzeitspeicher für die selbst produzierte Energie kann aber den Eigenverbrauch erhöhen.

„Zum Beispiel ist es möglich, den überschüssigen Strom von der hauseigenen Photovoltaikanlage über eine effiziente Elektrolyse in Wasserstoff umzuwandeln und einzuspeichern“, sagt Energieberater Arne Kruft. „Durch den Einsatz von Brennstoffzellen kann die Energie später wieder verfügbar gemacht werden.“ Allerdings sei so eine Lösung noch sehr teuer.

Günstiger sei es derzeit, Wärmeenergie zu speichern. Eine entsprechende Anlage sei „eine verhältnismäßig preiswerte und langlebige Möglichkeit, überschüssigen Solarstrom zu speichern“, so der Experte für Solaranlagen, Georg Dasch. Sie könne auch eine Lösung für Bestandsbauten sein, von Öl oder Gas wegzukommen. „Dort lohnt sich oft keine Wärmepumpe, weil zu hohe Vorlauftemperaturen nötig sind“, sagt der Experte.

Alternativ biete sich eine große Solarthermieanlage in Verbindung mit einer Biomasseheizung, etwa mit Pellets, an. Besonders effizient sei die Nutzung einer Kombination aus Photovoltaik für die Stromproduktion und Solarthermie für die Bereitstellung von Wärme für Heizung und Wasser zu nutzen, so Dasch.

Für ein möglichst autarkes Haus sollten laut Arne Kluft fünf bis 15 Prozent Mehrkosten im Vergleich zu den Ausgaben für ein Standard-Effizienzhaus eingeplant werden. Ob und wann sich die Investitionen rechnen, hängt davon ab, wie sich die Energiepreise entwickeln. Bleiben sie auf hohem Niveau, amortisieren sich die Kosten schneller.

© dpa-infocom, dpa:230427-99-469843/4


Von dpa
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