Bayern macht Druck: S-Bahn Nürnberg soll bis Markt Erlbach fahren | FLZ.de

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Bayern macht Druck: S-Bahn Nürnberg soll bis Markt Erlbach fahren

S-Bahn statt Dieseltriebwagen nach Markt Erlbach (hier bei Laubendorf): Das würde sich rechnen, sagt der Freistaat. (Archivbild: Johannes Hirschlach)
S-Bahn statt Dieseltriebwagen nach Markt Erlbach (hier bei Laubendorf): Das würde sich rechnen, sagt der Freistaat. (Archivbild: Johannes Hirschlach)
S-Bahn statt Dieseltriebwagen nach Markt Erlbach (hier bei Laubendorf): Das würde sich rechnen, sagt der Freistaat. (Archivbild: Johannes Hirschlach)

Eine S-Bahn nach Markt Erlbach wäre ein Gewinn für die Region: Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie im Auftrag des bayerischen Verkehrsministeriums. Auch weitere Linien in der Metropolregion würden demnach das S-Bahn-Netz Nürnberg stärken.

Was wie eine logische Schlussfolgerung klingt, ist nicht grundsätzlich derart selbstverständlich. Im Gegenteil: Seit Jahren soll die S-Bahn Nürnberg deutlich erweitert werden, das scheitert aber meistens an der Infrastruktur.

Elektrifizierung der Zenngrundbahn muss sich lohnen

Beispiel Zenngrundbahn: Die Strecke müsste zunächst elektrifiziert und an einigen Stellen umgebaut werden, damit die S-Bahn-Züge von Siegelsdorf nach Markt Erlbach rollen können. Das kostet eine Stange Geld, mit Sicherheit einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Entsprechend entscheidend ist es, ob per Studie festgestellt wird, dass sich dieser Aufwand volkswirtschaftlich lohnt. Und eben hier setzen nun die Ergebnisse des Freistaats an: Die ergäben ein Ja, heißt es in einem Presseschreiben. Das sei die Voraussetzung, um später Fördermittel vom Bund zu erhalten.

Auch etwa eine S-Bahn nach Cadolzburg, ein weiterer Ausbau der S6 (Nürnberg-Neustadt), eine S-Bahn nach Gräfenberg und weitere Punkte erhielten laut Pressemitteilung eine positive Bewertung.

„Die ersten Ergebnisse sprechen für sich und unterstreichen, dass wir mit dem 'Ausbauprogramm S-Bahn Nürnberg' die Weichen für die Zukunft richtig stellen”, lässt sich Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) zitieren. Sein Ministerium hatte zuletzt eine „Offensive” gestartet: Der Freistaat geht bei der Planung in Vorleistung, um „möglichst viel Bundesgeld nach Bayern zu holen”.

Der Bund ist für den Ausbau des Schienennetzes zuständig

Und daran liegt am Ende auch die Krux: Für den Aus- und Neubau von Schieneninfrastruktur ist der Bund zuständig. Bayern kann also freiwillig planen, aber die baulichen Maßnahmen muss am Ende auch das Bundesverkehrsministerium wollen (und bezahlen können).

Die Planungsausgaben will Bayern jedenfalls vom Bund zurückbezahlt bekommen. Der nehme nämlich seine Aufgaben „nur unzureichend wahr”, moniert das bayerische Verkehrsministerium. Deshalb sei der Freistaat überhaupt erst in die Bresche gesprungen, „um hier Fortschritte zu erzielen”. Man erwarte, dass der Bund seinen grundgesetzlichen Pflichten nachkomme. Die Schelte am Bund beziehe sich im Übrigen auf die Ampel-Bundesregierung, präzisiert das Ministerium dann noch auf FLZ-Nachfrage.

Eine S-Bahn nach Markt Erlbach und Cadolzburg sowie der Ausbau der S6 werden allerdings schon lange gefordert – auch schon zu Zeiten, in denen die CSU den Bundesverkehrsminister stellte. Bereits Anfang der 2010er Jahre untersuchte eine „Korridorstudie Sektor West” den Nahverkehr westlich von Nürnberg. Doch die Ergebnisse wurden hinfällig. Denn solange Bund und Bahn keine Klarheit schufen, wie stark der Bahnknoten Fürth umgewühlt werden soll, machten weitere Studien keinen Sinn.

Alles hängt am dritten Gleis Fürth–Siegelsdorf

Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert: Der S-Bahn-Verschwenk durchs Knoblauchsland ist vom Tisch. Der Güterzugtunnel durch Fürth befindet sich inzwischen in Planung, das seit Jahrzehnten angedachte dritte Gleis zwischen Siegelsdorf und Fürth auch. Langfristig erwogen wird auch eine ICE-Neubaustrecke von Fürth nach Würzburg. Auf dieser Basis konnten nun die neuen Studien des Freistaats erfolgen. Das bestätigt Bayerns Verkehrsministerium auf Anfrage.

Dass nun zeitnah die ersten S-Bahnen pendeln, braucht allerdings niemand erwarten. Ausbauplanungen im Schienenverkehrssektor ziehen sich. Bevor das dritte Gleis ab Siegelsdorf endlich liegt, ist die Strecke Würzburg–Nürnberg zu überlastet für einen dichteren Nahverkehrstakt.

Und ohne Strom auf der Zenngrundbahn kommt kein Elektrotriebzug dort entlang. Alternativ käme auch ein Einsatz von Hybrid-Fahrzeugen in Betracht, die nicht elektrifizierte Abschnitte per Akku (oder Brennstoffzellen) überwinden. Ob ein solches Konzept in die Studien eingeflossen ist, geht aus den Zwischenergebnissen des Freistaats nicht hervor.

Die Zenngrundbahn (hier bei Laubendorf) gilt in Mittelfranken als Kandidat für eine Elektrifizierung. Laut Koalitionsvertrag sollen in Bayern mehr Strecken verstromt werden. (Foto: Johannes Hirschlach)
Die Zenngrundbahn (hier bei Laubendorf) gilt in Mittelfranken als Kandidat für eine Elektrifizierung. Laut Koalitionsvertrag sollen in Bayern mehr Strecken verstromt werden. (Foto: Johannes Hirschlach)

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Johannes Hirschlach
Johannes Hirschlach
Redakteur für Digitales
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