Bayerische Wirtschaft: Vier-Tage-Woche grundsätzlich möglich | FLZ.de

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Veröffentlicht am 17.04.2023 11:13

Bayerische Wirtschaft: Vier-Tage-Woche grundsätzlich möglich

Der vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt bei einer Pressekonferenz. (Foto: Tobias Hase/dpa/Archivbild)
Der vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt bei einer Pressekonferenz. (Foto: Tobias Hase/dpa/Archivbild)
Der vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt bei einer Pressekonferenz. (Foto: Tobias Hase/dpa/Archivbild)

Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) hält eine Vier-Tage-Woche grundsätzlich für möglich. Allerdings warnte sie am Montag davor, dabei die Arbeitszeit zu verkürzen. Stattdessen forderte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt Lockerungen bei der nach deutschem Recht vorgeschriebenen täglichen Höchstarbeitszeit von zehn Stunden. Dies lehnt der Deutsche Gewerkschaftsbund ab.

Grundsätzlich ist die vbw gegen eine Absenkung der Wochenarbeitszeit. Würde diese beim Umstieg auf eine Vier-Tage-Woche ebenfalls um ein Fünftel gekürzt, würde sich der ohnehin gravierende Fachkräftemangel verschärfen, sagte Brossardt. Dies bei gleichbleibendem Lohn zu tun, sei erst recht nicht akzeptabel.

Zur Lösung schlägt der Verband vor, bei der täglichen Höchstarbeitszeit flexibel zu sein. Schaffe man die Zehn-Stunden-Regel ab und orientiere sich „lediglich an der europarechtlich vorgegebenen durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeit von 48 Stunden, eröffnet dies beste Möglichkeiten für eine moderne Arbeitszeitgestaltung“, betonte Brossardt.

Dagegen läuft der DGB Sturm: „Unter keinen Umständen darf eine Vier-Tage-Woche zu einem Anstieg der täglichen Höchstarbeitszeit führen“, warnt der bayerische Landesvorsitzende Bernhard Stiedl. „Es ist wissenschaftlich belegt, dass nach etwa acht Stunden die Effektivität sowie die Konzentration deutlich nachlassen. Im Gegenzug nehmen Ermüdungserscheinungen zu, und die Unfallgefahr steigt.“

Einer Vier-Tage-Woche steht er dagegen positiv gegenüber: Eine verkürzte Arbeitswoche führe zu verringerten Stresswerten und weniger Krankheitstagen. „Sie trägt also zum Gesundheitsschutz bei und wirkt sich positiv auf die Work-Life-Balance aus.“ Davon profitierten am Ende auch die Unternehmen - weil mehr Fachkräfte auch tatsächlich bis zur Rente durchhielten. Zudem zeigten Modellversuche, dass die Produktivität nach einer Stundenreduzierung „durch das gesteigerte Wohlbefinden der Beschäftigten gleichgeblieben und zum Teil sogar angestiegen ist“.

Die vbw wendet sich in der Debatte vor allem gegen eine gesetzliche oder tarifvertragliche Regelung. Wo es betrieblich möglich sei, stünden die Arbeitgeber einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung nicht im Weg. Doch wo dies betrieblich nicht möglich sei, verhindere ein äußerer Zwang „das erfolgreiche Wirtschaften der Unternehmen“, warnte Brossardt.

© dpa-infocom, dpa:230417-99-343041/4


Von dpa
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