Wenn der Winter naht, geht der Garten in den Winterschlaf. Jetzt heißt es, die Beete und Flächen durchzuarbeiten. Beim herbstlichen Aufräumen sollte der Fokus jedoch nicht auf Ordnung und Winterschutz liegen, sondern vielmehr auf der Schönheit der Gartenbilder in der kalten Jahreszeit und der Versorgung der Lebewesen im Garten. Experten geben Tipps, wie man den Garten im Winter für Mensch und Tier schön gestaltet.
Bezogen auf die Ästhetik sollte man das Hauptaugenmerk auf die Gartenbereiche richten, die vom Haus aus gut einsehbar sind. „Das Fenster mit Blick in den Garten zählt zu den wichtigsten Perspektiven für eine Gartengestaltung“, sagt Thilo Schröer, Gartenplaner aus Osnabrück. „Die Besonderheit im Winter liegt darin, dass man Blühendes und Besonderes möglichst nah an das Fenster platziert“, so der Gartenplaner.
Seine Devise lautet: Je dunkler die Blüte, desto näher gehört sie ans Haus. Eine rotblühende Zaubernuss wie die Sorte 'Feuerzauber' erkennt man beispielsweise nur schlecht, wenn sie zu weit vom Fenster entfernt ist. Hellere Blüten dagegen setzen sich auch mit größerer Entfernung durch.
Das A und O sind die Strukturen der Pflanzen in den Wintermonaten. Dabei stehen strukturstarke mehrjährige Pflanzen wie das Süßholz und die Mittelmeer-Wolfsmilch im Vordergrund. Sie werden keinesfalls vor dem Winter abgeschnitten, damit sie ähnlich wie Sonnenhut und Brandkraut für Abwechslung sorgen. Die Pflanzen tragen bei Schnee attraktive weiße Käppchen.
„Mich faszinieren im Winter besonders die Gräser“, sagt Maria Luer, Gartenbauingenieurin aus Heidgraben. Imposante Horste von Pampasgras mit den weißen Blütenständen und Chinaschilf setzen Akzente und betonen die Struktur des Gartens. Thilo Schröer bezeichnet sie als Statement-Pflanzen, die hervorragend als Blickfang in ein Beet oder als Kulisse gepflanzt werden können. Auch an den Blütenständen vom Federborstengras bildet sich Raureif und verleiht dem Garten winterlichen Glanz.
Eine wichtige Rolle spielen auch Gehölze. Wenn das Laub herabgefallen ist, tritt die Borke in den Vordergrund. Hier sind Ahorn-Arten wie der Zimt-Ahorn und der Schlangenhaut-Ahorn wichtige Vertreter. „Eine besonders schöne Borke hat auch der Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauch“, sagt Thilo Schröer.
Eine Besonderheit ist der Sibirische Hartriegel, der mit seinen rotrindigen Trieben intensiv leuchtet. Damit die Farbe gut zur Geltung kommt, ist ein regelmäßiger Schnitt im Frühjahr wichtig. Je älter die Triebe werden, desto stärker verholzen sie und verlieren das leuchtende Rot.
Weitere Farben bringen die Winterblüher ins Spiel. Es sind Stauden, die der Kälte trotzen. Die Gartenform des Amur-Adonisröschens etwa zeigt an frostfreien Tagen bereits ab Januar sattgelbe Blüten. An halbschattigen, feuchten Plätzen fühlt sich der Frühblüher wohl. Gartenbauingenieurin Maria Luer empfiehlt, die Pflanzstelle zu markieren, da das Laub der Pflanze bereits im Juni einzieht und sie nicht durch Bodenbearbeitung gestört werden sollte.
Eine weitere früh blühende Pflanze ist das Frühlings-Alpenveilchen. „Besonders gut kommt es zwischen laubabwerfenden Gehölzen zur Geltung“, so Maria Luer. Die Blütezeit beginnt noch vor den Schneeglöckchen und Winterlingen. Für die Gestaltung mit diesen kleinen Schönheiten empfiehlt Gartenplaner Schröer die flächige Verwendung. „Lässt man Schneeglöckchen und Winterlinge verwildern, kommt die Farbe gut zur Geltung.“ Weitere Winterblüher sind die Helleborus-Arten.
Die Christrose zeigt schon vor Weihnachten die weißen Blüten. Lenzrosen bringen erst ab Februar Weiß, Rot und Rosa in vielen Schattierungen ins Spiel. Darüber hinaus zählen sie zu den immergrünen Stauden. Gartenbauingenieurin Luer hat einen Tipp: „Im Januar empfiehlt es sich bei den Lenzrosen die Blätter abzuschneiden, dann sieht die Pflanze attraktiver aus und die Blüten kommen besser zur Geltung.“
Wer Grün im winterlichen Garten inszenieren will, sollte zu Bergenien greifen. Die Stauden sind wenig anspruchsvoll und bei manchen Sorten färben sich die Blätter vom Herbst bis zum Frühling sogar rot oder orange. Im zeitigen Frühjahr erscheinen die kräftigen Stiele mit den glockenförmigen Blüten in Weiß, Rosa und Rot. Weitere wintergrüne Stauden sind die Golderbeere und einige Storchschnabelarten, die wie die immergrünen Seggen zum Winter nicht zurückgeschnitten werden.
Als Nadelgehölze schenken Eiben und Kiefern dem Garten besondere Akzente in den Wintermonaten. Sie sind präsent, mitunter auch dominant. Daher würde der Gartenplaner sie nur in Maßen einsetzen.
Thilo Schröer empfiehlt, auf Duft im Winter zu achten: „Himalaya-Schleimbeere, Mahonien und die Zaubernuss-Sorte 'Pallida' bringen ein feines Parfüm ins Spiel.“ Auch der Japanische Papierbusch duftet fein. Er braucht einen geschützten Platz und eine feucht-frische Erde, die reich an Humus ist.
So entsteht ein winterlicher Garten der nicht nur für den Betrachter voller Schönheit steckt, sondern auch den Tieren im Garten abwechslungsreiches Futter und schützende Rückzugsräume bei Kälte bietet.
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