Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) rief am gestrigen Maifeiertag auch in Ansbach zu einer Demonstration auf. Bei der anschließenden Kundgebung wurden aktuelle Streitthemen benannt. IG-Metall-Vertreter Jan Körper warnte vor den Feinden der Demokratie.
Trillerpfeifen und vereinzelte Hupen waren Jan Körper nicht genug. „Wir sind zu leise, das geht am 1. Mai nicht“, ruft er den Fahnenträgerinnen und Demonstranten am Ende der Bischof-Meiser-Straße durch ein Megafon zu. Allzu lange hielten die Sprechchöre aber nicht an, vielleicht auch deswegen, weil die Forderungen, die die Gewerkschafter am Tag der Arbeit 2024 auf die Straße brachten, so breit gefächert sind, dass sie durch kein Megafon passen.
„Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“ lautet das diesjährige Motto des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum 1. Mai. Doch bei der Versammlung in Ansbach geht es neben diesen drei Pfeilern auch um den Kampf gegen Rechts, die Europawahl und die Vereinbarkeit von Klima- und Arbeitnehmerschutz. Mit den Worten: „Alles hängt mit allem zusammen“ zitiert Körper in seiner Rede am Martin-Luther-Platz Alexander von Humboldt.
Doch bevor es dazu kam, vertraten die Demonstrierenden vom Schlossplatz aus vorbei am Karlsplatz und durch das Herrieder Tor ihren Standpunkt zunächst zu Fuß. Flaggen von Verdi, DGB und IG Metall, aber auch von Grünen und SPD wehten bei strahlendem Frühlingswetter im Wind.
Wieso dieser Auftritt für den DGB so wichtig ist, erklärte Stephan Doll, Geschäftsführer des DGB Mittelfranken, im Gespräch mit der FLZ. Doll beklagte den Mangel an Kinderbetreuung, forderte leichtere Arbeitsmöglichkeiten für Geflüchtete und ein Bekenntnis des Freistaats und der Kommunen zur Tarifbindung. Die von Union und FDP geäußerte Meinung, das Bürgergeld treibe Leute aus der Beschäftigung, bezeichnete Doll als „völlig lächerlich“. Er sieht darin einen Versuch, die Menschen gegeneinander auszuspielen.
Nicht weniger kritisch waren die Worte Benjamin Kießlings, Verbandsvorsitzender des DGB Ansbach, der mit seiner Rede die Kundgebung eröffnete. Frauen in Ansbach seien überproportional von Armut betroffen, die FDP wolle eine Umverteilung von unten nach oben fördern und der örtliche Landtagsabgeordnete Andreas Schalk streite „lieber um ein Genderverbot als dafür, dass es in den Schulen nicht rein regnet.“ Besonders deutlich beschwerte sich Kießling über die Anhebung der Kita-Gebühren, die teils „im Hinterzimmer“ durchgesetzt worden sei.
Letzteren Vorwurf wies Oberbürgermeister Thomas Deffner zurück „In der Demokratie muss man auch damit leben, dass Dinge entschieden werden, die einem nicht gefallen“, hielt er entgegen. Es sei nichts „im Hinterzimmer“ passiert, denn die Erhöhung der Kindergartengebühr sei mehrheitlich vom Stadtrat beschlossen worden. Deffner übte in seiner Rede Kritik an der Krankenhausreform des Bundesgesundheitsministers, die für den ländlichen Raum ein Risiko darstelle.
Nach einem Beitrag der DGB-Jugend folgte die Rede des ersten Bevollmächtigten der IG Metall Westmittelfranken, Jan Körper. Dieser wies daraufhin, dass laut einer Studie 58 Prozent der Überstunden im Jahre 2023 unbezahlt blieben. Deshalb rügte er die Idee der FDP, Arbeitsanreize durch steuerbefreite Mehrarbeit zu setzen. Körper warnte, dass schlechte Arbeitsbedingungen Demokratiefeinden Tür und Tor öffneten: „Der Kampf um die gerechte Verteilung ist der Kampf um unsere Demokratie!“