Vom Netflix-Keller ins Rampenlicht: Kim Riedle wird ARD-Cop | FLZ.de

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Veröffentlicht am 20.12.2024 08:02

Vom Netflix-Keller ins Rampenlicht: Kim Riedle wird ARD-Cop

„Jetzt plötzlich, durch die Emmy-Preisverleihung, sind überall sehr viel Bilder von mir in der Welt.“ (Foto: Carsten Koall/dpa)
„Jetzt plötzlich, durch die Emmy-Preisverleihung, sind überall sehr viel Bilder von mir in der Welt.“ (Foto: Carsten Koall/dpa)
„Jetzt plötzlich, durch die Emmy-Preisverleihung, sind überall sehr viel Bilder von mir in der Welt.“ (Foto: Carsten Koall/dpa)

Wer Kim Riedles hinreißendes Lachen hört, vergisst einen kurzen Augenblick lang, wofür Millionen Menschen diese Schauspielerin kennen. 

In der finsteren Netflix-Serie „Liebes Kind“ spielte sie eine Frau, die von einem Entführer in einem unterirdischen Verlies gefangen gehalten wird. Ihre Figur Lena, deren wahre Identität sich erst im Laufe der Serie entpuppt, wird vom Verbrecher im Keller emotional und sexuell brutal missbraucht. 

„Es passiert jetzt vieles zeitversetzt“

„Liebes Kind“ war ein deutscher Welterfolg. Die Serie gewann vor wenigen Wochen einen International Emmy. Und für die Berlinerin Kim Riedle steht schon die nächste Hauptrolle an: Am 26. Dezember steigt sie bei der ARD-Reihe „Kommissar Van der Valk“ als Ermittlerin ein.

„Es passiert jetzt vieles zeitversetzt“, sagt die 42-Jährige im dpa-Interview fast ein bisschen ungläubig. „Die Serie „Liebes Kind” ist vor über einem Jahr herausgekommen. Jetzt plötzlich, durch die Emmy-Preisverleihung, sind überall sehr viele Bilder von mir in der Welt: Bilder aus der Serie und natürlich die Bilder der Preisverleihung. Auf einmal ist die Aufmerksamkeit auf mich gerichtet.“ 

Das hat wohl auch mit der PR-Strategie von Netflix zu tun. Der Streamingdienst vermarktete 2023 zwar offensiv die Thrillerserie, hielt dabei aber Riedle eher im Hintergrund. Offensichtlich geschah das, damit nicht zu viel zu schnell über die Identität ihrer Figur heraus kam. Riedle: „Das ist sehr ungewohnt, aber es ist irgendwie wirklich schön, dass jetzt noch mal so eine Welle kommt. Und dass die eigene Arbeit irgendwie auch anerkannt wird, ist ein schönes Gefühl.“

Sie will nicht unbedingt bekannt sein, sondern gut

Kim Riedle ist seit fast 20 Jahren im TV-Geschäft und hat sich hart nach oben gearbeitet. Nach der Schauspielschule hat sie beim Theater in Castrop-Rauxel die Emilia Galotti gespielt, in München Shakespeare aufgeführt, bei der ARD-Soap „Verbotene Liebe“ Dreh-Erfahrung gesammelt. „Ich glaube, das hat mir eine gute Arbeitsdisziplin gebracht und eine Vertrautheit mit der Kamera. Und ich glaube, dass man so auch besser werden kann. Und das war mir auch immer wichtiger als bekannt zu werden: Ich will gut sein in meinem Beruf.“

Ihre Rollen wurden mit der Zeit immer ein wenig größer und wichtiger für die Handlung. Zuletzt wurde sie immer wieder gern als Frau besetzt, die im Leben einiges durchmachen muss und eher einsam ist - Figuren wie die Sex-Arbeiterin Camilla im Berliner „Tatort“-Krimi „Das Opfer“. In dem ZDF-Krimidrama „Die Stille am Ende der Nacht“ wird sie im Februar 2025 eine Mutter spielen, die offensichtlich seit Jahren unschuldig wegen Totschlags im Gefängnis sitzt.

Ihre Figuren müssen viel überleben 

Sind ihr zu oft Opferrollen angeboten worden? Riedle spricht lieber von Menschen, die etwas überleben: „Die Figuren, die ich spiele, haben schon gemein, dass sie alle irgendwie eine große Kraft und gleichzeitig eine große Fragilität haben, was zwei Pole sind, die sicherlich sowieso in mir ruhen.“

Sie möchte möglichst unterschiedliche Rollen spielen, wünscht sich Abwechslung. „Ich springe so tief rein in meine Figuren. Wenn ich dann nur Rollen wie zum Beispiel die in „Liebes Kind” spiele, jemanden, der so viel überleben und sich durch sowas durchkämpfen muss, kann ich mich irgendwann einweisen lassen, glaube ich. Das geht nicht.“ Riedle hat während des Netflix-Drehs viel Kampfsport getrieben, um negative Energie ihrer Figur abzuleiten.

Die Polizistin Kalie Tenkers, die sie am 26. Dezember (21.45 Uhr) im ARD-Krimi „Kommissar Van der Valk: Verloren in Amsterdam“ spielt, ist da ganz anders. Die Ex-Freundin des Titelhelden (Marc Warren), die zum ersten Mal auftaucht, fetzt sich mit ihm am laufenden Band. Riedle hofft auf weitere Auftritte in der Reihe.

„Kalie ist jemand, der sehr souverän und schlagfertig ist“, so die Berlinerin. Eine sehr physische Rolle. „Jemand, der Menschen beschützen kann, eine Polizeiausbildung hat und wirklich kämpfen kann. Es fühlt sich sehr empowernd an, muss ich sagen, so jemanden zu spielen. Und macht großen Spaß.“ In der ersten Folge mit ihr geht es im Amsterdam-Krimi um den Mord an einem Kronzeugen.

Amsterdam-Krimi war Urlaub für ihre Seele

Ihr Dreh zum „Kommissar Van der Valk“-Krimi sei fast eine Art Urlaub gewesen, nachdem sie zuletzt in anderen Rollen „emotional sehr viel tragen musste“, wie sie sagt. „Trotzdem ist Kalie Tenkers aber eine sehr vielschichtige, melancholische Figur, die geheimnisvoll ist. In ihr spiegelt sich Van der Valk wider: Sie ist auch so ein einsamer Wolf, der sehr autark ist, sich handeln kann, physisch wie verbal.“ Riedle hätte gern noch viel mehr Kampfkunst gezeigt. „Ich wünsche mir für die neue Staffel unbedingt ein paar richtige Actionszenen.“ 

Wo wir gerade bei Wünschen sind: „Ich würde gern mehr unterschiedliche Genres ausprobieren. Ich hätte wahnsinnig Lust, einen Liebesfilm zu drehen im Stil von „Der Geschmack von Rost und Knochen”. Ich bin schon sehr im Drama zu Hause und bin da auch gern zu Hause. Wobei, so eine richtig gute schwarze Komödie fände ich natürlich auch mal toll. Einen anderen Muskel mal bedienen, würde mir Spaß machen. Ein Science-Fiction-Film wäre irgendwann toll.“

© dpa-infocom, dpa:241220-930-323408/1


Von dpa
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