Ein 60 Kilo schwerer und tiefgefrorener Dönerspieß - eine solche Fracht dürfte noch nie an Bord einer deutschen Präsidentenmaschine bei einer Auslandsreise gewesen sein.
Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Mittag mit einem Airbus A350 der Flugbereitschaft der Bundeswehr in Istanbul landete, brachte er genau das mit - und den dazugehörenden Imbissbuden-Besitzer. In dritter Generation betreibt Arif Keles in Berlin seinen Döner-Imbiss. Steinmeier nahm ihn und eine Reihe weiterer Gäste als Beispiele für deutsch-türkische Migrationsgeschichten mit.
„Jemand aus dem Bundespräsidialamt hat mich angerufen, er wollte auf einen Kaffee vorbeikommen und hat mir von der Idee erzählt, mich mit auf den Staatsbesuch zu nehmen. Ich dachte nur: Was für eine Ehre!“, sagte Keles vor Beginn der Reise dem „Stern“. Nach der Landung machte er sich auf den Weg in die Sommerresidenz des deutschen Botschafters, wo er am Abend seinen Döner bei einem Empfang den Gästen servieren will. Keles ist in Berlin kein Unbekannter - bei ihm kehrten auch schon mal die Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft ein.
Dass Keles mitsamt seinem Döner mit Steinmeier eingeflogen kam, war auch Thema in türkischen Medien und diente vor allem als Fundgrube für Überschriften. Die Zeitung „Hürriyet“ schrieb etwa: „Überraschung von Steinmeier: Er kommt mit 60 Kilo Döner in die Türkei.“ Das Online-Portal „T24“ kommentierte: „Steinmeiers ungewöhnlicher Besuch - Döner und mehr“. Und im Online-Medium „Diken“ war zu lesen: „Döner-Diplomatie: Deutscher Präsident in der Türkei.“
Der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu sagte Keles, er sei dankbar für die Reise: „Das ist sehr schön.“ Er brachte neben dem Dönerspieß auch die Soßen mit. In der Türkei wird Döner oft als Portion zusammen mit Reis gegessen. Verschiedene Soßen, die den Döner im Fladenbrot in Deutschland ausmachen, gibt es in der Türkei so nicht.
Unter den weiteren Gästen war beispielsweise Belit Onay, Sohn türkischer Einwanderer und seit 2019 Grünen-Oberbürgermeister von Hannover. Oder der Schauspieler Adnan Maral, geboren in Ostanatolien, mit zwei Jahren nach Deutschland gekommen und in Frankfurt am Main aufgewachsen. Bekannt wurde er unter anderem durch die Vorabendserie „Türkisch für Anfänger“. Mit in die Türkei reiste auch Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz (SPD), deren Eltern Anfang der Sechzigerjahre aus Istanbul gekommen waren und sich als Kaufleute in Hamburg niedergelassen hatten.
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