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Stellt Westmittelfranken den neuen Bischof?

Gabriele Hoerschelmann ist beruflich weit in der Welt herumgekommen. Derzeit ist sie in Neuendettelsau tätig.  (Foto: Martin Miseré)
Gabriele Hoerschelmann ist beruflich weit in der Welt herumgekommen. Derzeit ist sie in Neuendettelsau tätig. (Foto: Martin Miseré)
Gabriele Hoerschelmann ist beruflich weit in der Welt herumgekommen. Derzeit ist sie in Neuendettelsau tätig. (Foto: Martin Miseré)

Von vier Kandidaten, die Heinrich Bedford-Strohm als bayerischen evangelischen Landesbischof beerben wollen, stammen zwei aus Westmittelfranken: der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker (56) und Gabriele Hoerschelmann (54), Direktorin des landeskirchlichen Partnerschaftszentrums Mission EineWelt in Neuendettelsau.

Auf der Wahlliste im Rennen um das Bischofsamt in der bayerischen Landeskirche stehen außer Gabriele Hoerschelmann und Klaus Schlicker die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski (47) und der Münchner Regionalbischof Christian Kopp (58). Die Wahl findet am 27. März statt. Ins Amt eingeführt wird der neue Landesbischof oder die neue Landesbischöfin im November.

Sollte Gabriele Hoerschelmann, die Wahl für sich entscheiden, wäre sie die erste Frau im Landesbischofsamt. Die 54-Jährige ist in der Welt herumgekommen. Auch in ihrem jetzigen Job als Direktorin des landeskirchlichen Partnerschaftszentrums Mission EineWelt in Neuendettelsau geht es international zu. Seit 2015 leitet sie mit ihrem Mann Hanns Hoerschelmann Mission EineWelt.

Für eine weltoffene Kirche

Innerkirchlich und vor allem in den Reihen der mehr als 100 Synodalen war es ein offenes Geheimnis, dass die Theologin Interesse am Landesbischofsamt hat. Sie steht für eine weltoffene Kirche, gilt als theologisch liberal und setzt sich für die Belange der Partnerkirchen in aller Welt ein.

Hoerschelmann hatte schon immer ein Faible für die weltweite Dimension von Kirche: Ihrem Vikariat in Coburg hängte sie ein Auslands-Vikariat beim Weltkirchenrat (ÖRK) in Genf an. Von 2004 bis 2015 lebte sie mit ihrer Familie in Hongkong und bildete am Lutherischen Theologischen Seminar den Nachwuchs mit aus. Sie ist seit 2020 Mitglied der Landessynode sowie Beisitzerin im Synodenpräsidium der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

So profiliert und vernetzt Hoerschelmann innerkirchlich ist – nach außen bekannt ist sie über ihr Arbeitsfeld von Mission EineWelt oder die Synoden von Landeskirche und EKD hinaus nur wenig. In den sozialen Medien ist sie viel weniger präsent als die anderen Kandidaten. Sie hat als einzige noch keinen Instagram-Account.

Klaus Schlicker ist der theologisch Konservative im Kandidaten-Quartett. Er ist mit 56 Jahren der zweitälteste Kandidat und war bis vor wenigen Jahren über seinen regionalen Wirkungskreis hinaus wenig bekannt. Das änderte sich aber, als er 2020 in die Landessynode gewählt wurde. Mittlerweile sitzt er im Landessynodalausschuss, der zwischen den Synodaltagungen die Geschäfte der Synode übernimmt.

Ruhiger Gesprächspartner

Schlicker wurde 1967 in Wassertrüdingen geboren. Mit seinen 56 Jahren kann er die volle zehnjährige Amtszeit, die ein Landesbischof nach der aktuellen Kirchengesetzeslage hat, noch ausfüllen. Seinen beruflichen Weg begann er nach seinem Studium in Erlangen, Rom und Tübingen als Vikar in Geslau, von 1999 bis 2004 war er Referent des Ansbach-Würzburger Regionalbischofs. Ab 2005 war Schlicker Pfarrer in Wieseth, ehe er 2012 Dekan in Windsbach wurde. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

Weggefährten beschreiben ihn als ruhigen Gesprächspartner. Aber auch als einen, der im richtigen Moment die richtigen Fragen stellt – selbst wenn sie wehtun. In der Synode gilt der Dekan als Verfechter der Kirche vor Ort, als Fürsprecher für die Kirchengemeinden. Er hat aber auch ein Herz für die überregionalen kirchlichen Einrichtungen, insbesondere wenn sie in ländlichen Regionen verortet sind: Als Dekan war er etwa auch Vorsitzender des Kuratoriums des Windsbacher Knabenchors.

Die Liste der Kandidaten für die Nachfolge von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm wurde von einem Kirchenparlaments-Ausschuss erstellt. Insgesamt hatte es 26 Vorschläge gegeben. Selbst bewerben kann man sich für das Bischofsamt nicht. Anregungen können von kirchlichen Gremien oder Institutionen sowie von Mitgliedern der Synode gemacht werden. Der Wahlvorschlag, also die Liste mit den Kandidierenden, wird der Staatsregierung vorgelegt. Diese darf Kandidierende ablehnen. Diese Verpflichtung ergibt sich aus dem Staatsvertrag zwischen Bayern und der Landeskirche aus dem Jahr 1924. Erst wenn es grünes Licht von allen Seiten gibt, wird der endgültige Wahlvorschlag beschlossen und veröffentlicht.

Daniel Staffen-Quandt (epd)

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