Erst gemeinsam beten, dann sirrt die Nadel der Tätowierer: Nach einem Gottesdienst des Bistums Osnabrück haben sich Menschen in der Kirche kostenlos ein christliches Tattoo stechen lassen. Mit der ungewöhnlichen Aktion in der Osnabrücker Johanniskirche wollte das Bistum die Menschen neugierig auf den Glauben und die katholische Kirche machen. „Wenn Glaube unter die Haut geht“, lautete das Motto des Tages. Das Projekt wird vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken gefördert.
„Tattoos sind nicht einfach nur ein Schmuck oder Accessoire“, hatte Martina Kreidler-Kos, Leiterin der Abteilung Seelsorge im Bistum Osnabrück, vor dem Gottesdienst der Deutschen Presse-Agentur gesagt. „Mit den Tätowierungen verbunden sind Erfahrungen, zum Beispiel Trauer oder Verbundenheit, also Lebensgeschichten. Wir erhoffen uns, darüber in einen Dialog zu kommen.“
Die 56 Jahre alte promovierte Theologin ließ sich auch selbst ihr erstes Tattoo stechen - das Taukreuz als Zeichen ihrer Verbundenheit zur Spiritualität der Franziskaner. „Ich trage dieses Zeichen schon als Schmuckstück immer, also ich kenne es gut, und jetzt freue ich mich, dass es mir unter die Haut gehen wird“, sagte sie unmittelbar vor der Tätowierung in der Kirche.
Nach Bistumsangaben ist in Deutschland jeder fünfte Mensch tätowiert. Zur Auswahl beim Tattoo-Gottesdienst standen verschiedene christliche Symbole wie Kreuze oder Motive wie eine Flamme oder eine Friedenstaube. Neben den professionellen Tätowierern sollten auch Menschen, die bereits tätowiert sind, vor Ort sein und ihre Geschichten erzählen. Für Kinder gebe es Klebe-Tattoos, hieß es vorab.
Die Theologin Kreidler-Kos sagte, sie habe sich keine Gedanken darüber gemacht, ob es wehtue. „Schön war die Reaktion meiner Söhne, die sagten: „Das ist ja typisch, wenn Mama sich tätowieren lässt, muss es in einer Kirche sein.”“
Geleitet wurde der Gottesdienst von dem bereits tätowierten Pfarrer Frank Kribber. Er ist Gefängnisseelsorger des Bistums Osnabrück. Vor der Johanniskirche sollte zudem der „Durchkreuzer“ stehen, ein umgebauter Kleinbus, der sonst zum Beispiel auf Musikfestivals unterwegs ist. Junge Menschen können sich dort ausruhen, ihr Handy aufladen und ins Gespräch kommen, wenn sie wollen. Der „Durchkreuzer“ habe eine Brückenfunktion, sagte Kreidler-Kos. Er lade diejenigen ein, die sich nicht in die Kirche herein trauten.
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