Honig hat als reines Naturprodukt einen guten Ruf. Doch mit der Reinheit ist das so eine Sache, wie ein aktueller Produkttest zeigt. „Die Qualität der Honige geht im Großen und Ganzen in Ordnung“, bilanziert die Zeitschrift „Öko-Test“ (Ausgabe 11/2022 ) zwar. Doch fanden die Experten in den beauftragten Speziallaboren vereinzelt auch Verunreinigungen, Pestizidrückstände, genveränderte Pollen und Fremdzucker.
Auffällig am Gesamtergebnis: Nur Honige mit Bio-Siegel erhielten die Note „sehr gut“ oder „gut“ – von den 19 Produkten trifft das auf immerhin acht zu. Allerdings befanden sich unter den sechs mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ getesteten ebenfalls Bio-Honige. In zwei Produkten fand sich Zuckersirup, der „Öko-Test“ zufolge per Gesetz im Honig verboten ist. Ob bei der Zufütterung der Bienen mit Zucker oder Sirup nur geschlampt oder der Honig tatsächlich gestreckt wurde, lasse sich aber kaum beurteilen.
Für Honigfreunde ebenfalls schwierig wird es, wenn sie auf gentechnisch veränderte Pflanzen-DNA verzichten wollen. Denn diese muss erst ab einem Gehalt von 0,9 Prozent auf der Verpackung gekennzeichnet werden. Im mit 2,99 Euro pro 500 Gramm billigsten Honig wurden gleich mehrere solcher Pflanzenbestandteile gefunden, darunter Soja – „mangelhaft“ ist das Ergebnis.
Zur Gesamtnote „ungenügend“ führten in einem konventionell erzeugten Rapsblüten-Honig Spritzgifte, darunter mit „erhöhtem Gehalt“ das Pestizid Thiacloprid, das seit 2021 in der EU nicht mehr zugelassen ist.
Laut Europäischer Chemikalienagentur (ECHA), die mit der EU-Kommission und den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten zusammenarbeitet, um bedenkliche Stoffe zu ermitteln, stehe es in Verdacht, die Fruchtbarkeit zu schädigen. Thiacloprid sei als „vermutlich krebserregend“ eingestuft, schreibt „Öko-Test“.
In einem „ungenügenden“ Honig einer bekannten Marke fanden die Tester zudem „starke Verunreinigungen“, die sich als „leicht bräunlicher Untergrund“ zeigten. Aufpassen sollten Honigliebhaber auch bei dem Begriff „Akazienhonig“ auf dem Etikett: Denn so darf ein Honig bereits genannt werden, wenn mindestens 20 Prozent der Pollen von der Pflanze stammen. Ausgerechnet der mit 12,68 Euro pro 500 Gramm teuerste Testkandidat, ein „mangelhafter“ Bio-Honig, wies nur 5 Prozent auf.
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