Krieg, Tod und religiöser Fanatismus – dieser albtraumhafte Dreiklang bildet die Basis des Tabletop-Universums „Warhammer“. Seit den 1980er Jahren entwickelt der britische Hersteller Games Workshop Strategiespiele, in denen die Fans Miniaturen von Soldaten und Monstern über die Spieltische jagen.
Mit dem Erfolg kamen unzählige Videospiel-Ableger. Eines davon war das Action-Spiel „Warhammer 40.000: Space Marine“, abgekürzt auch „Warhammer 40k: Space Marine“, aus dem Jahr 2011. Jetzt steht der zweite Teil in den Startlöchern. Die Geschichte spielt rund 100 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils.
Hauptfigur Titus ist dank lebensverlängernder Implantate immer noch als Elitesoldat der Space Marines im Dienst. Frieden ist in diesem Universum undenkbar, denn irgendwo dringen ständig Dämonen aus einer anderen Dimension in die Welt seines Imperators ein, um das Chaos über das Universum zu bringen.
Als auf einem Planeten ein geheimnisvolles Artefakt die ultimative Waffe zu sein verspricht, beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit. Titus steckt wieder einmal mittendrin und stellt sich nicht nur dem Bösen, sondern auch seiner eigenen Vergangenheit.
Saber Interactive inszeniert diese düstere Geschichte als geradliniges Actionspiel aus der Schulterperspektive, die vor allem Fans anspricht. Wer hier wen angreift, woher sogenannte Maschinengötter kommen oder wer eigentlich der Böse ist, wird für Neueinsteiger im Warhammer-Universum zunächst rätselhaft bleiben.
Auch dient der unkritische Umgang mit Krieg, Hurra-Patriotismus und religiösem Fanatismus nur als Mittel, um möglichst spektakuläre Action-Szenen zu inszenieren. Zeit zum Nachdenken haben die Spieler kaum. Es geht Schlag auf Schlag. Ein blutiges Schlachtfeld löst das Nächste ab.
„Warhammer 40k: Space Marine 2“ ist im Vergleich zu aktuellen Spielen, die mit großer offener Spielwelt und unzähligen Nebenaufgaben protzen, erfrischend altmodisch. Man folgt mit seinen Marines einfachen Aufgaben, die einen über drei Planeten führen. Es geht durch den Dschungel oder durch Festungen.
Meist muss man Informationen beschaffen, Personen beschützen oder einfach nur die Stellung halten. In manchen Momenten kann man auch eine alternative Mission wählen, die die Geschichte aus einer anderen Perspektive zeigt. Eine spielerische Abwechslung bringt dies aber kaum.
Es gibt im Story-Modus keine Erfahrungspunkte, um die Kraft zu steigern und die Waffen können nicht verbessert werden. Die Spieler können lediglich die Waffen wechseln: mal ein Granatwerfer, dann eine Strahlenkanone oder ein Scharfschützengewehr.
Das große Spektakel erwartet die Spieler auf großen Schlachtfeldern, wenn sich futuristische Panzer und Infanterie den Dämonen entgegenstellen und die Marines mit Jet-Packs durch die Lüfte düsen.
Oft stehen die Spieler mit Titus und seinen beiden Kameraden hunderten Gegnern gegenüber. Flinke, unförmige Aliens kriechen aus Löchern oder große zähnefletschende Monster stürzen sich auf die Spieler. Da hilft nur noch schnelles Ausweichen, Zielen und nachladen.
Um Munition zu sparen, stürzt sich Titus auch gerne mit Kettenschwert oder Kriegshammer in die Meute, um mit einfachen Kombinationen die Feinde zurückzuschlagen. Raffiniert ist das nicht, sondern grob und vor allem blutig. Die Jugendfreigabe (USK) ab 18 „verdient“ das Spiel zu Recht.
Das Besondere: Man muss die Abenteuer nicht allein bestehen. Im Koop-Modus kann man online das Abenteuer gemeinsam durchspielen oder sich in Teams im „Player vs. Player“-Modus duellieren. Die Fans können dabei verschiedene Charakterklassen vom robusten Verteidiger bis zum flinken Aufklärer wählen.
Hier gibt es auch Erfahrungspunkte und Aufwertungen für die Waffen. Die enorme Popularität des Spiels kurz nach dem Release garantiert volle Server und kurze Wartezeiten. Bereits jetzt wurden neue Spielmodi für die Zukunft angekündigt.
Das Spektakel hat seinen Preis. Besonders auf Konsolen geht die Technik bei der pausenlosen Action in die Knie. Dann hilft nur der Wechsel in den „Performance“-Modus. Bei diesem glitzern die Rüstungen nicht so schön und einige Details fehlen, aber das Spiel läuft flüssiger. Wer „Space Marine 2“ ohne Kompromisse spielen will, muss auf einen leistungsstarken PC setzen.
Ohnehin werden nur große „Warhammer 40k“-Fans dieses Abenteuer würdigen. Der eigenwillige Stil des Originals wurde vom Entwicklungsstudio perfekt eingefangen und bei den zahlreichen Verweisen auf die Geschichte des Warhammer-Universums schnalzen die Fans mit der Zunge.
Schade, dass die Story in Kriegs-Pathos ertrinkt und die Action spielerisch einfallslos bleibt. Nur wer sich gerne mit Freunden in unkomplizierte Videospielschlachten stürzen will, hat an „Warhammer 40k: Space Marine 2“ wochenlang seinen Spaß.
„Warhammer 40.000: Space Marine 2“ ist für Windows, Playstation5 und Xbox Series erschienen. Es kostet rund 60 Euro und ist ab 18 Jahren freigegeben (USK).
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