Wohin entwickelt sich Scheinfeld? | FLZ.de

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Veröffentlicht am 24.05.2022 07:17

Wohin entwickelt sich Scheinfeld?

Aktuell und in den nächsten Jahren weitet sich die Besiedlung westlich des Stadtkerns (und südlich von Grappertshofen) merklich aus. Ob das auch darüber hinaus so bleiben soll, ist eine der Fragen, die mit dem neuen Flächennutzungsplan beantwortet werden sollen. (Foto: Andreas Reum)
Aktuell und in den nächsten Jahren weitet sich die Besiedlung westlich des Stadtkerns (und südlich von Grappertshofen) merklich aus. Ob das auch darüber hinaus so bleiben soll, ist eine der Fragen, die mit dem neuen Flächennutzungsplan beantwortet werden sollen. (Foto: Andreas Reum)
Aktuell und in den nächsten Jahren weitet sich die Besiedlung westlich des Stadtkerns (und südlich von Grappertshofen) merklich aus. Ob das auch darüber hinaus so bleiben soll, ist eine der Fragen, die mit dem neuen Flächennutzungsplan beantwortet werden sollen. (Foto: Andreas Reum)

Die Zukunft Scheinfelds liegt im Westen. Jedenfalls hatte sich Bürgermeister Claus Seifert das bisher so ausgemalt. Aber stimmt das überhaupt? Dem wollte das Stadtoberhaupt selbst einmal näher auf den Grund gehen und nahm dazu bei einer Klausurtagung die Stadträtinnen und -räte mit ins Boot.

Entschieden wurde dabei noch nichts, betont Seifert im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Fraktionen sind aufgefordert, sich in den nächsten Wochen vertiefte Gedanken zu machen. Im Juli sollen konkretere Entscheidungen fallen. Erklärtes Ziel ist es, einen neuen Flächennutzungsplan in Auftrag zu geben.

Solch ein Flächennutzungsplan ist – zumindest formal – die Grundlage jedweder anderen Bauleitplanung, also insbesondere für neue Wohn- oder auch Gewerbegebiete. Aktuell wächst Scheinfeld tatsächlich im Westen: im Neubaugebiet „Talaue 2“, an das sich zeitnah schon das nächste („Am Mittelwald 2“) anschließen soll.

Auch für ein von allen Ratsfraktionen als dringend nötig erachtetes neues Gewerbegebiet ist ein Bereich im Westen, an der Staatsstraße nach Markt Bibart, im Gespräch. Aber da, so erklärte Seifert, fängt die Diskussion schon an: Denn Hohlweiler liegt in der Nähe, und da wäre fürs selbe Gebiet auch eine Wohnbebauung plausibel.

Ein bisschen wie Sprachunterricht

Bei der Klausurtagung, an der neben fast allen Ratsmitgliedern auch Stadtbaumeister Hans Pongratz und die neue Hauptverwaltungsmitarbeiterin Lisa Lorenz teilnahmen, gab es für die Räte eine gute Portion Theorie. Lorenz erläuterte die Begrifflichkeiten, mit denen in der Bauleitplanung gearbeitet wird, und welche übergeordneten Aspekte berücksichtigt werden müssen. Derlei ist wichtig, um im Ratsgremium „eine Sprache sprechen“ zu können, findet Seifert auch mit Blick darauf, dass fast die Hälfte der Ratsmitglieder in der laufenden Wahlperiode völlige Neulinge sind.

Es wäre beispielsweise schwierig oder gar planungsrechtlich unmöglich, das Grappertshöfer Talaue-Wohngebiet allzu nah ans bestehende Hochregallager heranrücken zu lassen. Denn dieses steht in einem Industriegebiet. Zwischen zwei so unterschiedlichen Bereichen wie Industrie und Wohnanlage genügt es nicht, auf der Karte einfach nur eine Grenzlinie zu ziehen. Da muss auch tatsächlich ein räumlicher Puffer dazwischen sein, erläutert Seifert und räumt ein, dass dies auch für ihn eine neuere Erkenntnis sei.

Einer der übergeordneten Aspekte ist zudem der bayerische Landesentwicklungsplan, der derzeit überarbeitet wird. Endgültig beschlossen ist er zwar noch nicht. Einige Grundzüge sind jedoch klar: Wachstum soll hauptsächlich in den Kernorten stattfinden, also dort, wo die Infrastruktur am meisten zu bieten hat: Schulen, Ärzte, Bushaltestellen, Einkaufsmöglichkeiten...

Keine Vorratshaltung auf den Dörfern

Da können die Ortsteile bestenfalls punktuell mithalten. Das bedeutet dann auch: Großzügige Baugebiete wird man dort nicht mehr ausweisen können. Für Kornhöfstadt beispielsweise war einst im Nordosten, oberhalb des Friedhofs, ein deutlich weitläufigerer Siedlungsbereich vorgesehen, als aktuell tatsächlich bebaut ist. Das wird wohl so nicht mehr gehen, auch nicht als Vorratshaltung.

Der Bürgermeister versichert aber: Ein organisches Wachstum werde weiterhin möglich bleiben. Einzelne Bauplätze könne man – durch Ortsabrundungs- oder Einbeziehungssatzungen – jedenfalls ausweisen, so wie das bislang schon vielerorts gehandhabt wird.

Neufassung schon ein wenig überfällig

So etwa alle 15 bis 20 Jahre sollte eine Kommune ihre Flächennutzungsplanung grundlegend überarbeiten, erläutert Seifert eine Faustregel. Daran gemessen wäre Scheinfeld schon ein bisschen überfällig. Die aktuelle Fassung stammt laut dem Bürgermeister von 1999. Den neuen Plan wird es frühestens im kommenden Jahr geben. Sicher ist sich Seifert mit dieser zeitlichen Einschätzung jedoch nicht, und auch für Lisa Lorenz ist das ein Stück weit Neuland, bekennt sie.

Klar erscheint aber: Für solch einen Plan holt man sich ein Fachbüro mit ins Boot. Der Job des Ratsgremiums und der Verwaltung ist es, dem künftigen Planer Leitplanken zur Hand zu geben, in welche Richtung es gehen soll. Auf dem großformatigen Plan an der Wand im Sitzungszimmer des Neuen Rathauses kleben dutzende Zettelchen in sechs verschiedenen Farben. Sie markieren, wo die Stadt bislang Handlungsbedarf beziehungsweise Handlungsmöglichkeiten sieht. Die pinken Markierungen stehen fürs Wohnen, erläutert Lorenz, die gelben für Gewerbe, die grünen für Natur. Recht viele aber sind hellblau, was laut der Verwaltungsfachfrau für allgemeine Themen steht.

Der Flächennutzungsplan ist und bleibt ein zwar ein nötiger, aber doch nur grober Anhaltspunkt. Es passiert immer wieder mal, dass ein konkretes Vorhaben nicht vom Gesamtplan gedeckt ist. So musste zum Beispiel vor ein paar Jahren für den Discount-Markt am Verkehrskreisel die dortige Widmung als Industriegebiet zurückgenommen beziehungsweise geändert werden. Ob im neuen Flächennutzungsplan ein Ersatz für diese weggefallene Industriefläche geschaffen werden soll und kann, wird eine der zu treffenden Entscheidungen sein.

Aktuell wurde für die angekündigte Freiflächen-Solarstromanlage im Eckstall das dortige Grünland in ein Sondergebiet umgewidmet. Und auch weil es doch etliche solcher markanten Abweichungen vom vor über zwanzig Jahren aufgestellten Plan gibt, halten Seifert und Lorenz eine grundlegende Überarbeitung für sinnvoll.


Andreas Reum
Andreas Reum
Redakteur
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