Der Knoten scheint geplatzt: Mit Rückkehrer Nico Sturm, den ersten WM-Toren von NHL-Star JJ Peterka und dem höchsten WM-Sieg seit 22 Jahren hat Vize-Weltmeister Deutschland wieder Kurs auf das Viertelfinale genommen.
Die bislang beste Turnierleistung führte im tschechischen Ostrava zur 8:1-Gala (2:0, 5:1, 1:0) gegen den WM-Dritten Lettland. Annähernd so hoch hatte Deutschland zuvor noch nie gegen die Letten bei einer Weltmeisterschaft gewonnen.
„Es hätte nicht besser laufen können“, jubelte NHL-Angreifer Nico Sturm von den San Jose Sharks bei ProSieben. Der Stanley-Cup-Sieger von 2022 hatte bei den beiden 1:6-Klatschen zuletzt gegen die Titelfavoriten USA und Schweden angeschlagen gefehlt und war schmerzlich vermisst. Mit seiner Bullystärke, entscheidenden Puckgewinnen und Entschlossenheit an der Bande ging er wieder voran und setzte im letzten Drittel (45. Minute) den Schlusspunkt zum auch in dieser Höhe verdienten Sieg.
Auch bei Peterka, der im vergangenen Jahr zum besten WM-Stürmer gekürt worden war, lief es gegen Lettland rund. Zwei Treffer steuerte der Angreifer der Buffalo Sabres (26./36.) bei. „Natürlich war ich frustriert die letzten Spiele“, bekannte Peterka bei MagentaSport. „Heute sind wir als Mannschaft richtig, richtig gut aufgetreten.“ Die weiteren Tore erzielten vor 8652 Zuschauern Dominik Kahun (6.), Kai Wissmann (19.), Leonhard Pföderl (21.), Parker Tuomie (23.) und Marc Michaelis (31.).
„Das hat viel mit den letzten Tagen zu tun. Wir haben da viel zusammen gesessen“, sagte Peterka. Die Pleiten gegen die USA und Schweden hatten auch im Team Spuren hinterlassen. „Wichtiger als das Ergebnis war heute die Art und Weise“, meinte Sturm. Vor den noch ausstehenden Vorrundenpartien sind die Aussichten auf das Minimalziel Viertelfinale nun glänzend und das Selbstvertrauen deutlich gestiegen. Nächster Gegner ist am Freitag (16.20 Uhr/ProSieben und MagentaSport) Kasachstan. Danach folgen die Spiele gegen Aufsteiger Polen und Frankreich. „Es wird jetzt nicht einfach in den nächsten Tagen“, warnte Sturm und auch der Berliner Meisterverteidiger Wissmann sagte: „Wir dürfen jetzt nicht zu hoch fliegen.“
Doch mit sechs Punkten aus vier Spielen kann sich das Team von Bundestrainer Harold Kreis in den nächsten drei Spielen sogar noch einen Ausrutscher leisten. Spielt die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes aber so weiter und gewinnt auch die nächsten drei Spiele, würde sich die Ausgangslage für die K.o.-Spiele deutlich verbessern.
Gegen die Letten, gegen die es zuvor nur WM-Siege mit maximal zwei Toren Unterschied gegeben hatte, lief es in der Abwehr deutlich besser als zuletzt und im Angriff nahezu perfekt. „Wir haben es natürlich enger erwartet, aber wir haben auch die Chancen eiskalt genutzt“, sagte Wissmann, der mit einem starken Solo zum 2:0 getroffen hatte.
Der Vize-Weltmeister war gnadenlos und kannte auch mit Kristers Gudlevskis vom deutschen Vize-Meister Bremerhaven im lettischen Tor kein Pardon. Gudlevksis ließ sich nach dem vierten Gegentor von Straubings Tuomie entnervt auswechseln. Doch auch NHL-Keeper Elvis Merzlikins aus Columbus hatte kein Glück und bekam noch vier Tore eingeschenkt
Rund 1000 deutsche Fans in Ostrava kamen aus dem Jubel nicht mehr heraus. Das 1:7 durch Markuss Komuls sorgte bei den rund 4000 lettischen Anhänger nur für kurze Freude (40.). Im Schlussdrittel bewiesen sie Galgenhumor angesichts der bitteren Lehrstunde und zelebrierten auf den Rängen die Welle.
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